Die Materialfluss-, Logistik- und Antriebslösungen von Demag Cranes sind in Fertigungshallen und Werkstätten allgegenwärtig. Doch muss man sich längst nicht mehr in die Produktion bemühen, um auf die gelben Geräte zu stoßen: Seit Jahren nutzen die Kunden das Internet, wenn sie nach Demag-Lösungen suchen. Nun geht das Traditionsunternehmen einen Schritt weiter und verbindet Produktkonfiguration mit Webshop-Technik. Mit der "Designer" genannten Lösung will es Maßanfertigung per Mausklick ermöglichen.
Entwirft etwa ein Fertigungsplaner bei Daimler das Layout für eine neue Halle, kann er die benötigten Hebevorrichtungen im Designer gleich mitplanen. Er gibt Traglasten an, entscheidet sich für Kettenzugtypen und erhält eine detaillierte Beschreibung der konfigurierten Lösung. Dann leitet er die mit einer "Bestellnummer" eindeutig gekennzeichnete Konfiguration als Link an den Einkäufer weiter. Sobald dieser sich im Demag-Shop einloggt, sieht er das Angebot mit den vereinbarten Konditionen und kann online die Bestellung auslösen.
"Wir merzen Missverständnisse zwischen Techniker und Einkäufer aus", beteuert Helge Hintze, Leiter des Referats Designer bei Demag: "Der Einkäufer kann sich voll auf seinen Part konzentrieren: Preise und Konditionen." Damit setzt Demag Cranes im Unternehmen dort an, wo über Investitionen entschieden wird.
Der Anwender
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Die Aktivitäten von Demag Cranes gliedern sich in die Geschäftssegmente Industriekrane, Hafentechnologie und Services.
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Mit Demag und Gottwald verfügt der Konzern über starke Marken.
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Demag Cranes produziert in 16 Ländern auf fünf Kontinenten.
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Über Tochtergesellschaften, Vertretungen und ein Joint-Venture betreibt der Konzern ein weltweites Vertriebs- und Servicenetzwerk.
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So ist der Konzern in mehr als 60 Ländern präsent und erreicht Kunden in mehr als 100 Ländern.
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Mit mehr als 650.000 Kranen und Hebezeugen der Marke Demag kann das Unternehmen eine riesige installierte Basis vorweisen.
Für Tablets gerüstet
Besonders interessant wird diese Lösung dann, wenn der Tablet-PC in den Werkhallen angekommen wird. Wie Hintze erläutert, kann der Planer damit überall, wo er geht und steht, die Rahmendaten vor Ort erfassen und auf diese Weise den Bestellvorgang anstoßen.
Mit der Angebotspalette immer schon da zu sein, wo das Web 2.0 ankommt, ist für den Konzern von strategischer Bedeutung. Dieses Bemühen geht einher mit einer umfangreichen Restrukturierung der Geschäftsbereiche.
Isolierte Lösungen
Erfahrung mit Produktkonfiguratoren hat das Unternehmen schon seit mehr als 15 Jahren gesammelt. Der erste "Designer" entstand 1996 mit der Einführung einer neuen Reihe von Getriebemotoren. Danach folgten - unabhängig voneinander - weitere Lösungen. Sie wurden von den jeweiligen Produktbereichen entwickelt und/oder betreut. Das lief letztlich darauf hinaus, dass es pro Produktbereich eine isolierte Lösung gab. Und jede dieser Lösungen setzte auf speziellen Technologien auf.
Das wollte der Konzern ändern. Als Folge einer strategischen Entscheidung wurde eine Projektinitiative gestartet: Die einzelnen Produktkonfiguratoren sollten standardisiert, untereinander verknüpft und in die Vertriebsprozesse integriert werden. Dieser "Kraftakt" hat sich gelohnt, so Hinze: "Das gesamte Produktwissen ist nun in einem System gebündelt und auf diese Weise übersichtlich dargestellt."
Ein gewisses Risiko
Hinsichtlich der Konfiguratorsoftware fiel die Wahl auf das Produkt der Camos Software und Beratung GmbH aus Stuttgart. "Durch die regelbasierte Programmierung konnte er eine Lösung anbieten, die es erlaubt, die Logik unserer komplexen Produkte auf sehr einfache Weise abzubilden", erläutert Hintze.
Die Ingenieure auf der Kundenseite greifen also nicht nur auf die gesamte Produktpalette zu, sondern erhalten auch die technischen Daten, Unterlagen und Zeichnungen, die sie benötigen. Dabei führt sie der Konfigurator Schritt für Schritt durch ihre jeweiligen Aufgaben. Dank der Integration in die Unternehmensprozesse ist sichergestellt, dass die Konfiguration nicht nur technisch einwandfrei ist, sondern auch in der gewünschten Lieferzeit gebaut werden kann. Camos unterstützte das Projektteam ebenfalls mit zeitweise zwei Beratern.
Auch der freie Berater Wolfgang Volkelt begleitete von Beginn an das auf mehrere Jahre angelegte Projekt - "kein Sprint, sondern ein Marathon", wie er sagt. Aus seiner Sicht geht Demag Cranes mit dem frei zugänglichen Konfigurator allerdings ein gewisses Risiko ein: "Wir müssen damit rechnen, dass der Anwender, der vielleicht noch kein Kunde ist, sich bei Demag Cranes nur informiert, sprich eine kostenfreie Engineering-Leistung erhält, und die Produkte beziehungsweise Lösungen dann doch nicht von uns bezieht."
Doch das Risiko lohne sich, räumt Volkelt ein. Entscheidend sei, dass technische Kompetenz, Produktspektrum und Marke auch auf diesem Weg überzeugend vermittelt werden könnten.
Aus der Consumer-IT lernen
Das Demag-Designer-Team plant, auch andere Ideen aus dem konsumgüterorientierten E-Business zu integrieren. Dazu zählen beispeilsweise ein "Empfehlen"-Button, der Aufbau einer Community oder Marketing-Maßnahmen über Aktions-Websites.
Auch an die unerfahrenen Besucher des Shops denken die Konfigurationsspezialisten. Manche Anwender wissen gar nicht, wonach sie suchen müssen, um ihr Problem zu lösen. Ein dem Webshop vorgeschalteter Produktfinder soll künftig Abhilfe schaffen. (qua)