IPv6, Scrum, NoSQL & Co.

Was CIOs wirklich beschäftigt

26.02.2011 von Andreas Schaffry
Statt mit Cloud, Virtualisierung und Mobile Computing beschäftigen sich CIOs in ihrer täglichen Arbeit mit ganz anderen Themen. Dazu gehören IPv6, NoSQL-Datenbanken, HTML5, SSD für Storage und Scrum.
Was CIOs wirklich beschäftigt.
Foto: F. Pfluegl/Fotolia.com

Kein Tag vergeht, ohne dass IT-Marktforschungsunternehmen die neuesten IT-Trends hinausposaunen. Cloud Computing, Mobile Computing oder Virtualisierung sollen Unternehmen in eine neue IT-Welt führen. Doch auf die Ankündigungen folgen kaum Taten. Cloud Computing etwa geistert schon seit Jahren als Mega-Trend durch die IT-Branche - ohne dieses Versprechen bisher einzulösen. In Wahrheit beschäftigen sich CIOs und IT-Leiter in den Unternehmen auch mit ganz anderen Themen. Das behauptet zumindest das Münchener IT-Beratungs- und Softwareunternehmen Consol. Er beruft sich auf Erfahrungen in Kunden-Fesprächen und identifiziert folgende fünf verborgene IT-Trends:

1. Internet Protocol Version 6 (IPv6)

Als direkter Nachfolger von IPv4 und Teil der Protokollfamilie TCP/IP wird sich IPv6 in den nächsten Jahren etablieren. Der Grund für die Einführung des neuen Protokolls liegt in der Adressknappheit von nur 4 Milliarden IP-Adressen in der Version 4. Die IANA (Internet Assigned Numbers Authority) hat in der ersten Februarwoche 2011 zwei Achter-Blocks an IPv4-Adressen ( = 16 Millionen) an das Asia-Pacific Network Information Centre (APNIC) vergeben. Damit verbleiben noch fünf Achter-Blocks. Diese sollen bis Ende 2011 an die regionalen Registries (Regional Internet Registry = RIR) verteilt werden.

Diese werden in einer Übergangsphase noch IPv4-Adressen vergeben, gleichzeitig sollen jedoch auch die neuen IPv6-Adressen erhältlich sein. Viele Unternehmen werden zunächst IPv4 und IPv6 parallel betreiben, doch die Migration ist aufgrund der fehlenden Erfahrung mit einem hohen Aufwand für Schulungen und Support verbunden.

2. Mehr Flexibilität durch NoSQL-Datenbanken

Foto: Andrey Kuzmin - Fotolia.com

Das traditionelle relationale Datenbankmodell mit SQL-basierten Abfragen wird durch sogenannte NoSQL-Datenbanken, etwa CouchDB oder MongoDB, in Frage gestellt. Diese Datenbanksysteme, NoSQL bedeutet Not only SQL, sind sehr flexibel, denn sie legen die Daten nicht in starr strukturierten Tabellen ab.

NoSQL-Datenbanken sind zudem hoch skalierbar, denn große Datenbestände werden in einem Cluster aus Standardsystemen verwaltet. Damit lassen sich die im Web 2.0 üblichen hohen Zugriffszahlen und verteilten Datenabfragen wesentlich besser handhaben. Zudem folgen NoSQL-Datenbanken passend zu den gängigen Programmiersprachen in der Regel einem objektorientierten Datenmodell.

Teaserbild: Fotolia, K. Neudert

HTML5, SSD & Scrum

3. HTML5: Nutzerfreundliche Web-Applikationen

Foto: W3C

Mit dem HTML5-Standard und beschleunigten Javascript Engines bekommen Web-Anwendungen in punkto Anwenderfreundlichkeit nochmals einen Schub nach vorn. Zudem bietet HTML5 neue Einsatzmöglichkeiten, etwa durch eine bessere Einbettung von Video- und Audioinhalten. Das könnte in vielen Fällen den Einsatz des mit Sicherheitsproblemen und -lücken behafteten Flashplayers überflüssig machen.

4. Solid State Drive (SSD) statt Festplatte

Solid State Drives, kurz SSD, werden im Notebook- und vor allem im Serverbereich zu einer Alternative für die herkömmliche Festplattenspeicherung. Neben der deutlich höheren Geschwindigkeit haben SSDs weitere Vorteile: Sie sind äußerst stoßresistent, lautlos und verbrauchen sehr wenig Strom. Damit Unternehmen die Performance von SSDs optimal ausnutzen können, müssen Betriebssysteme und Datenbanken gemäß deren Anforderungen konfiguriert werden. Für die IT-Abteilung ist dies mit einem höheren Administrationsaufwand verbunden.

Was CIOs 2011 tun müssen
Juristische Checkliste für 2011
Die Practise Group Technology & Sourcing der internationalen Wirtschaftskanzlei DLA Piper aus München hat zusammengetragen, welche rechtlichen Hausaufgaben die Unternehmens-IT für das kommende Jahr zu erledigen hat.
1. Projektverträge interdisziplinär aufsetzen
Verträge sollten so konzipiert sein, dass die Leistungen des Auftragnehmers sowie die jeweiligen Mitwirkungsleistungen beider Partner klar definiert sind. Damit ein Interessensausgleich aller Parteien innerhalb eines knappen Zeitfensters möglich wird, gehören kaufmännische, technische und auch rechtliche Entscheider schon in der Projektierungsphase an einen Tisch.
2. Cloud Computing: Datensicherheit hat Priorität eins
Experten erwarteten für 2011 den zunehmenden Einsatz von Cloud-Diensten. Im Hinblick auf die Sicherheit werden die beteigten Parteien entsprechende Service-Levels vereinbaren. Diese lassen sich leichter einhalten, wenn die Daten nicht in eine Public Cloud, sondern in die Private Cloud ausgelagert werden.
3. Cloud Computing: Risiko Datenmigration
Beim Cloud Computing sollten sich die Parteien schon bei Vertragsbeginn auf das Datenformat und die Art und Weise der Rückgabe sowie über die damit verbundenen Kosten einigen. Geht der Vertrag erst einmal zu Ende und ist für den Anbieter erkennbar, dass eine Datenmigration auf ein anderes System bevorsteht, so wird seine Kooperationsbereitschaft niedrig sein.
4. Cloud Computing: Speichern der Daten außerhalb des EWR
Unternehmen, die Dienste von Cloud-Anbietern in Anspruch nehmen, sollten unbedingt prüfen, in welchem Land die personenbezogenen Daten gespeichert werden und ob der Anbieter das vom deutschen Datenschutzrecht geforderte Schutzniveau gewährleistet.
5. Der Handel mit gebrauchter Software
Im Frühjahr 2011 wird der Bundesgerichtshof darüber entscheiden, ob und unter welchen Voraussetzungen der Handel mit gebrauchter Software und Softwarelizenzen aus zweiter Hand rechtmäßig ist. Die Unternehmen könnten dann ihre Beschaffungsvorgänge daran ausrichten.
6. Arbeitnehmerdatenschutz: Vorsicht beim grenzenlosen Datentransfer
Beim grenzüberschreitenden Datentransfer sollten die betroffenen Unternehmen 2011 auf die strengen Anforderungen des deutschen Arbeitnehmerdatenschutzes achten. Das deutsche Datenschutzrecht macht die rechtmäßige Übermittlung personenbezogener Daten an eine andere Konzerngesellschaft von denselben Voraussetzungen abhängig wie die Übermittlung an einen fremden Dritten.
7. Compliance: geschäftliche Nutzung sozialer Netzwerke
Im kommenden Jahr müssen sich die Unternehmen gezielt mit Social Media auseinandersetzen. Sie sollten festlegen, in welcher Form sich ihre Mitarbeiter "geschäftlich" in sozialen Netzwerken bewegen dürfen. Am besten ist es, gemeinsam mit dem Betriebsrat interne Richtlinien zu erstellen.
8. Outsourcing: mehr Provider, mehr Risiken
Je zersplitterter die Provider-Landschaft, desto größer die rechtlichen Risiken. Daher ist darauf zu achten, die Schnittstellen sauber zu definieren und Klarheit über die jeweiligen Verantwortlichkeiten zu schaffen. Bei einer Multi-Vendor-Strategie müssen Outsourcing-Verträge auf etwaige Schwachstellen untersucht und gegebenenfalls nachverhandelt werden.

5. Agil entwickeln mit Scrum

Als agile Software-Entwicklungsmethode tritt Scrum (deutsch: Gedränge) inzwischen zunehmend in Konkurrenz mit traditionellen Vorgehensweisen, wie etwa dem Wasserfallmodell. Als "schlanke" Methode ist Scrum unter anderem gekennzeichnet durch ein iteratives Vorgehen mit einigen wenigen Schlüssel-Artefakten sowie Selbstorganisation und Eigenverantwortung in interdisziplinären Teams. Um Scrum, wie auch andere agile Methoden, erfolgreich anzuwenden, müssen CIOs dafür die Rahmenbedingungen schaffen und Hierarchien umkrempeln.


Dieser Artikel basiert auf einem Beitrag der CW-Schwesterpublikation CIO. (mhr)