Freiberuflermarkt

Wer sind die Gewinner und Verlierer der Krise?

18.03.2009 von Alexandra Mesmer
Wer nur einer unter 20.000 Java-Entwicklern ist, wird es schwerer haben, an Aufträge zu kommen. Jörg Osarek, Partner des Unternehmensverbunds its-people, empfiehlt Freiberuflern, IT- und Business-Wissen zu verbinden und sich gut zu verkaufen.

CW: Wie wirkt sich die Wirtschaftskrise auf den Freiberuflermarkt aus?

Jörg Osarek: Wie 2003 auch. Es wird mit einer Verzögerung mehr Freiberufler geben, die Projekte suchen als angebotene Projektstellen, die Preise bewegen sich nach unten.

CW: Welche Freiberufler sind heute besonders gefragt?

Osarek: Diejenigen, welche den Kunden gleichzeitig technologisch, von der Business- und von der Softskill-Seite her beraten und unterstützen können.

CW: Wie können Freiberufler dafür sorgen, dass sie weiterhin gefragt sind?

Osarek: Ich habe zwischen 2005 und 2007 Workshops für die Selbstvermarktung von IT-Profis veranstaltet, die gut ankamen. Je besser die Zeiten waren, desto geringer wurde das Interesse daran.

Jörg Osarek: Aus Mangel an Alternativen sollte man sich nicht selbständig machen.
Foto: xyz xyz

Nun geht wieder die Angst um, und viele überlegen, wie sie schnell etwas für ihre Selbstvermarktung tun können. Das ist das gleiche falsche Verhalten, wie wir es derzeit in der Wirtschaft erleben. Jahrelang aufgebaute Probleme kann ich nicht über Nacht lösen, wenn ich mir die Lösung über Jahre hätte erarbeiten müssen. In dem Buch "Die Exzellenz-Formel - Das Handwerkszeug für Berater" plädiere ich für eine stetige persönliche Entwicklung.

CW: Wie beeinflusst die Krise die Honorare?

Osarek: Durch das Gesetz von Angebot und Nachfrage geraten die Honorare natürlich unter Druck. Doch auch hier gilt: Wer nur einer von 20.000 Java-Programmierern ist und keine Spezialqualifikation aufweisen, wird stärker davon betroffen sein als Experten für bestimmte Gebiete oder als Menschen, die mehrere Qualifikationen wie Technologie, Soft Skills, Business- und Management-Wissen vereinbaren.

CW: Ist Selbständigkeit für IT-Profis derzeit eine gute Alternative?

Osarek: Nein. Selbständigkeit ist gut! Aber nicht als Alternative aus der Not heraus, weil man seine Anstellung verloren hat und sonst keine Perspektive sieht. Selbständigkeit ist gut, wenn dahinter ein stimmiges Konzept und vor allem die persönliche Überzeugung steckt.

CW: Wie kommen Freiberufler am besten an neue Projekte?

Osarek: Freiberufler können natürlich die großen Portale und die Vermittler in Anspruch nehmen. Ich habe allerdings festgestellt, dass neben einer fundierten Angebotsbasis ein großes Grundrauschen an nicht werthaltigen Anfragen existiert, welche diese Anbieter und die Freiberufler sinnlos Zeit kostet. Beispielsweise erschien nur eine Stunde nach Veröffentlichung einer Ausschreibung auf dem Einkaufsportal der Deutschen Bahn dieses Projekt als Angebot auf verschiedenen Freiberufler-Plattformen. Dann wird man von Agentur kontaktiert und stellt am Ende fest, dass eine Kette von drei, vier oder fünf Anbietern dahinter steckt, die alle einen Teil der Marge wollen. Solche Kettengeschäfte helfen weder Kunden noch Freiberufler.

CW: Über den Unternehmensverbund its People bringen Sie auch Freiberufler in Projekte. Wie unterscheiden sich von den großen Vermittlern?

Osarek: Bei uns gehen die Freiberufler eine feste Bindung zum Verbund ein. Als its-people-Mitglieder haben sie einen Anspruch auf einen persönlichen Vertriebsbeauftragten. Dieser wird nicht ruhen, bis er ein Projekt für den Selbständigen gefunden hat. Der Verbund sorgt außerdem für die kontinuierliche Weiterentwicklung und ist auch eine Community gleichgesinnter selbständiger IT-Profis.