Aktuelle Weiterbildungstrends

Wie Berater E-Learning nutzen

20.05.2011 von Michael Sudahl
Bearingpoint bietet seinen Beratern neben Präsenzseminaren auch Online-Schulungen und -Bibliotheken: das nutzen Consultants vor allem bei langen Wartezeiten oder im Hotel.

E-Learning ist für Sabine Racky ist das i-Tüpfelchen moderner Weiterbildungsszenarien. Die Diplompsychologin leitet bei Bearingpoint von Frankfurt aus die Personalentwicklung in Deutschland, Österreich und der Schweiz. Sie ist dafür zuständig, dass sich europaweit die 3200 Mitarbeiter, die zu 90 Prozent beim Kunden vor Ort arbeiten, selbständig mittels E-Learning-Angeboten weiterbilden können.

E-Learning als i-Tüpfelchen der modernen Weiterbildung.
Foto: Fotolia, Visual Concepts

Wissen und Informationen sind die Basis des Consulting: Aktuelle Ergebnisse aus Forschung und Praxis in IT- und Prozess-Fragen sowie Management-Themen gehören daher für Bearingpoint-Berater zum Handwerkszeug. Um dieses geistige Kapital frisch und auf dem neusten Stand zu halten, investiert die Beratungsfirma in die Qualifizierung ihrer Mitarbeiter. Das Consulting-Unternehmen, das sich 2009 von der US-amerikanischen Mutter löste und seither als unabhängige Partnergesellschaft weltweit von Europa aus aktiv ist, setzt primär auf Präsenzseminare.

Online-Angebote rund um die Uhr

Bearingpoint kombiniert diese jedoch mit virtuellen Kursen und der Online-Bibliothek "Books24x7" von Skillsoft. Diese Symbiose hat Tradition, weil das Beratungsunternehmen schon E-Learning einsetzte, als es noch mit der Mutter verbunden war. "Fast acht Jahre dauert daher die Zusammenarbeit mit Skillsoft", sagt Racky. Und das in großem Umfang. Weil Bearingpoint 3200 Lizenzen für Kurse und Bibliothek kaufte, haben fast alle Mitarbeiter im deutschsprachigen Raum rund um die Uhr Zugriff auf Fachliteratur und Seminare in den Sparten Desktop Training, Business Skills und IT-Professional.

Sabine Racky leitet die Personalentwicklung bei Bearingpoint.
Foto: Bearingpoint

Dieses Angebot nutzen sehr viele Mitarbeiter, so Racky. Weil alle Angestellten einen Hochschulabschluss haben, seien die Wirtschaftswissenschaftler, Informatiker und Juristen gewohnt, sich selbständig in Themen einzuarbeiten. "80 Prozent unserer Leute haben bereits einen Online-Kurs besucht", sagt die Personalfachfrau. Sie schätzt, dass jeder Berater mindestens einmal im Monat in der virtuellen Bücherei nach Lösungen sucht. Ein enormer Vorteil für das Unternehmen. Zum einen erspart dieser hohe Nutzungsgrad das Anschaffen neuer Literatur - bei Books24x7 sind rund 30.000 Bücher hinterlegt. Zum anderen würden Bearingpoint-Berater Zeit gewinnen, die sie ansonsten investieren müssten, um gedruckte Fachliteratur zu durchforsten. Denn die Books sind mit einer Suchfunktion ausgestattet, die jedes Buch wortweise durchkämmt.

IT-Themen stehen hoch im Kurs

Bei den Kursen sind Management- und - IT-Themen gefragt. Six Sigma-Schulungen, Seminare zur Projektsteuerung oder Oracle- oder SAP-Lernmodule führen die Hitlisten an. Trainings zur Persönlichkeitsentwicklung oder interkulturellen Schulung hingegen bietet Bearingpoint grundsätzlich als Präsenzseminare oder sogar im Einzel-Coaching an. "Unterstützt allerdings von jeweils drei bis vier E-Learning-Kursen und Büchern, die zum Thema passen", wie Racky verdeutlicht. So entstünden spezielle Curricula, die online Lernen mit realem Unterricht verbinden und ergänzen. Alleine in Deutschland stünden etwa 30 solcher Lehrprogramme nur für Softskill-Trainings zu Verfügung.

Dieses Paket aus Klassenzimmertraining und virtuellen Lernmodulen nutzen die Bearingpoint-Mitarbeiter auch, um sich auf IT- und Projektmanangement-Zertifizierungen vorzubereiten. Denn gerade, wenn die Berater abends im Hotel oder beim Kunden Leerzeiten überbrücken müssen, ist das zeit- und ortsunabhängige Lernen eine ideale Ergänzung. "Hier können Inhalte aus den Präsenztrainings vorbereitet oder wiederholt werden", sagt Racky.

Moderierte Online-Seminare sind beliebt

Gut angenommen wird von Bearingpoint auch eine neue Entwicklung im elektronischen Weiterbildungsgeschäft: Bei virtuellen Trainings klicken sich zu festen Terminen Mitarbeiter in eine Online-Lerneinheit ein. Ein Dozent moderiert übers Netz ein Seminar. Die User können wie bei Skype die "Sendung" ansehen und Fragen stellen. Der Fachexperte nimmt diese auf und diskutiert sie während der Schulungseinheit. Diese Form des interaktiven Lernens setzt sich parallel zu Präsenztrainings durch, weil durch den zu sehenden Referenten und die Interaktion eine ganz ähnliche Szenerie wie in einem realen Seminarraum geschaffen wird. Nur, dass eben die Teilnehmer nicht anreisen müssen, sondern vom Arbeitsplatz oder von zu Hause aus mitmachen können.

Als nächstes E-Learning-Projekt starten Racky den Leadership Development Channel von Skillsoft. In dieser Sammlung von Kurz-Videos mit Wirtschaftsautoren, Experten und Top-Managern bekommen Führungskräfte Anregungen für strategische Aufgabenstellungen.

Ohne Werbung geht es nicht

Um E-Learning als Wissensquelle schmackhaft zu machen, nutzt die Personalentwicklung von Bearingpoint verschiedene Kommunikationswege. Neben den klassischen Mails an die Mitarbeiter, in denen die Lernwelt im Netz vorgestellt wird, gibt es im Intranet einen eigenen E-Learning-Bereich. In allen europäischen Niederlassungen der Unternehmensberater hängen zudem Plakate, die für die Nutzung werben. "Als wir Anfang 2010 mit Skillsoft neu starteten, veranstalteten wir zusätzlich Kick-off-Meetings, in denen wir erläuterten, wie, wann und wem E-Learning-Module zur Verfügung stehen", sagt Racky. Dieser Maßnahmenkatalog erhöht die Akzeptanz und schließlich auch die Lernerfolge.