Siemens-Kurzarbeit

Weitere Sparmaßnahmen nicht ausgeschlossen

13.02.2009
Der Elektrokonzern Siemens schließt nach einer deutlichen Ausweitung der Kurzarbeit an seinen rund 100 deutschen Standorten weitere Sparmaßnahmen nicht aus.

Das weitere Vorgehen sei von der Nachfrageentwicklung abhängig, sagte Siemens-Finanzchef Joe Kaeser am Freitag in einer Telefon-Konferenz. Die am Vorabend bekanntgegebene Zahl von 7.400 Beschäftigten, die bis April in Kurzarbeit geschickt werden sollen, sei der "heutige Planungsstand". "Das ist ein sehr probates Mittel, um die Betriebsbereitschaft aufrecht zu erhalten", erklärte Kaeser. Ob es erneut zu einer Ausweitung komme, hänge von der Marktentwicklung ab. Das Tempo der konjunkturellen Eintrübung habe sich beschleunigt. Arbeitnehmervertreter zeigten sich besorgt über die Entwicklung.

Von der Kurzarbeit sind nach Unternehmensangaben neben den Werken in Cham, Amberg und Neustadt an der Saale vor allem Standorte von Osram betroffen. Bei dem Licht-Konzern und in der Industrieautomatisierung hatte Siemens zum Start ins neue Geschäftsjahr 2008/09 (30. September) Umsatzeinbußen verbucht. Ziel der Maßnahmen sei es, Arbeitsplätze zu erhalten, erklärte das Unternehmen. "Wir geben der Kurzarbeit den Vorzug, weil es das Know- How der Menschen im Unternehmen hält", sagte Kaeser. Der Konzern will auch Maßnahmen wie Arbeitszeitverkürzung, der Abbau von Überstundenkonten oder Versetzungen zwischen unterschiedlich ausgelasteten Werken nutzen. Zuletzt arbeiteten bereits rund 4.600 der insgesamt rund 131.000 Siemens-Beschäftigte in Deutschland in Kurzarbeit.

Wieviele Mitarbeiter es insgesamt werden können, ließ Kaeser offen, dies hänge ebenfalls von der Marktentwicklung ab. Anders als der Industrie-Sektor von Siemens sei der Sektor Energie "massiv in Takt" und komme gut an Aufträge. Hier könnten freiwerdende Mitarbeiter-Kapazitäten eingesetzt werden.

Die "Süddeutsche Zeitung" (Freitag) sprach von bis zu 10.000 Siemens-Mitarbeitern, denen Kurzarbeit drohe. Dem Vernehmen nach geht diese Zahl in die richtige Richtung. Arbeitnehmervertreter warfen der Unternehmensleitung vor, sie habe den Gesamtbetriebsrat "nicht eben früh" über die Maßnahmen informiert. Zugleich änderten sich die Meldungen über die betroffenen Standorte derzeit nahezu stündlich. Fest stehe bereits, dass es nicht nur um einige wenige Betriebe und auch nicht nur um Fertigungen beziehungsweise die gewerblichen Mitarbeiter gehe. "Der Gesamtbetriebsrat ist sich über die Gefahr im Klaren und arbeitet jetzt mit Hochdruck daran, die Folgen für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter abzufedern", wurde Siemens- Gesamtbetriebsratschef Lothar Adler im Internet-Forum "Siemens Dialog" der IG Metall zitiert.

Momentan erarbeite eine Projektgruppe übergreifende Kriterien für beschäftigungssichernde Maßnahmen. Diese sollten dann als Eckpunkte für Maßnahmen auf betrieblicher Ebene mit Siemens vereinbart werden. "Ein wesentlicher Grundsatz wird dabei sein, ausnahmslos die Maßnahmen zu wählen, die mit den geringsten Einbußen für die Beschäftigten verbunden sind", hieß es in dem Forum.

Auf der Siemens-Hauptversammlung Ende Januar hatte Konzernchef Peter Löscher die Aktionäre auf ein schwieriges Jahr eingestimmt, sich zugleich aber überzeugt gezeigt, dass der Elektrokonzern besser für die Krise gerüstet sei als die Konkurrenz. Man sehe "keinen Grund, in den Chor derer einzustimmen, die mit düsteren Äußerungen die Stimmung in den Keller ziehen", hatte Löscher erklärt. (dpa/ajf)