IT und Steuerrecht

Was lohnt sich: Kauf oder Leasing?

27.05.2011 von Christoph Lüder und Jürgen  Lüder
Viele Mittelständler bevorzugen klare Verhältnisse und kaufen daher ihre IT. Aber ist das auch die günstigste Lösung?
Foto: Fotolia, Gina Sanders

Insbesondere Familienunternehmen kennen bei der Finanzierung von Investitionen nur eine Methode: den Kauf mit Eigenmitteln. Auf der anderen Seite gibt es genug Unternehmen, die beispielsweise den Aufwand für die Anlagenbuchhaltung scheuen, gerade wenn es um Investitionsgüter geht, die unter jedem Schreibtisch stehen. Sie schließen lieber einen Leasingvertrag ab, egal ob es den einfachen Desktop-PC oder die komplexe IT-Anlage betrifft.

Um solche Entscheidungen unter finanziellen Gesichtspunkten möglichst optimal zu fällen, müssen die Firmen aber auch steuerrechtliche Rahmenbedingungen berücksichtigen. Folgende Musterfälle sollen zeigen, welche Auswirkungen die unterschiedlichen Wege der IT-Finanzierung für Unternehmen haben.

Die Beispielunternehmen

Unternehmen Nummer 1 ist eine Kapitalgesellschaft (inhabergeführte GmbH). In den letzten Jahren betrug der Gewinn vor Steuern jeweils zehn Millionen Euro. Auch in den nächsten Jahren gehen die Inhaber davon aus, dass der Gewinn stabil bleiben wird.

Unternehmen Nummer 2 ist ebenfalls eine GmbH. Allerdings konnte sie in den vergangenen Jahren jeweils nur eine schwarze Null schreiben. Die Geschäftsleitung hat Hoffnung, dass sie auch in den nächsten Jahren eine schwarze Null erreichen wird, und zwar vor Steuern und der anstehenden IT-Beschaffung.

Das 3. Beispielunternehmen, wiederum eine GmbH, hat im vergangenen Jahr zirka eine Million Euro Verlust gemacht. Es erwartet auch in den nächsten beiden Jahren rote Zahlen in ähnlicher Größenordnung. Die Folgejahre will man aber wieder mit kleineren Gewinnen abschließen.

Bei Unternehmen Nummer 4 handelt es sich schließlich um eine Personengesellschaft mit jeweils 500.000 Euro Gewinn in den vergangenen Jahren. So lautet auch die Prognose für die Zukunft.

Als Berechnungsgrundlage wurde für die Unternehmen 1 bis 3 eine durchschnittliche jährliche Steuerbelastung von jeweils 31,5 Prozent (Körperschaftsteuer, Gewerbesteuer und Solidaritätszuschlag) angenommen. Die Steuerlast für das Unternehmen 4 wurde mit 47,5 Prozent (Einkommensteuer, Gewerbesteuer und Solidaritätszuschlag) veranschlagt.

Der IT-Bedarf der Unternehmen

Die Beispielrechnung legt für alle vier Unternehmen den gleichen IT-Bedarf zugrunde. Dabei handelt es sich um 300 Desktop-PCs, 100 Laptop-PCs, zehn Wintel-Server und ein Storage-System mit insgesamt 6 TB Speicherplatz sowie einige aktive Netzkomponenten.

Die Investitionskosten beim IT-Kauf:

Die Nutzungsdauer orientiert sich in der Beispielrechnung für anfallende Investitionskosten an den steuerrechtlichen Mindestwerten. Jede verlängerte Nutzung beziehungsweise Abschreibungsdauer wirkt sich auf die hier gezeigten Berechnungen aus. Selbstverständlich können die Investitionen auch fremd- statt eigenfinanziert getätigt werden. In diesem Fall wird von einem identischen Zinsfuß von drei Prozent pro Jahr ausgegangen.

Die Tabelle listet Investitionskosten auf, die für die steuerliche Vergleichsberechnung herangezogen werden.

Anzahl

Einzelpreis (netto in Euro)

Gesamtpreis (netto in Euro)

Nutzungsdauer

Absetzung für Abnutzung (Afa pro Jahr in Euro)

Desktop-PC

300

550,00

165.000,00

Drei

55.000,00

Notebooks

100

900,00

90.000,00

Drei

30.000,00

x86-Server

10

2.000,00

20.000,00

Drei

6667,00

Storage-Systeme (6 TB)

1

7.500,00

7.500,00

Drei

2.500,00

Aktive Netzkomponenten

1

35.000,00

35.000,00

Sieben

5.000,00

Gesamt

317.500,00

99.167,00

Angenommene Leasingkonditionen:

Das Leasingszenario wurde analog zu den Kaufkonditionen konstruiert. Dabei müssen Unternehmen beachten, dass die Geräte nach Ablauf der 36 beziehungsweise 60 Monate nicht mehr zur Verfügung stehen. Insofern entsteht für den Leasingnehmer hier ein Nachteil dahingehend, dass mit Ablauf der vereinbarten Laufzeit eine eventuelle Weiternutzung geregelt werden muss. Dies kann auch dazu führen, dass die Geräte doch in die Anlagenbuchhaltung übernommen werden müssen oder dass für ein neues Gerät ein weiterer Vertrag geschlossen werden muss.

Beim IT-Leasing fallen für die Beispielunternehmen die hier dargestellten Kosten an.

Anzahl

Monatsrate (netto in Euro)

Gesamtrate pro Monat (netto in Euro)

Laufzeit in Monaten

Kosten über die Laufzeit

Desktops-PCs

300

18,00

5400,00

36

194.400,00

Notebooks

100

30,00

3.000,00

36

108.000,00

x86-Server

10

59,00

590,00

36

21.240,00

Storage-System (6 TB)

1

213,00

213,00

36

7.668,00

Aktive Netzkomponente

1

553,00

553,00

60

33.180.00

Gesamt pro Monat

9.756,00

Insgesamt jährlich

117.072,00

Kosten über die gesamte Laufzeit

364.448,00

Wie der Fiskus die Berechnung beeinflusst

Die Beispielrechnungen sind für alle vier Unternehmen identisch aufgebaut. Es werden drei idealtypische Szenarien miteinander verglichen, wenngleich es in der Realität sämtliche nur vorstellbare Mischformen geben kann. Im ersten Szenario finanzieren die Unternehmen die Investitionen vollständig aus Eigenmitteln.

Das zweite Fallbeispiel legt die komplette Fremdfinanzierung zugrunde. Das dritte Szenario schließlich beschreibt eine Leasingsituation. Grundlage für die Steuerberechnung ist ausschließlich die Anschaffung der aufgelisteten IT-Komponenten im Jahr 2011. Ersatzbeschaffungen werden in keinem der Szenarien berücksichtigt.

Ergebnis für das Unternehmen 1:

Hier finden Sie die detaillierte Berechnung.
Foto: LEXTA Consultants/Lüder

Aus steuerlicher Sicht lassen sich zunächst zwei Ergebnisse festhalten: Erstens ist es für die Summe der Steuerminderungen unerheblich, ob beim Kauf Eigen- oder Fremdmittel genutzt wurden, diese sind auf den Cent genau gleich hoch. Zweitens sind die Steuernachlässe bei Leasing statt Kauf für das Unternehmen höher, im gewählten Beispiel sind es immerhin über neun Prozent. Isoliert betrachtet hieße dies nun, dass Leasing aus steuerlicher Sicht empfehlenswert wäre. Insgesamt betrachtet kommt das Leasing für das Unternehmen aber teurer.

Das Ergebnis in Kurzdarstellung

Anschaffung mit Eigenmitteln

Fremdfinanzierte Anschaffung

Leasing

Gesamte Nettobelastung (Laufzeit: drei bzw. sieben Jahre)

212.513,00

228.271,00

249.674,00

Die Ergebnisse für Unternehmen 2 und 3:

Hier finden Sie die detaillierte Berechnung.
Foto: LEXTA Consultants/Lüder

Das Unternehmen schreibt eine schwarze Null vor Steuern und den anstehenden IT-Investitionen. Die Beschaffung mit ihren Folgekosten würde in dieser Firma zu einem dauerhaften Verlust führen, die allerdings keine Steuerminderung verspricht. Dadurch sind alle drei Varianten aus steuerlichen Gesichtspunkten neutral und für die Entscheidung nicht relevant. Falls das Unternehmen die derzeitigen Geräte gekauft hat, sollte es eine längere Nutzung erwägen. So lässt sich ein finanzieller Verlust hinauszögern.

Die Berechnung für Unternehmen 3 verläuft analog zu Beispiel 2. Aufgrund der dauerhaften Verluste stehen keine Eigenmittel zur Verfügung, so dass nur zwei Beschaffungsvarianten zur Auswahl stehen. Selbst bei kleineren Gewinnen, die in einigen Jahren in Aussicht stehen, ist nicht davon auszugehen, dass diese die Verlustvorträge aufzehren.

Das Ergebnis in Kurzdarstellung

Anschaffung mit Eigenmitteln

Fremdfinanzierte Anschaffung

Leasing

Gesamte Nettobelastung (Laufzeit: drei bzw. sieben Jahre)

317.500,00

333.240,00

364.488,00

Das Ergebnis für Unternehmen 4:

Hier finden Sie die detaillierte Berechnung.
Foto: LEXTA Consultants/Lüder

Die Berechnung für die Beispielfirma 4 ähnelt den schon für Unternehmen 1 ermittelten Ergebnissen. Jedoch ergeben sich hier aufgrund des höheren Durchschnittssteuersatzes für Personengesellschaften andere absolute Beträge bei den Steuerminderungen. Dadurch fallen auch die Nettobelastungen für das Unternehmen geringer aus als bei einer vergleichbaren Kapitalgesellschaft.

Das Ergebnis in Kurzdarstellung

Anschaffung mit Eigenmitteln

Fremdfinanzierte Anschaffung

Leasing

Gesamte Nettobelastung (Laufzeit: drei bzw. sieben Jahre)

159.214,00

174.954,00

191.357,00

Fazit: Kaufen ist meistens besser

Für Unternehmen mit entsprechenden liquiden Eigenmitteln ist der Kauf von IT-Gütern aus steuerlicher Sicht die günstigste Alternative. Wer sich für das Leasing entscheidet, sollte beachten, dass IT-Geräte mit Ablauf der vereinbarten Leasingdauer abgebaut und an den Leasinggeber zurückgegeben werden müssen, also eine unmittelbare Ersatzbeschaffung ansteht.

Hier sind Unternehmen im Vorteil, die die IT gekauft haben. Sie können den Austausch der Altgeräte bei Bedarf hinauszögern. Investitionsentscheidungen sind jedoch immer abhängig vom jeweiligen Einzelfall und sollten nicht allein aus steuerlichen Gründen getroffen werden. (jha)

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