HDMI-Rivale am Start

Wer ist eigentlich dieser … DisplayPort?

13.08.2008
Mit DisplayPort bildet sich ein neuer Standard für digitale Schnittstellen heraus. Wird er sich durchsetzen, oder bleibt HDMI das Maß der digitalen Dinge? Was müssen PC-Käufer beachten?

Der Trend zu flachen Bildschirmen lässt sich weder im Wohnzimmer noch im Arbeitszimmer leugnen. Schärfere Bilder, größere Diagonalen und flachere Fernseher/Monitore haben viele Kunden von ihren alten Röhrenstrahlern entfremdet. Folglich mussten neue Schnittstellen zwischen den Geräten her - um die steigende Menge der digitalen Informationen zu bewältigen und um die Informationen vor unberechtigten Zugriffen (also Raubkopierern) zu schützen. Geboren war die Schnittstelle HDMI, die verschiedene Vorteile im Handling bot. Indes wurde von vielen Nutzern der "Schutzaspekt" der Inhalte durch "High-bandwidth Digital Content Protection" (HDCP) kritisiert.

Die ersten HDMI-Produkte kamen 2003 auf den Markt, und innerhalb kürzester Zeit konnte sich das Verfahren als De-facto-Standard für die Anbindung von Ausgabegeräten an Flatscreens etablieren. Laut iSuppli wurde die Technik vergangenes Jahr in 70 Prozent der verkauften Flachbildfernseher eingesetzt, und auch der Anteil bei Set-Top-Boxen und DVD-Playern sowie modernen Spielkonsolen ist groß.

DVI, VGA und DisplayPort - die neue Schnittstelle ist deutlich kleiner und leistet wesentlich mehr als ihre Vorgänger.

Vor rund drei Jahren stellte das Standardisierungsgremium VESA (Video Electronics Standards Association) eine neue Verbindungstechnologie für die Übertragung und Absicherung digitaler Inhalte vor: DisplayPort. Mit ihr sollte der Durchbruch der digitalen Verbindungen gewährleistet werden. Seit Beginn dieses Jahres liefern Hersteller passende Geräte aus. Über lediglich vier Leitungen werden beim DisplayPort sowohl hochqualitative Video- als auch Audio-Signale mit einer maximalen Bandbreite von 10,8 Gbit/s zum Bildschirm, Beamer oder Fernseher übertragen. "Irgendwann soll der neue Standard VGA (Video Graphics Array) und DVI (Digital Visual Interface) ablösen, die es schon seit vielen Jahren gibt", erklärte damals VESA-Mitglied Bill Lempesis das Ziel.

Auf Seite 2: Die Vorteile von DisplayPort

DisplayPort bietet einige Vorteile: Ein bidirektionaler Hilfskanal kann für die automatische Erkennung oder Steuerung der verbundenen Ausgabegeräte genutzt werden. DisplayPort ist wesentlich kleiner als andere Verbindungen, und auch der Strombedarf ist geringer, was es zu einer interessanten Anwendung für Chips mit kleinen Strukturbreiten macht. Künftig sollen sich mehrere Monitore hintereinander schalten lassen, ohne dass es zu Abstrichen bei der Bildqualität kommt. Die Stecker rutschen nicht so leicht heraus, und Schrauben gibt es auch keine. Zudem lassen sich längere Kabel legen. Intel ("Montevina"), AMD und Nvidia unterstützten DisplayPort ebenso wie beispielsweise der PC-Konzern Dell. Zudem fallen geringere Lizenzgebühren als bei HDMI an. Schlechte Nachricht für DRM-Gegner: Ebenfalls unterstützt wird der Kopierschutz HDCP.

In punkto Verbreitung liegt HDMI derzeit meilenweit vor DisplayPort, doch ist davon auszugehen, dass der Wettbewerber aufholen wird. Laut iSuppli wurden 2007 rund 193 Millionen Geräte mit HDMI verkauft, DisplayPort ging damals mit null Punkten aus dem Rennen. Nach Einschätzung der Analysten steigt die Zahl der HDMI-Geräte bis 2012 durchschnittlich um 32 Prozent pro Jahr auf dann 773 Millionen Stück. Für DisplayPort erwartet iSuppli zu diesem Zeitpunkt Absatzzahlen von immerhin 263 Millionen Geräten.

Die Analysten prognostizieren, dass sich der neue Standard zum Nachfolger der alten VGA-Schnittstelle in Desktops und Notebooks entwickeln wird. Chancen liegen vor allem im Segment der Embedded-Schnittstellen, etwa bei der internen Anbindung von Notebook-Displays oder in LCD-Fernsehern. Nach 2010 soll DisplayPort laut iSuppli mit der zunehmenden VGA-Ablösung bei den Herstellern die Führung im PC-Markt übernehmen. HDMI hingegen werde auch dank seiner großen Verbreitung weiterhin den Bereich der Unterhaltungselektronik dominieren. Daher sei davon auszugehen, dass beide Verfahren noch eine längere Zeit nebeneinander existieren.

Fazit

DisplayPort etabliert sich auf (beziehungsweise in) der PC-Plattform, HDMI verteidigt die Führung im Wohnzimmer. Die beste Nachricht für Anwender ist jedoch: Es gibt Adapter, die Signale von DisplayPort in HDMI, DVI und VGA umwandeln. Also stellt sich die Frage nach der Investitionssicherheit bei zwei konkurrierenden Standards nicht wirklich. Der Wettbewerb "Entweder, oder" wie bei Blu-ray und HD DVD findet nicht statt.