Recruiting 2.0

Wie das Social Web im Recruiting weiterhilft

28.10.2011 von Hans Königes
Soziale Netze im Internet bieten Unternehmen viele Möglichkeiten, passende Bewerber auf sich aufmerksam zu machen.
Mario Grobholz, myOn-ID Media: "Mitarbeiter sind eine glaubwürdige Referenz im Netz."
Foto: myOn-ID Media

Eine Basis für die Social-Media-Kommunikation zwischen Unternehmen und Bewerber haben viele Arbeitgeber bereits geschaffen, beobachtet Mario Grobholz, Gründer und Geschäftsführer von myOn-ID Media, einem Anbieter von Social-Media-Content-Management-Systemen. Mittlerweile gebe es "sogar exzellente Facebook-Unternehmensprofile, die dem Employer Branding dienen, und erstklassige Twitter-Accounts, die Human-Resources-Abteilungen für die Personalbeschaffung einsetzen". Allerdings besäßen Unternehmen oft mehrere Profile auf Facebook oder Twitter, so dass der Bewerber nicht eindeutig erkennen könne, welches nun der offizielle Auftritt sei. Grobholz empfiehlt, einen Kreislauf zwischen Facebook, Twitter, LinkedIn, Xing und Co. und der eigenen Firmen-Website herzustellen.

So empfiehlt der Münchner Manager, die eigenen Beschäftigten in die Social-Media-Kommunikation einzubeziehen: "Mitarbeiter sind eine glaubwürdige Referenz und können als authentische Botschafter der Marke ihres Arbeitgebers auftreten." Auch Aktivitäten, mit denen das Unternehmen seine Corporate Social Responsibility (CSR) betone, könnten, authentisch nach außen kommuniziert, helfen, die Sympathie neuer Talente zu gewinnen.

Mitarbeiter- und Bewerber-Newsrooms einrichten

Um die Inhalte von Mitarbeiter-Twitter-Accounts, -Blogs sowie bestehende Unternehmenspräsenzen auf Facebook, Twitter, Youtube, Xing, Linkedin und anderen Social-Media-Plattformen auf der Website unter dem eigenen Markendach zu vereinen, eignet sich laut Grobholz die Einrichtung eines Social-Media-Mitarbeiter-Newsrooms: eine zentrale Seite auf der Website, auf der die jüngsten Blog-Beiträge von Mitarbeitern, Tweets einzelnen Abteilungen oder Kollegen mit Youtube-Videos, die zum Employer Branding gedreht wurden, zusammenfließen. Dieser Newsroom sollte nahtlos in den Karriereteil der Unternehmens-Website integriert werden. Dann erhalten Bewerber einen Überblick über Abteilungen und Mitarbeiter und können durch Kommentar- oder Benachrichtigungsfunktionen den direkten Kontakt zu den potenziellen Kollegen suchen.

Kombinieren lässt sich der Mitarbeiter-Newsroom mit einem Newsroom für Bewerber, meint Grobholz: Stellenausschreibungen auf Xing, Linkedin, Facebook oder Twitter sollten den Bewerber auf die eigene Website zurückführen. Als zentrale Stelle eigne sich der Bewerber-Newsroom, in den alle Informationen aus dem Social Web übersichtlich zusammenfließen. Ebenso sei es sinnvoll, von der Website aus auf jene Orte zu verweisen, in denen sich Bewerber häufig aufhalten: die einschlägigen sozialen Netzwerke.

1. Social Media muss abteilungsübergreifend organisiert werden:
Im Umgang mit Social Media sind "Hobby-Lösungen mit Praktikanten" vorbei. Social Media wird zum Alltag und muss daher abteilungsübergreifend organisiert werden. Der BVDW sieht nicht nur die IT, sondern vor allem auch die Unternehmenskommunikation in der Pflicht.
2. Employer Branding 2.0:
Künftig reicht es nicht mehr, eine eigene Jobbörse auf der Homepage zu schalten und Stellenanzeigen aufzugeben. Bewerber informieren sich in den Netzen über potenzielle Arbeitgeber - und erfahren dabei auch, wie diese von anderen Nutzern bewertet werden.
3. Neue Dynamik in der Produktentwicklung:
Unternehmen lassen immer mehr Informationen in die Entwicklung neuer Produkte und Dienstleistungen einfließen. Social Media liefert Input zur Produktentwicklung und ermöglicht intern wie extern schnelles Feedback. Der BVDW spricht hier von "Adaptive Engineering".
4. Customer-Relationship-Management (CRM) verschmilzt:
Schon in diesem Jahr verschmelzen verschiedener CRM-Bereiche mit Social Media-Komponenten. Leadmanagement, Kundenservice und Kundenbindung sind die ersten Bereiche, in denen Social Media eine zunehmende Rolle spielt.
5. Unternehmen aus der zweiten Reihe springen auf:
2011 werden auch kleinere und mittlere Player auf den Zug aufspringen. Mittelständler, Verbände oder auch Non-Governmental-Organisationen (NGOs) können aus Erfahrungen der "Großen" lernen.
7. Erfolgsfaktor "Social Intelligence":
Social Media Monitoring war bereits voriges Jahr ein großes Thema. Nun geht es darum, Tools weiter zu optimieren. Dabei kreist alles um die Frage, wie und wofür die Daten eingesetzt werden können. Von einer adaptiven Aussteuerung der Kommunikation über die Produktentwicklung bis zur Kundensegmentierung - die Informationen aus dem Social Web bieten viele Möglichkeiten.
8. Auf der Suche nach dem Return on Investment (ROI):
Die Messbarkeit der Maßnahmen gewinnt 2011 an Bedeutung. Bisher mag es ausgereicht haben, dabei zu sein - in Zukunft muss Social Media Ergebnisse erzielen, die messbar sind.
9. Neue Berufsbilder entstehen:
Die Nutzung von Social Media erfordert von den Mitarbeitern neue Fähigkeiten. "Mit Social Media wollen neue Tools und Infrastrukturen bedient werden, zudem muss ein neuer Kommunikationsstil geprägt werden", schreibt der BVDW.
10. Mit dem Launch eines Produktes beginnt die Arbeit erst:
Die klassischen Werbe-Kampagnen reichen nicht mehr aus. Unternehmen nutzen das Engagement und Feedback von Verbrauchern, um an ihren Marken zu arbeiten.

Social-Web-TV kommt

"Es gibt nicht viel, was Emotionen besser transportieren kann als audiovisuelle Medien", ist Grobholz überzeugt. Dort könnten beispielsweise Mitarbeiter auftreten, die von ihrem Job erzählen. Technisch sollten Unternehmen ihr Social-Web-TV-Konzept darauf ausrichten, die eigene Website mit der Videoplattform Youtube zu verbinden. Sinnvoll sei es, die Youtube-Videos in die eigene Website einzubinden, ohne die Besucher von der Seite wegzuverlinken.

Social-Media-Magazin als Infoquelle

Foto: shutterstock.com/Grasko

In einem Social-Media-Magazin aggregieren Firmen darüber hinaus Inhalte aus Blogs, Foren, Facebook, Twitter oder Youtube automatisiert, um sie übersichtlich und optisch ansprechend aufbereitet auf dem iPad oder anderen Tablet-PCs zu präsentieren. "Unternehmen haben so die Möglichkeit, Bewerbern und anderen Interessenten ein Magazin zusammenzustellen, das Informationen zu ihren CSR-Aktivitäten abbildet", sagt Grobholz. Die Redaktion übernimmt das Social Web: Aus dem CSR-Blog, dem Facebook-Account und externen Quellen fließen Informationen zu den CSR-Projekten ein.

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