Weiterer Stellenabbau bei T-Systems möglich

07.08.2006
Weil der Heimatmarkt gesättigt ist, will Firmenchef Lothar Pauly zudem die internationale Expansion des Dienstleisters forcieren.

Die Telekom-Tochter T-Systems baut möglicherweise mehr Arbeitsplätze in Deutschland ab als die bislang bekannten 5.500 Stellen. "Um konkurrenzfähig zu sein, müssen wir die Arbeit aus Deutschland mit der aus Niedriglohnländern kombinieren", sagte T-Systems-Chef Lothar Pauly der "Süddeutschen Zeitung" vom Samstag. So würden Standorte in Ungarn, der Slowakei und Russland ausgebaut. Ob dies einen weiteren Stellenabbau in Deutschland nach sich ziehe, lasse sich noch nicht sagen. Die Gefahr einer Abspaltung des IT-Dienstleisters aus dem Telekom-Konzern sehe er nicht.

Bislang spiele T-Systems international "noch nicht im Konzert der Großen". Pauly kündigte deshalb Zukäufe vor allem im Ausland und verstärktes organisches Wachstum an. "Wir müssen wachsen, um zu überleben, denn der Preisverfall hält an. Je größer wir sind, desto besser lässt sich mit niedrigen Kosten dagegen ankämpfen", sagte der Manager. In Deutschland, Österreich und der Schweiz sei der Geschäftskundenbereich der Telekom traditionell stark, hier seien die Wachstumschancen gering. Nachholbedarf gebe es hingegen vor allem in Großbritannien, Italien und Frankreich. Das Auslandsgeschäft solle sich bis 2010 auf 30 Prozent des Umsatzes verdoppeln. "Unser Ziel ist es, international einen Sprung nach vorn zu machen", betonte Pauly.

Ende vergangenen Jahres hatte T-Systems den Kauf der Volkswagen-Tochter Gedas bekannt gegeben. Die Gesellschaft kam im vergangenen Jahr auf einen Umsatz von rund 600 Millionen Euro, wovon ein guter Teil auf das Ausland entfällt. Die Integration von Gedas werde wohl bis zum Herbst andauern, sagte Pauly. "Deshalb beobachten wir zurzeit nur den Markt."

Künftig wolle sich der IT-Dienstleister stärker auf drei Bereiche konzentrieren: Telekommunikation, öffentliche Hand und Automobilindustrie. Möglicherweise komme noch ein Sektor Luftfahrt hinzu, sagte Pauly. T-Systems ist bereits in größerem Umfang für Airbus in Deutschland, Frankreich, Großbritannien und Spanien tätig.

An Sonderthemen wie der elektronischen Mauterfassung werde festgehalten. In mehreren Ländern stünden die Chancen auf einen Einsatz des deutschen Lkw-Mautsystems gut. "Ungarn und die Slowakei sind am weitesten. Ich bin sehr optimistisch, dass wir dort den Zuschlag bekommen können." Auch China und Russland hätten Interesse angemeldet. Im Mautbetreiberkonsortium Toll Collect hat T-Systems die unternehmerische Führung. (dpa/ajf)