Werksschließung: Nokia zahlt 200 Millionen Euro für Sozialplan

09.04.2008
Nokia zahlt insgesamt 200 Millionen Euro für die von der Schließung des Bochumer Nokia-Werkes betroffenen Beschäftigten. Drei Monate nach Bekanntgabe der Schließungspläne haben sich Unternehmen und Betriebsrat am Dienstag auf die Eckpunkte eines Sozialplans geeinigt. Vertreter von Nokia und von der IG Metall zeigten sich mit dem Ergebnis der Verhandlungen zufrieden.

Nokia zahlt 200 Millionen Euro für die von der Schließung des Bochumer Nokia-Werkes betroffenen Beschäftigten. Drei Monate nach Bekanntgabe der Schließungspläne haben sich Unternehmen und Betriebsrat am Dienstag auf die Eckpunkte eines Sozialplans geeinigt. Danach sind 185 Millionen Euro für Abfindungen vorgesehen, weitere 15 Millionen Euro entfallen auf eine Transfergesellschaft. Das Werk wird zum 30. Juni geschlossen. Die knapp 2.300 Mitarbeiter sollen zum 1. Mai freigestellt werden. Sie erhalten durchschnittlich eine Abfindung von 80.000 Euro. Die genaue Verteilung der Abfindungen muss noch geklärt werden.

Die Kündigungsfristen beginnen mit der Werksschließung und liegen zwischen einem und sieben Monaten. Danach gehen die Beschäftigten für maximal zwölf Monate in eine Transfergesellschaft. Zwei Teilbereiche des Werks mit insgesamt 300 Beschäftigten sollen an zwei Firmen verkauft werden. Diese Beschäftigten sollen trotz der Weiterbeschäftigung eine Abfindung erhalten. Weitere Investoren werden gesucht.

Vertreter von Nokia und von der IG Metall zeigten sich mit dem Ergebnis der Verhandlungen zufrieden. "Die Kuh ist vom Eis", sagte die IG Metall-Bevollmächtigte Bochum Ulrike Kleinebrahm vor 250 Beschäftigten, die sich vor der Düsseldorfer Zentrale versammelt hatten. "Wir haben unser Ziel erreicht, eine zufriedenstellende Einigung für unsere Belegschaft herbeizuführen, die sich in die besten bisher getroffenen Vereinbarungen in Deutschland einreiht", sagte die Bochumer Betriebsratsvorsitzende Gisela Achenbach. Die Situation von Familien und Schwerbehinderten werde durch zusätzliche Zahlungen berücksichtigt.

Der finnische Nokia-Vorstand und Aufsichtsratschef von Nokia Deutschland, Veli Sundbäck, sprach von einer vernünftigen, fairen und zufriedenstellenden Lösung. Er betonte, dass Deutschland trotz der Schließung des Werks ein Schlüsselmarkt für Nokia bleiben werde. Auch sei Nokia der einzige Handy-Hersteller, der in Deutschland Forschung und Entwicklung betreibe.

Zum Durchbruch bei den insgesamt sechs Wochen dauernden Verhandlungen um einen Interessenausgleich und einen Sozialplan war es in der sechsten Verhandlungsrunde gekommen. Zuvor hatte das Nokia-Angebot für den Sozialplan noch bei einem Volumen von insgesamt 70 Millionen Euro gelegen. Nokia-Beschäftigte bewerteten das Ergebnis unterschiedlich: "Wir haben das erreicht, was wir wollten", sagte eine Mitarbeiterin. "Ich bin nicht zufrieden", meinte dagegen ein Kollege. Nokia habe über 7 Milliarden Euro Gewinn gemacht. Da seien 200 Millionen Euro für die Bochumer Beschäftigten das Minimum. Die am Dienstag getroffene Vereinbarung soll in den kommenden Wochen offiziell unterzeichnet werden. Am Mittwoch sollen die Beschäftigten in Bochum ausführlich informiert werden.

Der finnische Handy-Weltmarktführer hatte Mitte Januar angekündigt, die Fertigung aus Bochum ins rumänische Cluj zu verlagern, und damit bei Beschäftigten und in der Politik heftigen Protest und eine Diskussion um Subventionen ausgelöst. Über die Rückforderung von insgesamt fast 60 Millionen Euro an Subventionen durch die nordrhein-westfälische Landesregierung sei man noch in Verhandlungen, sagte Sundbäck. Eine Vereinbarung erwarte er aber in einigen Tagen.

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