Zu Gast in Peking

Was Tekkies bei Olympia beachten müssen

17.07.2008 von Simon Hülsbömer
Am 8. August beginnen die Olympischen Sommerspiele in der chinesischen Hauptstadt Peking. Wer als Technikbegeisterter das Großereignis besuchen möchte, sollte unsere Hinweise beachten.
Die 29. Olympischen Sommerspiele in Peking dauern vom 8. bis zum 24. August 2008.
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Aus technologischer Sicht ist Peking eine zweigeteilte Stadt. Einerseits ist sie die Hauptstadt des bevölkerungsreichsten Landes der Welt und damit auch des größten Mobilfunk- und Internetmarktes. Darüber hinaus bringen Pekings Universitäten, besonders Tsinghua, immer wieder einige der weltbesten IT-Experten hervor. Andererseits kann sich Chinas Hauptstadt in punkto Qualität der verfügbaren TK- und Internetservices aber nicht mit seinen asiatischen Nachbarn wie Tokio, Seoul oder Hongkong messen, die in ihren Stadtgebieten bereits flächendeckende UMTS-Telefonie ermöglichen. Internetzugänge in Peking sind nur beschränkt nutzbar, weil sie von der Regierung kontrolliert werden. Insgesamt ist das Websurfen in China sehr langsam - das schnellste Consumer-ADSL bringt es auf dem Papier auf 2Mbps, reell sind es oftmals nicht einmal 1 Mbps. China und seine Hauptstadt Peking sind zwar Vorreiter bei technologischen Innovationen, der vor Ort verfügbaren Technologie fehlt es aber an Qualität.

1. Richtig verständigen

Das größte Problem für Peking-Touristen ist die Verständigung. Obwohl die Chinesen jahrelang in der Schule Englischunterricht nehmen, können sich die meisten von ihnen nicht auf Englisch unterhalten. Das Augenmerk des chinesischen Bildungssystems liegt auf der Schriftsprache. Deshalb ist es ratsam, beispielsweise Zieladressen für Taxifahrer in chinesischen Schriftzeichen aufzuschreiben und vorzuzeigen. Für die Übersetzung ins Mandarin sollten Besucher immer Übersetzungsbücher dabei haben.

2. Den passenden Netzstecker finden

Sowohl dreipolige Netzstecker (oben) als auch zweipolige (unten) passen in Chinas Steckdosen.

Die Netzspannung in China liegt bei 220 Volt, die Netzfrequenz bei 50 Hertz. Ein Überspannungsschutz für alle eingesetzten elektronischen Geräte ist anzuraten. Benötigt werden Stecker mit zwei flachen vertikalen Pins (wie in den USA) oder dreipolige Stecker mit einem flachen vertikalen Pin und zwei schräggestellten Pins (wie in Großbritannien). Deutsche Netzstecker passen aber ebenfalls häufig, da in Chinas Großstädten oftmals Kombisteckdosen installiert sind. Adapter können vor Ort in größeren Warenhäusern nachgekauft werden.

3. Mobil telefonieren

Der chinesische Mobilfunkstandard ist 2G respektive GSM (Global System for Mobile Communications). Die meisten Dual-Band-, Tri-Band- und Quad-Band-Handys funktionieren damit - vorausgesetzt, Ihr Handy unterstütz das Roaming von China aus und Ihr Serviceprovider hat einen Vertrag mit China Mobile oder China Unicom abgeschlossen. Vor Ihrer Abreise sollten Sie das prüfen. Gleiches gilt für benötigte Blackberry-Services.

Wer den SIM-Lock seines Handys entsperrt und sich eine chinesische Karte kauft, spart Roaming-Kosten.
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3G als Mobilfunkstandard der dritten Generation ist noch nicht verfügbar, mitgebrachte 3G-Geräte arbeiten nur mit 2G-Unterstützung. GPRS (General Packet Radio Service) steht via China Mobile ausschließlich chinesischen Staatsbürgern zur Verfügung, da eine Bezahlung der genutzten Services nur im Nachhinein möglich ist. Eventuell hat Ihr Unternehmen ein Büro in China oder Sie haben einen chinesischen Bekannten, der bereit ist, für Sie einen solchen Vertrag abzuschließen.

Wer ein entsperrtes GSM-Handy besitzt, kann Roaming-Kosten sparen, wenn er eine Prepaid-SIM-Karte benutzt. Diese können überall in China günstig eingekauft werden. In Geschäften von China Mobile oder China Unicom erhalten Sie solche Karten für weniger als 30 Yuan (2,80 Euro). Auch die meisten Kioske bieten sie an. Um Ihr Gesprächskonto aufzuladen, bekommen Sie Guthabenkarten zu 50 oder 100 Yuan. Neue Handys kosten in Peking ab rund 280 Yuan (26 Euro). Für PC-Telefonierer gibt es IP-Guthabenkarten zu 10 bis 100 Yuan.

4. Drahtlos im Netz surfen

Kostenlos nutzbare WLAN-Hotspots sind in Peking dank des Olympia-Projekts "Wireless Beijing" derzeit weit verbreitet. Viele Cafes und Restaurants wie Starbucks, The Bookworm, Sequoia Cafe oder Pacific Coffee bieten bereits seit längerem offene Zugänge an. Während der Spiele mit WiFi-Technik ausgestattete Bereiche sind der Central Business District (schwaches Signal), die Financial-Street im Westen der Stadt (starkes Signal) und der High-Tech-Stadtteil Zhongguancun (starkes Signal). Ausgenommen von Wireless Beijing ist der Olympische Park - hier durften wegen Sicherheitsauflagen keine Funkmasten und Repeater installiert werden. Wer über Wireless Beijing ins Netz möchte, muss sich zunächst auf einer Login-Seite registrieren. Für die Zeit nach der Olympiade plant der Netzbetreiber Chinacomm, Wireless Beijing in einen kostenpflichtigen Service umzuwandeln.

5. Zensur umgehen

Auch nicht berichtende Olympia-Besucher müssen mit Einschränkungen beim Internetzugang rechnen.
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Auch während der Olympischen Sommerspiele werden große Teile des Internets von China aus nicht zugänglich sein. Beispielsweise ist die chinesischsprachige Wikipedia komplett gesperrt, viele englischsprachige Blogs und weitere ausländische Seiten ebenfalls. Wer trotzdem unbegrenzten Zugang zum Web haben möchte, sollte auf Proxyserver zurückgreifen oder sich über ein VPN (Virtual Private Network) einwählen. Websites, die Proxys aufführen, sind teilweise aber ebenfalls geblockt. Daher ist ein VPN-Client, wie das kostenlose OpenVPN, die beste Lösung. Da zwischengeschaltete Proxyserver und VPN-Clients den Netzzugang noch einmal verlangsamen, ist während des China-Aufenthaltes vom Abruf von Webvideos und anderen multimedialen Elementen abzuraten.

6. Technik günstig einkaufen

Nicht nur für das Apple iPhone kann der Peking-Tourist unzählige Gadgets an jeder Straßenecke einkaufen.

Weil viel Technologie in China produziert wird, kann man sie hier günstig einkaufen. Im Stadtteil Zhongguancun, in der Nähe der Universitäten Pekings, gibt es die besten Geschäfte. Viele ehemalige Studenten haben börsennotierte High-Tech-Unternehmen gegründet, sich in diesem Teil Pekings niedergelassen, verkaufen selber oder haben andere Verkäufer angezogen. Bekommen können Technikbegeisterte hier alles - in einem qualitativ hochwertigen Zustand. Nachteil für Peking-Touristen ist die ungünstige Lage des Viertels: Mit dem Auto oder Taxi ist Zho Zhongguancun selbst bei fast leeren Straßen kaum unter 45 Minuten zu erreichen, mit der U-Bahn (Linie 13 bis Zhi Chun Lu) geht es etwas schneller.

Wer lieber in der Innenstadt bleiben möchte, geht zu "Bai Nao Hui", einem Elektronikmarkt etwa 400 Meter östlich des U-Bahnhofs Chaoyangmen. Die Auswahl ist nicht so groß wie in Zhongguancun, entspricht aber in etwa der eines deutschen Consumer-Elektronik-Marktes. Hier sprechen die meisten Verkäufer auch genügend Englisch, um noch den ein oder anderen Rabatt auf den angegebenen Verkaufspreis herauszuschlagen - 20 Prozent sind in jedem Fall möglich.