Erfolgreich in der Krise

Wie aus Studenten Gründer werden

27.01.2010 von Hans Königes
Mit ihren Ideen gewannen sie studentische Wettbewerbe. Später gründeten sie damit ihr eigenes Unternehmen. Zwei Erfolgsgeschichten.

Studentische Wettbewerbe geben jungen Entwicklern, Forschern und Managern die Möglichkeit, zu zeigen, wie sie sich die Welt von morgen vorstellen und wie Technik dazu beiträgt, die großen sozialen sowie ökologischen Herausforderungen unserer Zeit zu bewältigen. Mit einem reizvollen Nebeneffekt für die Teilnehmer: "Für uns ist das noch heute eine tolle Erfahrung", sagt Rolf Kluge, einer der Gründer der Smartrunner GmbH. "Die Teilnahme am Imagine-Cup-Finale in Yokohama 2005 ist immer noch eine schöne Geschichte, die wir erzählen können. Auch bei Verhandlungen mit Investoren war das ein guter Einstieg."

Smartrunner nannte sich die deutsche Studentengruppe, die in Yokohama zu den Preisträgern des Hightech-Wettbewerbs Imagine-Cup gehörte.

Er hatte mit seinem Studienkollegen Roman Belter am wohl größten Technologiewettbewerb für Schüler und Studenten der Welt (www.imaginecup.de) teilgenommen, bei dem Microsoft jedes Jahr herausragende studentische Ideen auszeichnet. Als deutsche Landessieger wurden Kluge und Belter im internationalen Finale in Yokohama Vierte.

Die Idee in ein Geschäftsmodell verwandelt

Im September 2009 haben die beiden dann ihre Idee in ein Geschäftsmodell verwandelt und ein Unternehmen gegründet. Der Grundgedanke hat sich seit dem Wettbewerb nicht verändert: Man kombiniere GPS, Smartphones und den Ehrgeiz von Hobbyläufern in einer Software. Smartrunner zeichnet Trainingsstrecken auf, hält die benötigte Zeit, Geschwindigkeit und Kalorienverbrauch fest. Zu Hause kann man diese Daten in Ruhe am Computer auswerten und über www.smartrunner.com mit anderen Sportlern teilen.

2005 waren Belter und Kluge Pioniere im Bereich der Location-based Services und ihrer Zeit voraus. Smartphones waren noch nicht weit genug verbreitet, internes GPS oder externe GPS-Mäuse gehörten eher in den Bereich teuren, exotischen Zubehörs. Während die technische Entwicklung langsam zu ihrer Idee aufschloss, vollendeten die späteren Gründer ihr Studium und profitierten weiter von der Förderung durch Microsoft.

Smartrunner hat von der Teilnahme am Studentenwettbewerb profitiert. "Wir hätten unsere Idee sicher auch ohne den Erfolg beim Imagine-Cup weiterverfolgt", so Kluge. "Aber natürlich hat uns Yokohama einen unglaublichen Schub gegeben. Plötzlich hatten wir Radiointerviews, öffentliches Interesse und die Unterstützung des größten Softwareherstellers der Welt. Das hat uns angetrieben." Heute ist www.smartrunner.com die führende GPS-Streckenplattform in Deutschland. Das ZDF hat über sie berichtet.

Web-Gründer
1. Platz
Der wichtigste Web-Gründer Deutschlands ist <b>Lars Hinrichs</b>, Gründer und Ex-Geschäftsführer der Business-Community Xing. Diese Auszeichnung vergab das Online-Gründermagazin Deutsche-Startups.de. <br/><br/> Die restlichen Top-Ten der wichtigsten Web-Gründer sind . . . .
2. Platz
Ibrahim Evsan von sevenload
3. Platz
Max Wittrock (Mitte) von Mymüsli
4. Platz
Felix Haas von amiando
5. Platz
Sarik Weber von cellity
6. Platz
Thomas Heßler von zanox
7. Platz
Dennis Bemmann von StudiVZ
8. Platz
Heiko Hubertz von Bigpoint
9. Platz
Stephan Uhrenbacher von Qype
10. Platz
Kai Tietjen von Mister Wong

So weit ist das Team "Monkeys in Space Suits" noch nicht. 2008 qualifizierten sich Frank Götz, Florian Leckebusch und Ingo Köster von den Universitäten Paderborn und Münster sowie der Fachhochschule Dortmund in der neu geschaffenen Kategorie "Game Design" für den Imagine-Cup in Paris. 200 Mannschaften hatten Vorschläge eingereicht, nur sechs durften nach Paris reisen.

Das Studententeam 'Monkeys in Space Suits' entwickelte das Spiel Megalopolis und machte sich damit selbständig.

Extra für den Imagine-Cup entwickelten die Studenten das Spiel "Megalopolis". Der Spieler muss eine Stadt aufbauen und möglichst viele Menschen ansiedeln. Das geht nur, indem diese zu wirtschaften beginnen - wofür sie Energie brauchen. Die Herausforderung ist also, die Siedlung mit Energie zu versorgen, ohne die Umwelt dauerhaft zu schädigen. Damit ist das Spiel auf die Zielsetzung des Imagine-Cups ausgerichtet. Die eingereichte Software soll einen Beitrag zur Erreichung der acht Millenniumsziele der UN leisten: die Halbierung der Armut, Schulbildung, Gleichstellung, Kinderschutz, Mutterschutz, HIV-Vorsorge, ökologische Partnerschaften und eben ökologische Nachhaltigkeit.

Wertvolle Tipps von Microsoft-Entwicklern

Bis dahin hatte die kleine Gruppe ein Spiel namens "Attic Attack" entwickelt. Als die Studenten dann aber zufällig auf den Imagine-Cup stießen, erarbeiteten sie die Idee für "Megalopolis" und begannen mit der Umsetzung. Die in Paris gewonnenen Kontakte erwiesen sich anschließend als hilfreich. "Das Academia Team stand uns bei Fragen und auch mal mit Demo-Codes zur Seite", so Leckebusch. "Vor allem aber haben uns die Kontakte zu den Produktentwicklern von Microsoft richtig vorangebracht. Dadurch wurden wir auch animiert, weiterzumachen und Megalopolis als Indie-Game zu veröffentlichen, dazu haben wir unser Team um vier weitere Mitglieder ergänzt, die zum Teil schon Erfahrungen aus der Spielebranche mitbrachten." Von den 2008er Teilnehmern sind die jungen Deutschen die Ersten, die ihr Spiel kommerziell verwertbar weiterentwickelt haben. Im Sommer 2009 wurde es als Indie Game auf dem Xbox Live Marketplace (http://marketplace.xbox.com) veröffentlicht.

"Der Imagine-Cup hat sich in den letzten Jahren als hochklassige Veranstaltung etabliert. Das zeigt neben dem großen Interesse der Teilnehmer auch die Unterstützung durch diverse NGOs und Unternehmen wie Lenovo oder Paramount digital", sagt Said Zahedani, Senior Director Developer Platform & Strategy Group bei Microsoft Deutschland. Das Unternehmen unterstützt Studenten umfassend, informiert auf Roadshows und bietet Workshops zur Einarbeitung in neue Technologien.

Kostenlose Entwicklungs-Tools für Studenten

Im Zentrum der Aktivitäten steht dabei das DreamSpark-Portal. Dort stellt Microsoft allen Schülern und Studenten kostenlose Entwicklungs- und Designer-Tools zur Verfügung. Damit soll interessierten Nachwuchstalenten die Möglichkeit gegeben werden, von Anfang an mit professionellen Werkzeugen zu arbeiten, die auf dem neuesten Stand der Technik sind. Darüber hinaus fördern die Redmonder auch ganze Hochschulen mit dem Programm MSDN Academic Alliance. So können Studenten, Schüler und Lehrkräfte auch weitere Software wie Betriebssysteme oder den Exchange Server nutzen.

Auch die beiden beim Imagine Cup-erfolgreichen Teams konnten durch diese Förderung unter günstigen Bedingungen weiterarbeiten. Megalopolis wurde mehr als 35.000-mal als Demo heruntergeladen, und die Verkaufszahlen der Vollversion stellen die Entwickler völlig zufrieden. Ingo Köster ist durch seine in diesem Projekt gewonnenen Erfahrungen zum Lehrbeauftragten für XNA-Spieleentwicklung an der Fachhochschule Dortmund geworden. Und die Erfolgsgeschichte der Smartrunner ist ebenfalls noch nicht zu Ende geschrieben. Kaum dass Kluge und Belter aus ihrer Idee ein Unternehmen gemacht hatten, folgte auch schon die nächste Auszeichnung. Im Oktober wurde das Startup mit dem Netstart-Award ausgezeichnet. Dieser bundesweite Gründerwettbewerb zeichnete Smartrunner für das beste Gesamtkonzept aus.