Der Bewerbertipp

Was tun, wenn der Arbeitgeber weniger zahlen will?

13.10.2009 von Alexandra Mesmer
Die Vergütung wird normalerweise im Vorstellungsgespräch ausgehandelt. Doch mancher Arbeitgeber versucht den Kandidaten zu drücken, indem er ihm einen Arbeitsvertrag mit einer niedrigeren Summe zuschickt.

Gehaltsverhandlungen sind oft eine heikle Sache. Und sie enden nicht immer mit dem Vorstellungsgespräch, wie Martin Weller (Name von der Redaktion geändert) erfahren musste. Als Weller seinen neuen Arbeitsvertrag zugeschickt bekam, entdeckte er darin ein niedrigeres Gehalt als das, was im Vorstellungsgespräch vereinbart worden war. Zur Sicherheit hatte sich Weller während des Gesprächs die vereinbarte Summe notiert und wunderte sich jetzt über die beträchtliche Differenz.

Nun fragt er den Bewerbercoach Gerhard Winkler, wie er sich in dieser Situation verhalten sollte." Soll ich anrufen und auf die Differenz aufmerksam machen oder soll ich den Vertrag unterschreiben, da ich sowieso keine Hoffnung auf Korrektur habe?" Weller hatte im Vorstellungsgespräch zudem gesagt, dass er von seinem Arbeitgeber freigestellt wurde. Jetzt befürchtet er, dass man diesen Umstand ausnutzt und ihm schlechtere Vertragsbedingungen als die mündlich ausgehandelten anbietet.

Rufen Sie den Arbeitgeber an!

Bewerbercoach Gerhard Winkler antwortet: "Werfen Sie die Flinte nicht ins Korn, aber lassen Sie auch die Pistolen im Halfter. Reagieren Sie nicht per Mail. Rufen Sie an. Zeigen Sie sich höchst erfreut und danken Sie für die Zusendung des Vertrags. Verweisen Sie sodann auf die Auffälligkeit, dass Sie im Gespräch eine andere Vergütung notiert hatten. Sagen Sie, dass Sie schlecht nachvollziehen können, wie man jetzt auf diese Gehaltssumme gekommen ist. "Könnten Sie mich darüber bitte aufklären?". Falls man Sie ohne Erklärung abspeist und Sie zwingen will, die schlechtere Vergütung zu schlucken, dann geben Sie kund (dieses Mal zur Sicherheit zusätzlich per Mail), dass Sie angesichts der veränderten Situation um Bedenkzeit bitten, um den Vertrag noch zu prüfen.

Überlegen Sie vor Ihrem Anruf, ob Sie prinzipiell nicht verhandlungsbereit sind oder ob Sie auch nachverhandeln. Sie haben gewiss ein großes Interesse am Job. Sie sind froh, wenn Sie sich eine joblose Phase ersparen. Sie kommen vielleicht dem Jobanbieter etwas entgegen. Doch Sie akzeptieren keine stillschweigend vorgenommene Vertragsverschlechterung. Denn wenn ein Jobanbieter merkt, dass man mit Ihnen Schlitten fahren kann, lässt er es für Sie bis ans Ende Ihrer Arbeitstage heftig schneien."

Wer verdient wieviel in der IT-Branche

ti-gehälter 2009
Wer verdient wie viel in der IT- und TK-Branche?
Diese Frage versucht die IG Metall in ihrer Entgeltstudie zu beantworten. Dafür hat sie 2008 insgesamt 21 000 Daten aus 82 Unternehmen untersucht. Die ermittelten Gehälter beziehen sich auf die 35-Stunden-Woche. Schauen Sie, wie viel Entwickler oder Berater verdienen.
Softwareentwickler
verdienen durchschnittlich 4,2 Prozent mehr als 2007. Die Bandbreite reicht hier von 39.000 Euro für Einsteiger bis 62.000 Euro für erfahrene Softwareingenieure. (Foto: Boguslaw Mazur/Fotolia.com)
Unter den Beratern
zeigt sich ein gemischtes Bild: Während sich die obere Führungsriege über steigende Gehälter freuen kann, gingen die Einkommen für normale und Junior Berater zurück. Der Beratungsleiter verdient mit knapp 90.000 Euro mehr als doppelt soviel wie der Einsteiger. Der durchschnittliche Berater erreicht 51. 600 Euro im Jahr. (Foto: Kzenon/Fotolia.com)
Für Hardwareentwickler
geht es in Sachen Verdienst wieder aufwärts, nachdem ihre Gehälter zuvor um 19 Prozent eingebrochen waren. Sie können zwischen 52.700 und 59.800 Euro (Senior Entwickler) verdienen. (Foto: Trutta/Fotolia.com)
Supporttechniker
finden sich auf der Gewinnerseite wieder: Sie erhielten im vergangenen Jahr elf Prozent mehr oder durchschnittlich 54.600 Euro. Zum Vergleich Junior Servicetechniker beginnen bei knapp 35.000 Euro und können sich bei entsprechender Berufserfahrung bis 45.400 Euro steigern. (Foto: Alex Hinds/Fotolia.com)
Call-Center-Agents
gehören zu den Verlierern im Gehaltskarussell: Um durchschnittlich über zwölf Prozent gingen hier die Entgelte zurück. Ein Mitarbeiter an der Info-Hotline kann nur gut 14.000 Euro erwarten, ein Kundenbetreuer beginnt bei 28.000 Euro. (Foto: Patrizier-Design/Fotolia.com)
Der zweite Verlierer sind die Mitarbeiter in den Marketing-Abteilungen
der IT-Firmen. Hier sinken die Gehälter um 13 Prozent. Der Abwärtstrend hat vor zwei Jahren begonnen. Ein Junior Marketing-Spezialist kann mit durchschnittlich 41.000 Euro rechnen, mit entsprechender Berufserfahrung kann sich das Einkommen auf knapp 52.000 Euro steigern. (Foto: Stephen VanHorn/Fotolia.com)