Der Kicker ist nur der Anfang

Wie die besten Arbeitgeber die Unternehmenskultur fördern

28.12.2018 von Alexandra Mesmer
Sind ein Kicker oder die Massage im Büro schon verlässliche Zeichen für eine gute Unternehmenskultur? Eher nicht, meinen ausgezeichnete Arbeitgeber, die an vielen Schrauben drehen, damit sich die Mitarbeiter wohlfühlen.

"Unternehmenskultur bedeutet viel mehr, als in der Gemeinschaftsküche einen Kicker und ­einmal pro Woche Kuchen ­bereit­zustellen", sagt Christoph Kull, Geschäftsleiter Marketing und Vertrieb bei Workday. Die Kultur zeige sich darin, wie das Management mit den Mitarbeitern und die Mitarbeiter miteinander umgingen und wie sich die Belegschaft Kunden gegenüber verhalte (Firmenporträt Workday).

Zu schnelles Wachstum kann Arbeitskultur verändern

Doch die Unternehmenskultur verändert sich stetig, nicht zuletzt, wenn ein Unternehmen stark wächst. Darum hat das Software- und Beratungshaus QAware aus Münchnen, das binnen weniger Jahre seine Mitarbeiterzahl verdoppelte und wiederholt zum besten Arbeitgeber gewählt wurde, die Reißleine gezogen. Lineares Wachstum heißt die neue Route, jedes Jahr sollen maximal zwölf neue Kollegen an Bord kommen. In Trüffelworkshops erarbeiteten sich die Münchner die identitätsstifenden Aspekte und versuchten, sie greifbar zu machen (Firmenporträt QAware).

Wie viel Wachstum verträgt der Zusammenhalt der Mitarbeiter? Diese Frage stellte sich das Münchner Softwarehaus QAware, das schon zum wiederholten Mal beim Great Place to Work Wettbewerb ausgezeichnet wurde.
Foto: QAware GmbH

Was macht die Kultur eines Unternehmens aus? Diese Frage stellen sich auch viele Bewerber, wenn sie die Wahl zwischen mehreren Jobangeboten haben und eine Orientierungshilfe brauchen. Ein Wettbewerb wie "Great Place to Work" kann hier helfen, beruht die Bewertung der Arbeitgeber doch zum großen Teil auf einer anynoymen Befragung der Mitarbeiter in den teilnehmenden Unternehmen.

Laut dieser bescheinigen nahezu 100 Prozent der Befragten ihren Unternehmen eine freundliche Arbeitsatmosphäre. Dazu kann ein gut frequentierter Kicker ebenso beitragen wie spontane Feiern mit Sekt, Smoothies und Snacks. Solche Feten steigen bei MVC Mobile VideoCommunication, sobald ein großer Vertrag abgeschlossen ist (Firmenporträt MVC). GAMBIT Consulting aus Troisdorf begreift sich nicht nur gegenüber seinen Kunden, sondern auch gegenüber den Mitarbeitern als Dienstleister. So organisiert GAMBIT Arzt- und Friseurtermine, bringt wahlweise Päckchen zur Post, Hemden zur Reinigung oder Autos zum Reifenwechseln. Zum "Rundum-Sorglos-Paket" gehört auch, dass Mitarbeiter ihre Arbeitszeit kurzzeitig reduzieren, auch von zu Hause aus arbeiten oder jeden Mittag ins Home Office wechseln, um sich um ihre Kinder zu kümmern (Firmenporträt GAMBIT).

Für Projektron aus Berlin gehören sehr individuelle Arbeitszeitmodelle, darunter Führung in Teilzeit, schon seit jeher zur Firmenphilosophie. Abgerundet wird diese Flexibilität mit einer Notfallbetreuung der Kinder im Büro (Firmenporträt Projektron).

Verständnis für die Kollegen fördert der Cloud- und Hosting-Dienstleister Adacor auf spielerische Weise: Alle vier Wochen legen die Mitarbeiter die Priorisierung ihrer Feature Requests in der Softwareentwicklung nach dem Business-Value-Poker-Modell fest: Sie pokern aus, welcher Anforderung welcher Mehrwert für das Unternehmen zugewiesen wird. Die ermittelten Business-Werte sind dann für den Product Owner Richtschnur, um den nächsten Sprint zusammenzustellen (Firmenporträt Adacor).

Great Places to Work: Die Sieger in der Größenklasse mit 50 bis 100 Mitarbeitern
Great Place to Work: Die Sieger in der Größenklasse mit 50 bis 100 Mitarbeitern
Great Place to Work zeichnet dieses Jahr in der Größenklasse mit 50 bis 100 Mitarbeitern insgesamt 9 Firmen als besten Arbeitsplatz aus. 6 davon stellen sich im Online-Portrait vor.
Platz 9: Adacor Hosting
Alle vier Wochen werden bei Adacor die Priorisierungen von Feature Requests in der internen Softwareentwicklung nach dem Business Value Poker Modell festgelegt und der Mehrwert der jeweiligen Anforderungen ausgepokert – das fördert den Austausch zwischen den Abteilungen und das Verständnis für den Bedarf des anderen.
Platz 8: GAMBIT
Wenn Lebensumstände oder Wünsche es erfordern, können Arbeitszeiten kurzzeitig reduziert werden. Mitarbeiter können auch von zuhause arbeiten oder jeden Mittag ins Home Office wechseln, um sich um ihre Kinder zu kümmern. Gibt es Schwierigkeiten bei der Betreuung, bringen andere Mitarbeiter ihr Kind oder ihren Hund mit zur Arbeit.
Platz 7: MVC Mobile VideoCommunication
Große Vertragsabschlüsse werden spontan mit allen Kollegen gefeiert. Bei Sekt, Smoothies und kleinen Snacks werden alle zusammengerufen, um den Erfolg und die dafür Verantwortlichen besonders hervorzuheben. Die Mitarbeiter der Außenstandorte werden natürlich über Videokonferenz hinzu geschaltet.
Platz 3: Projektron
Bei Ausfall der Betreuung können Kinder mit zur Arbeit genommen werden. Damit sich auch die Kinder am Arbeitsplatz wohlfühlen, gibt es neben einer Krabbelecke für die ganz Kleinen auch Malzeug, einen Kickertisch oder Tischtennisplatten für die größeren Kinder.
Platz 2: Workday
Vierteljährlich beantworten bei Workday Führungskräfte Fragen zu unterschiedlichen unternehmensbezogenen Themen. Die Fragen können von den Mitarbeitenden im Intranet gesammelt und über „Likes“ priorisiert werden. Die am höchsten priorisierten Fragen werden in einem Videobeitrag beantwortet und im Intranet veröffentlicht.
Platz 1: QAware
Zur Pflege der offenen Diskussionskultur im Team, wurde der „QAcircle“ eingeführt: Alle Mitarbeitenden bilden einen Stuhlkreis, die Mainzer Niederlassung setzt sich virtuell dazu. Jeder kann beliebige Fragen an beliebige Mitarbeitende stellen, über alle Hierarchieebenen hinweg. Die Resonanz ist durchweg positiv, auch weil mitunter heikle Themen offen auf den Tisch kommen.

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