FAQ zum Verständnis

Was Europa von Google will

28.11.2014
Ob es um Backrezepte geht oder den kürzesten Weg von A nach B: Google hat Antworten. Doch die Marktmacht der amerikanischen Suchmaschine löst in Europa Widerstand aus. Die EU-Kommission ringt schon länger um Auflagen für Google - nun mischt sich das Europaparlament ein.

Google steht in Europa unter zunehmendem Druck. Jetzt bringt das Europaparlament eine Trennung von Suchmaschinen von anderen Diensten ins Gespräch. Für Google ist das eine hochbrisante Frage.

Warum hat Google Scherereien mit der EU?

Google beherrscht die Online-Suche in Europa. In einigen Ländern hat die Internet-Gigant aus den USA nach EU-Angaben einen Marktanteil von über 90 Prozent bei Suchanfragen im Web-Browser. Im Heimatland USA sind Konkurrenten viel stärker, Google kommt dort nur auf rund 67 Prozent. In Europa sehen sich Konkurrenten von spezialisierten Suchmaschinen benachteiligt, weil Google bei den Ergebnissen eigene Dienste bevorteile. Der Konzern kontert, man arbeite für Verbraucher und nicht für andere Suchmaschinen.

Warum bleibt Google bei seinem Vorgehen?

Der Internet-Riese will Nutzern verstärkt direkte Antworten statt Link-Listen liefern. Dies erspart unnötige Klicks und entspricht auch mehr der Nutzung auf mobilen Geräten wie Smartphones oder Computer-Uhren. Diesen Geräten gilt die Zukunft. Als Kompromiss schlug Google unter anderem vor, Konkurrenzdiensten mehr Platz einzuräumen.

Wie kann der Streit für die Verbraucher ausgehen?

Schlagen die EU-Wettbewerbshüter einen harten Kurs gegenüber Google ein, könnte der Konzern seine Website - zumindest für Verbraucher in Europa - wieder wie vor einigen Jahren aussehen lassen. Kunden, die fertige Antworten von Google gewohnt sind, würden das merken.

Die Geschichte von Google
Der Investor
Mit einer Investition von 100.000 Dollar durch den Sun-Gründer Bechtolsheim beginnt die Geschichte von Google - der Investor verdient dadurch knapp zwei Milliarden.
Backrub
Die in Standford entwickelt Suchmaschine Back Rub ist Vorläufer von Googles Suche. Die Hand im Logo ist übrigens die von Larry Page - der das Foto mit einem Kopierer erstellte.
Hypermodern
Die heutigen Data Center sind weit moderner. Hier wurde eine finnische Papierfabrik an der Ostsee zum Rechenzentrum umgebaut, zur Kühlung kommt Meerwasser zum Einsatz.
Endloses Betastadium
Die erste Version der Google-Website bezeichnet Google noch als "Beta", was auch für viele weitere Projekte wie Google Mail übernommen wird. Die Suchmaschine ist aber bereits früh ein ausgereiftes Angebot.
Die Väter des Erfolgs
Serge Brin und Larry Page lernen sich in Standford kennen, sie gründen 1998 Google. Seit 4. April 2011 ist Page CEO von Google, ein Posten den er ab 2001 an Eric Schmidt abgegeben hatte.
Zwei weitere wichtige Köpfe: David Cheriton...
Der Stanford-Dozent David Cheriton vermittelt den beiden Firmengründern den Kon-takt zu Bechtolsheim und andern Investoren. Auch er ist durch die Investition in Google heute Milliardär.
... und Eric Schmidt
Der Infomatiker und Manager Eric Schmidt kommt 2001 zu Google. Nach Stationen bei Sun als CTO und Novell als CEO übernimmt er den Posten des CEO bei Google. Am vierten April 2011 wechselt er in den Verwaltungsrat von Google.
Ab an die Börse
Der Börsengang am 19. August 2004 ist für Google ein großer Erfolg. Ende 2013 er-reicht sie erstmals einen Stand von 1000 Dollar, was einem Firmenwert von 327 Milli-arden entspricht.
Es geht nur in eine Richtung...
Seit der Gründung von Google sind Umsatz und Gewinn kontinuierlich gestiegen. Auf-fällig sind die Umsatzsteigerungen der beiden letzten Jahre, obwohl hier durch den Kauf von Motorola hohe Verlusten entstanden.
Alle wollen zu Google
Bei der Frage nach dem beliebtesten Arbeitgeber ist Google auch in Deutschland im-mer auf einem der ersten Plätze. Grund dafür ist ein Ruf als innovativer Markführer, der sich gut um seine Mitarbeiter kümmert.
Männerdomäne
Die Anzahl der Frauen bei Google ist eher gering, 70 Prozent der knapp 48.000 Ange-stellten (und 83 Prozent der Entwickler) sind männlich. Auch Minderheiten sind nur schwach vertreten, was von Google als Problem angesehen wird.
Wettbewerber Facebook
Facebook ist zwar keine Suchmaschine, die Plattform von Mark Zuckerberg hat aber eine Nutzerzahl von 1,23 Milliarden und ist als Anbieter von Werbeplatz eine echte Bedrohung für Google - sinkt doch der Stückpreis für Werbung und ist das Mobilge-schäft noch im Aufbau.
Kreativer Freiraum
Google macht immer wieder mit coolen Büro-Fotos auf sich aufmerksam, hier etwa mit einem als Iglu gestalteten Besprechungsraum.
Venedig-Feeling
Wahlweise kann eine Besprechung in einer Gondel abgehalten werden.
Die alles beherrschende Suchmaschine
Google ist als Suchmaschine Marktführer, Konkurrenten wie Bing, Yahoo und DuckDuckGo haben da wenig Chancen. Vor allem bei der Suche nach deutschen Seiten ist ihnen Google klar überlegen.
Spielchen für Zwischendurch
Die Suchmaschine bietet viele versteckte Funktionen wie „zerg rush“: Gibt man den Befehl in der Suchleiste ein, zerschießen kleine Buchstabe alle Suchtreffer auf der Website.
Immer ausgefeiltere Angebote
Eine Neuerung bei der Google-Suche ist der so genannte Knowledge Graph - sucht man beispielsweise Informationen zu einem Film, sind diese im rechten Seitenbereich zu sehen. Dabei greift Google auf fremde und eigene Quellen zurück.
Google Plus
Google Plus ist eine direkte Antwort auf Facebook, Google soll etwa tausend Angestellte auf dieses Projekt angesetzt haben.
Google Maps
Seit 2005 gibt es den Dienst Google Maps, der immer mehr Funktionen erhält. Beein-druckend sind die hoch aufgelösten Satellitenfotos, das Schwesterprodukt Google E-arth ist mittlerweile in Google Maps integriert. Interessant für Android-Nutzer: In einigen Städten werden auf Android-Geräten bereits Daten öffentlicher Verkehrsmittel angezeigt.
Das eigene Tablet
Googles Tablet Nexus 7 ist eines der erfolgreichsten Android-Tablet. Vor allem in Deutschland ist Android sehr erfolgreich und erreicht bei Smartphones bereits einen Marktanteil von über 75 Prozent.
Der ewige Kampf ums Straßenbild
Nur dank einer ganzen Flotte an Kamera-Fahrzeugen konnte Google Streetview anbieten. Das Angebot stieß aber unter dem Gesichtspunkt des Datenschutzes bald auf Kritik. In Österreich ist Streetview seit kurzem sogar verboten.
Google Glass
Wenig Begeisterung bei Datenschützern löst Google neues Produkt Google Glass aus. Die in den so genannten Google-X-Labs entwickelte Brille kann Informationen im Sichtfeld des Benutzers einblenden, die integrierte Kamera wird aber zum Hauptthema und sorgt für einige Verbote - unter anderem in britischen Kinos.
Die Zukunft: Ab auf die Straße
Selbstfahrende Autos sind schon länger ein Thema für Google, im Mai 2014 präsentiert das Unternehmen einen ersten Prototyp. Dank Laser-Scanner und vieler Sensoren soll es äußerst sicher sein. Laut Brin sei es schließlich Verschwendung, wenn Autos ungenutzt herumstünden. Selbstfahrende Autos könnten einfach neue Passagiere aufnehmen.

Will das EU-Parlament nun eine Zerschlagung von Google?

Die Abgeordneten sprechen von einer "Entflechtung". Das könnte auch mit einer Umverteilung innerhalb eines Konzernverbunds möglich, ohne dass das Unternehmen zerschlagen wird. Die Suchergebnisse sollen aber aber "frei von Verzerrungen und transparent" sein, heißt es. Für Google ist das Thema hochsensibel: Anzeigen im Umfeld der Internet-Suche sind nach wie vor eine zentrale Geldquelle des Konzerns.

Hat das Parlament denn überhaupt etwas zu sagen bei solchen Untersuchungen?

Die Antwort lautet klar "Nein". Die EU-Kommission als Hüterin des fairen Wettbewerbs in Europa handelt unabhängig. Auch der deutsche Digitalkommissar Günther Oettinger betonte bereits, er wäre gegen eine Zerschlagung. Dennoch hat der Vorstoß des Europaparlaments einige US-Politiker aufgeschreckt, die Vertretung der USA bei der EU warnte vor einer Politisierung der Wettbewerbsermittlungen. Der Entschluss löst offenbar Befürchtungen aus, das Klima für Google und andere amerikanische Internetfirmen könne sich in Europa längerfristig verdüstern.

Also geht es eher um das politische Klima?

Nicht ganz. Im Europaparlament gibt es Überlegungen, für Services wie Suchmaschinen oder Cloud-Dienste zur Online-Aufbewahrung von Daten mehr gesetzliche Vorschriften zu machen. Schließlich stellten sie eine nahezu unverzichtbare Infrastruktur des Internets dar. Eine entsprechende Passage wollen sie in ein EU-Gesetz zu Cyberangriffen aufnehmen, über das derzeit verhandelt wird.

Geheime Google Features, die kaum einer kennt.
Google Sky, Flights, Lego und Co.
Google als Suchmaschine kennen viele. Doch nur wenige wissen, dass Google etwa einen virtuellen Legobaukasten, eine Art Trivial Pursuit oder eine Online-Version des Atari-Klassikers Breakout offeriert. Wir stellen einige der verblüffenden Features und Tools vor.
Atari Breakout
Die us-amerikanische Bildersuche von Google überrascht bei der Sucheingabe "Atari Breakout" mit einer Online-Version des Videospiele-Klassikers.
Virtuelles Lego
Unter der Website "buildwithchrome.com" stellt Google einen virtuellen Legobaukasten bereit. Neben dem einfachen Bauen, ...
Virtuelles Lego
... kann der Baumeister auf einer virtuellen Landkarte Sehenswürdigkeiten errichten und mit anderen teilen.
Google Sky
Sie wollen in ferne Galaxien aufbrechen? Kein Problem, mit Google Sky können Sie die Reise sofort antreten. Den Weltraum bildet Google mit Hilfe von NASA-Aufnahmen nach-
Google Flights
Sie such nach günstigen Flügen? Dann geben Sie doch einfach Ihre Flugstrecke in die Google Suche ein. Google vergleicht dann automatisch für Sie die Preise.
Google Flights
Zudem ist Google Flights deutlich informativer als die Preisvergleichsseiten. So wird auf einer Karte auch gleich der Flugpreis zu anderen Destinationen in der Nähe des Zieles angezeigt.
Google Flights
Praktisch ist auch, dass der Flugsuchende gleich über die erwartete Preisentwicklung informiert wird. Wer hier flexibel ist kann eventuell deutlich sparen.
Google Fonts
Die Standardschriften auf Web-Seiten langweilen Sie? Dann könnte Sie Google-Fonts interessieren. Der Suchmaschinen-Gigant stellt hier 647 Fonts-Familien inklusive Code-Schnipsel zum Einbinden in die eigenen Website bereit.
DDoS-Angriffe visualisieren
Google Digital Attack Map zeigt nicht nur wieviele DDoS-Angriffe gefahren wurden, sondern auch wo die Angreifer herkamen.
Google Art Project
Einen virtuellen Rundgang durch einige der bedeutestenden Sammlungen weltweit eröffnet Google Art Project. Knapp über 70.000 Ojekte kann der Besucher entdecken und betrachten.
Google Art Project
Die Exponate werden in der Regel in hoher Auflösung dargestellt. Informationen zu den Werken und den Künstlern werden am Bildrand eingeblendet.
Google Ngram
Knapp 5,2 Millionen Bücher, die zwischen 1500 und 2008 gedruckt wurden, können mit dem Ngram Viewer nach Wortfolgen durchsucht werden.

Welche Rolle spielt Deutschland?

Auch die Bundesregierung macht Druck: In einem gemeinsamen Brief an die EU-Kommission von Mitte November fordern Wirtschaftsminister Sigmar Gabriel (SPD) und drei weitere Minister, es solle "geprüft werden, inwieweit für Plattformbetreiber über das kartellrechtliche Missbrauchsverbot (..) hinaus eine Regulierung eingeführt werden sollte".

Hat es Google in Europa also schwerer als in den USA?

Google steht in Europa unter erheblichem politischem Druck. Deutsche Verlegerverbände versuchen, ein sogenanntes Leistungsschutzrecht für die Verwendung von Inhalte-"Schnipseln" durchzusetzen. Hinzu kommt das "Recht auf Vergessenwerden". Der Europäische Gerichtshof hatte geurteilt, dass Bürger von Suchmaschinen verlangen können, Links zu unangenehmen Dingen aus ihrer Vergangenheit zu entfernen. Die Datenschützer wollen nun, dass Regelung nicht nur bei den Landesseiten wie google.de oder google.fr gilt, sondern auch bei der globalen Version google.com. Diese Pläne stoßen allerdings bei Journalistenvereinigungen und Bürgerrechtsorganisationen auf Widerspruch, weil diese Pläne auch einer internationalen Zensur Vorschub leisten könnten. (dpa/tc)