Branchenvertreter warnen

Werbeagenturen fürchten Googles Offline-Aktivitäten

24.06.2008 von pte pte
Die wachsenden Werbeaktivitäten von IT-Riesen wie Google und Microsoft sorgen für Besorgnis in den Führungsetagen der Werbeagenturen.

Im Zuge des Cannes Lions Festivals kritisierten Vertreter der Branche beispielsweise Googles Vorhaben, künftig Werbeanzeigen neben Yahoo!-Suchergebnissen zu platzieren. Dieser Schritt stärke die Herrschaft des Suchmaschinenriesen über das lukrativste Segment im Bereich Online-Werbung, so das Argument der Agenturenchefs. Darüber hinaus wird ein zunehmendes Eindringen von Google und Microsoft in den traditionellen Werbemarkt befürchtet, berichtet die "New York Times". "Google will ganz klar die Werbeindustrie als Ganzes verändern", meint beispielsweise Cindy Gallop, ehemalige Chefin der Agentur BBH in New York.

Die Agenturen sind gleichzeitig aber auch darauf aus, ihren eigenen Vorteil aus den neuen Werbetools der Technologie-Unternehmen zu ziehen. So investiert etwa die WPP Group jährlich 900 Millionen Dollar ihrer Klientengelder in Google-Suchanzeigen. Für wenig Gegenliebe sorgt indes Microsofts Übernahme des TV-Werbespezialisten Navic Networks. Werbeagenturen würden im Bieterwettbewerb um Firmen wie Navic Networks das Nachsehen haben. "Wir hatten auch Interesse an dem Unternehmen, aber uns fehlten die nötigen Ressourcen", klagt WPP-Chef Martin Sorrell im Zuge einer Diskussionsrunde in Cannes. Zwar haben auch Agenturgrößen wie WPP inzwischen einzelne Onlinewerbespezialisten angekauft, die größten Fische konnten aber bisher Google mit Doubleclick und Microsoft mit aQuantive an Land ziehen.

In Deutschland sieht man die Werbeaktivitäten von Google & Co derzeit noch weitaus entspannter. "Man muss festhalten, dass Online-Werbung überhaupt erst einen geringen Anteil am Gesamt-Werbemarkt hat. Viele Branchen sind im Internet noch überhaupt nicht vertreten", erläutert Volker Nickel, Sprecher des Zentralverbands der deutschen Werbewirtschaft (ZAW), im Gespräch mit pressetext. Wenn Google in Richtung Offline-Werbung gehe, sei außerdem abzuwarten, was der Konzern da erreichen kann. "Immerhin haben Unternehmen wie Google in dem Bereich bislang keine Erfahrung", so Nickel. Zwischen den Medien und den Internetfirmen seien in der Zukunft aber sicherlich Kooperationen möglich. "Was die Agenturen betrifft, so geht es hier um etwas ganz anderes. Diese profitieren überhaupt wenig vom Internet", meint Nickel. Dennoch müssten auch sie versuchen, sich künftig auf den neuen Wettbewerb einzustellen. (pte)