Yahoo-Chefin äußert sich zu Führungsgrundsätzen

Was Marissa Mayer von einem Manager erwartet

20.11.2013 von Hans Königes
Auf der Salesforce-Konferenz Dreamforce outete sich Yahoo-Chefin Marissa Mayer als Teamplayerin.

In San Francisco wurde nicht nur über Produkte und Strategien geredet, sondern auch über "weiche" Themen. In einer Fragerunde auf dem Podium wollte Salesforce-CEO Marc Benioff von der Yahoo-Chefin wissen, wie sie ihren Laden führt und was sie von ihren Führungskräften erwartet. Dies vorweg: Nicht gefragt hat Benioff nach der umstrittenen Leistungsbeurteilung bei Yahoo, die in den letzten Wochen für Aufsehen sorgte. Danach müssen Mitarbeiter, die von ihren Führungskräften als Minderleister beurteilt werden, das Unternehmen verlassen. Für Frust bei den Managern sorgte vor allem, dass sie auf jeden Fall einen bestimmten Prozentsatz als schwache Mitarbeiter ausweisen mussten, selbst wenn sie der Meinung waren, dass sie nur gute Mitarbeiter in der Abteilung haben.

Vor diesem Hintergrund dürfte sich sicher der eine oder andere Zuhörer im Saal mit ihren Manager-Weisheiten aus dem Lehrbuch etwas schwer getan haben, wenn sie zum Beispiel sagte: "Viele Firmenchefs glauben, sie machen einen guten Job, je mehr Dinge sie selbst in die Hand nehmen und persönlich umsetzen." Oder: "Die Führungskraft agiert aus der Defensive und stärkt den Mitarbeitern den Rücken, räumt Steine aus dem Weg und beschützt das Team vor Neinsagern."

Glaubwürdiger klang dann schon ihre Aussage, dass sie nie einen Masterplan für Yahoo hatte: "Meine Aufgabe sah ich immer darin, Yahoo dabei zu helfen, die eigenen Stärken wiederzuentdecken." Sie wollte den Konzern modernisieren und in das mobile Zeitalter führen. So wurde unter Mayers Führung das Mobile-Team von 60 im Konzern verstreuten Mitarbeitern auf über 400 ausgebaut. Der Fokus-Wechsel des Unternehmens vom Desktop auf mobile Endgeräte sei die heikelste bisherige Herausforderung gewesen. Auch bei dieser Aufgabe setzte Mayer eigenen Angaben zufolge auf interne Mitarbeiter statt neue anzuheuern.

Familie und Yahoo als Prioritäten

Wie sich die internen Prozesse bei Yahoo in den vergangenen eineinhalb Jahren verändert haben, veranschaulichte die ehemalige Google-Managerin anhand ihres Umgangs mit dem Aufsichtsrat. Der Umstand, dass sie ihre dem Aufsichtsrat präsentierten Strategiefolien schon am nächsten Tag mit der Belegschaft teilte, sei bei den Aufsichtsratmitgliedern nicht auf Begeisterung gestoßen. Von dieser Transparenz würden ihrer Meinung nun sowohl der Aufsichtsrat als auch die eigene Belegschaft profitieren, da jeder wisse, was aktuell gerade Sache ist.

Die von Benioff verklausuliert gestellte, aber offenbar obligatorische Frage, wie Mayer die Herausforderungen als Topmanagerin und ihr Privatleben - sie ist Mutter eines einjährigen Kindes - unter einen Hut bringt, beantwortete die Yahoo-Chefin pragmatisch: "Wenn man so eine Karriere machen will, muss man ganz klare Prioritäten setzen - für mich sind das derzeit die Familie und Yahoo."

Auch tägliche, nach Prioritäten gereihte To-do-Listen könnten laut Mayer helfen, Tag für Tag über die Runden zu kommen. "Man muss sich dann allerdings im Klaren sein, nie zum Ende der Liste zu kommen."

work-life-balance
Robert Laube, Director und Service Line Lead Business Intelligence für Avanade Deutschland, Österreich und Schweiz, drei Kinder:
"Ich habe E-Mails von meinem Mobiltelefon verbannt. Auch nehme ich mir, wann immer möglich, die Zeit, morgens mit meinen Kindern zu frühstücken und sie in die Schule und den Kindergarten zu bringen."
Yasmine Limberger, Group Manager Personalmarketing für Avanade Deutschland, Österreich und Schweiz, ein Kind:
"Ich will vor allem das Gefühl haben, dass es meiner Tochter gut geht, ich aber auch als Teilzeitführungskraft einen guten Job mache. Außerdem benötige ich auch ein wenig Luft für persönliche Dinge. Das bedarf einer exakten Terminplanung. Man darf Dinge nicht liegenlassen, sondern muss seine Prioritäten zeitnah abarbeiten und immer alles im Blick behalten."
Petra Kaltenbach-Martin, Service Line Lead Dynamics CRM für Avanade Deutschland, Österreich und Schweiz, ein Kind:
"Es ist schwierig, Familie und Beruf unter einen Hut zu bekommen. Bisher klappt es aber mit viel Organisation. Beispielweise nutze ich die Schlafzeiten meines Kindes, um Dinge abzuarbeiten. Zudem muss man viel Energie und Motivation für Kind und Beruf mitbringen. Dennoch ist es schön, beide Welten zu verbinden."
Hans-Peter Lichtin, Country Director Avanade Schweiz, zwei Kinder:
"Die gemeinsame Zeit mit meiner Familie versuche ich so bewusst wie möglich zu nutzen. Es gibt Tage, da kann ich durchaus mit meiner Familie frühstücken und auch zu Abend essen. Das Wochenende verbringe ich mit meiner Familie."
Dominik Steiner, Business Development Executive Avanade Schweiz, Zwillinge:
"Aus meiner Sicht ist es enorm wichtig, dass man lernt, sich persönlich abzugrenzen und sich Freiräume schafft oder auch spontane Freiräume mal für sich nutzt. Ich versuche von Zeit zu Zeit früh nach Hause zu gehen und so den Abend mit der Familie zu genießen und arbeite dann liegen gebliebene Arbeit am Abend nach - etwa wenn meine Kinder im Bett sind. Oder ich frühstücke mit den Kindern und bringe sie dann in die Tagesstätte. An einem solchen Tag beginne ich dann eben eine Stunde später zu arbeiten."
Eva Steiger-Duerig, HR & Recruiting Consultant bei Avanade, zwei Kinder:
"Wir haben die Kinderbetreuung sehr gut organisiert. Zudem habe ich das Glück, dass die Stadt Zürich ein gutes Kinderbetreuungsangebot hat und mein Mann sich auch an der Kinderbetreuung mitbeteiligt. Dennoch ist das Betreuungsangebot in Zürich auch mit sehr hohen Kosten verbunden."
Carmen Egelhaaf, Senior Marketing Specialist Avanade, ein Kind:
"Abends schreibe ich mir eine Checkliste, was privat am nächsten Tag alles organisiert und erledigt werden will: Lebensmittel einkaufen, aufräumen, Hemden und Blusen zur Reinigung bringen, Geburtstagskarte an Tante Irmgard schreiben, Geschenk für das Patenkind besorgen etc., damit ich nach der Arbeit gleich durchstarten kann. Unsere Putzfrau trägt viel dazu bei, dass ich von einigen Haushaltsaufgaben entlastet bin und möglichst viel Zeit mit meinem Sohn verbringen kann. Und ein Netzwerk von Freunden (da keine Oma in der Nähe) hilft aus, wenn mein Sohn krank ist oder Kindergartenferien zu überbrücken sind."
Andrea Cebulsky, Director Legal Europe Avanade, zwei Kinder:
"Sicherlich ist auch das Reisen manchmal eine Herausforderung - ich bin fast immer mindestens ein- bis zweimal die Woche unterwegs. Ein-Tages-Reisen sind noch zu managen. Problematischer wird es, wenn man für ein paar Tage weg muss, dann muss auch mal die Oma mithelfen. Da ist es dann wichtig, dass man frühzeitig planen kann, insbesondere weil mein Mann die Woche auch unterwegs ist. Der Terminkalenderabgleich mit vier Familienmitgliedern ist manchmal eine Herausforderung für sich."