Manchmal liegen zwischen Wunsch und Wirklichkeit Welten. So gehören die Medien und die Tourismusindustrie immer noch zu den beliebten Branchen, in denen Hochschulabsolventen arbeiten wollen. Nimmt man aber das Einstiegsgehalt als Indikator für einen guten Berufsstart mit Perspektiven, dürften diese beiden Branchen in der Gunst des Nachwuchses sinken. Ein Blick in die diesjährige Gehaltsstudie von Alma Mater verrät, dass akademische Nachwuchskräfte nirgends so schlecht bezahlt werden wie in der Tourismusindustrie (27.000 Euro) und in den Medien (33.000 Euro). Ähnlich niedrig sind die Gehälter nur noch im öffentlichen Dienst (36.000 Euro), wo der Verhandlungsspielraum für Absolventen aufgrund der Bindung an den Tarifvertrag gering ist.
Beste Verdienstchancen in der Automobilindustrie
Die Auswertung von über 6300 Gehaltsdaten in über 1000 Unternehmen ergab ein durchschnittliches Einstiegsgehalt von 42.000 Euro im Jahr. Am besten vergütet die Fahrzeugindustrie die Hochschulabsolventen, mit 46.000 Euro im Jahr, was 45 Prozent mehr ist als das Anfangsgehalt in der Tourismusindustrie. Überdurchschnittlich zahlen auch die Elektrotechnikindustrie, der Maschinenbau, Chemie- und Pharmaunternehmen, Banken und Versicherungen, die Automobilzulieferer und die Konsumgüterindustrie.
Auffällig ist zudem, dass in den Branchen, die gut zahlen, auch Trainees keinen großen finanziellen Nachteil haben. Im Maschinenbau liegen nur 1600 Euro zwischen dem Direkteinsteiger in der IT (45.100 Euro) und dem Teilnehmer eines Traineeprogramms ( 43.500 Euro). In Banken liegen beide mit etwa 43.600 Euro im Jahr sogar gleichauf. Ganz anders dagegen in den Medien, ein Trainee kommt nur auf durchschnittlich 25. 700 Euro, ein Direkteinsteiger erhält 11.000 Euro mehr im Jahr. In den gut zahlenden Branchen macht es auch kaum einen Unterschied, in welchem Bereich ein Hochschulabsolvent beginnt, ob Einkauf, Marketing, Vertrieb, Forschung und Entwicklung, Fertigung, Finanzen oder IT, die Bandbreite der Einstiegsgehälter ist minimal.
Eine Frage der Unternehmensgröße
Neben der Branche, in der der Arbeitsgeber tätig ist, beeinflusst auch seine Größe das Einstiegsgehalt stark. Die Alma-Mater-Studie zeigt: Je mehr Mitarbeiter ein Unternehmen beschäftigt, umso höher sind die Verdienstmöglichkeiten. in einer kleinen Firma mit bis zu 100 Mitarbeiter können Hochschulabsolventen durchschnittlich 37.000 Euro im Jahr erwarten, während Großunternehmen 20 Prozent mehr, also über 44.000 Euro im Jahr zahlen. Dennoch sollte bei der Arbeitgeberwahl nicht nur das Gehalt entscheiden. In kleineren Unternehmen erhalten Einstieger oft die Chance, übergreifendere Berufserfahrung zu sammeln und Einblicke in unterschiedliche Tätigkeitsfelder zu erhalten. In Konzernen ist dagegen die eigene Aufgabe oft schon in hohem Maße spezialisiert.
Master und Diplom vor Bachelor
Auch der Studienabschluss spielt weiter eine Rolle bei den Einstiegsgehältern. In Unternehmen bis zu 1000 Mitarbeitern verdienen Bachelor-Absolventen 39.600 Euro, Diplomierte knapp 41.000 Euro und Einstieger mit Master-Abschluss 41.311 Euro. Noch deutlicher sind die Unterschiede in kleinen Betrieben bis zu 100 Mitarbeitern Dort erhält ein Bachelor um 5500 Euro weniger im Jahr als ein Master. Die Bezahlung von Masterabsolventen nähert sich immer mehr derjenigen von Diplomabsolventen an. Die Verdienstmöglichkeiten sind inzwischen schon fast gleichauf. Vor allem in den Großstädten und in den südlichen Bundesländern Baden Württemberg und Bayern sind Master sehr gefragt und zum Teil schon besser vergütet wie die Diplomabsolventen. In strukturell ländlich geprägten Gebieten herrscht dagegen das Diplom vor.
Kein Nord-Süd-Gefälle
Nicht mehr so stark wirkt sich dagegen die Region, in der das Unternehmen seinen Sitz hat, auf die Einstiegsgehälter aus. Zwischen den Top-Regionen Niedersachsen, Schleswig-Holstein, Bayern und Baden-Würrtemberg ( jeweils über 42.000 Euro im Jahr) und Schlusslicht Bremen liegen nur 2000 Euro im Jahr. Dass es in der Alma-Mater-Studie kein Nord-Süd-Gehaltsgefälle gibt, liegt auch an der Teilnehmerstruktur. Aus Niedersachsen und Schleswig-Holstein haben viele große Firmen teilgenommen, die im Schnitt besser zahlen als kleinere Betriebe. Eine weitere Erklärung für die sich schließende Einkommensschere in den Bundesländern: Vor dem Hintergrund des Fachkäftemangels sind Unternehmen in weniger attraktiven Regionen gezwungen, Absolventen auch mit höheren Anfangsgehältern zu gewinnen.