Die letzten globalen Krisen haben uns vor Augen geführt, dass es Ereignisse gibt, die man nicht vorhersehen kann. Wir brauchen keine größere Glaskugel, um die Zukunft genauer vorhersagen zu können, sondern Verhaltensänderungen von vielen, die aus kollektiven Krisen kollektive Erfolge machen. Wir müssen uns in die Lage versetzen, Beziehungen besser, schneller und nachhaltiger aufzubauen, zu entwickeln und zu pflegen und dabei möglichst viele Menschen mitnehmen.
Es zählt die Qualität der Beziehung
Was künftig zählt, ist die Qualität der Interaktion, die Qualität des Dialogs und die Resonanzfähigkeit. Wir erschließen uns unsere Welt in Antwortverhältnissen, und die Qualität dieser Verhältnisse entscheidet über die Güte unserer Beziehungen, die wir zu anderen Menschen haben. Beziehung- und Netzwerkkompetenz spielen für die Anpassungsfähigkeit der Organisationen eine immer wichtigere Rolle - gerade in Zeiten von New Work und Home-Office. Eine der einflussreichsten Erfolgsgrößen in der heutigen Zeit ist wohl die Fähigkeit, Beziehungen zu managen. Warum ist das so?
Ist der Wille für den Change dann einmal entfacht und sind gute Beziehungen aufgebaut, gilt es sie durch gezielte Weiterentwicklung zu festigen, um vom Wollen ins Machen zu kommen. Neben Zugewandtheit und Vertrauen sind die Anerkennung und Wertschätzung der Treibstoff für die Motivation Neues zu lernen, umzusetzen und nachhaltig zu verankern und nicht wieder in alte Routinen zurückzufallen.
Aufbau von vertrauensvollen Beziehungen
Im Ergebnis reduziert ein gutes Beziehungsmanagement im Hinblick auf das angestrebte Veränderungsziel mit den begleitenden Maßnahmen Zeit- und Produktivitätsverluste. Die begleitenden Maßnahmen fördern die Akzeptanz und die Entwicklung neuer Kompetenzen. Je glaubwürdiger die Führung den Sinn einer Veränderung vermitteln kann und je plausibler sie Zukunftschancen und Nutzen darstellt, desto eher werden vertrauensvolle Beziehungen aufgebaut und entwickelt.
Auch in einer der neueren Studien ist dies als eine der relevantesten Herausforderungen klassifiziert worden. Mit ihren Antworten auf die Frage "Was sind aus Ihrer Sicht die größten Herausforderungen, die Ihr Unternehmen im Hinblick auf seine Change-Fitness zu bewältigen hat?" haben die Teilnehmenden der Mutaree-Change-Fitness-Studie 2020/2021 einen großen Katalog zusammengestellt.
Die Unterstützung des Top-Managements ist gefragt! Menschen brauchen in Zeiten des Umbruchs und der Unsicherheit Orientierung und Sinnstiftung. Sinnstiftung erzeugt eine klare Ausrichtung und einen unverstellten Blick dafür, welche Wirkung die Organisation erzielen will. Aber um das Gefühl zu entwickeln, dass das Tun der Menschen einen Sinn hat, braucht es starke vertrauensvolle Beziehungen - also ausgeprägte empathische Fähigkeiten.
Empathie ist der Klebstoff, der Menschen - Mannschaft und Management verbindet und zu einer leistungsfähigen Einheit formt. Sie zeigt sich im wertschätzenden Umgang mit Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, insbesondere in schwierigen Veränderungssituationen. Zugewandtheit, Unterstützung und der Aufbau von Vertrauen sind in der ersten Phase der Veränderung entscheidend.
Manager müssen glaubwürdig auftreten
Mit Empathie bauen wir die notwendigen Beziehungen zum Gegenüber auf. Wir reflektieren unserem Gegenüber mit ähnlichen Emotionen und zeigen ihm, dass wir ihn verstehen, Anteil nehmen, und dass wir uns für ihn und seine Situation interessieren. Dafür müssen wir unvoreingenommen auf ihn zugehen können und offen für andere Sichtweisen sein. Das ist nicht immer einfach und braucht Zeit und Geduld - aber die Investition lohnt sich.
"Walk the talk". Wo sich Worte mit Taten decken und sich das Wollen zum Machen konkretisiert, entsteht Glaubwürdigkeit. Fordert das Management ein bestimmtes Verhalten von seinen Führungskräften und Mitarbeitenden, muss es selbst dazu bereit sein, diesem Anspruch gerecht zu werden. In der Praxis fallen Wort und Tat oft auseinander. Wer anderen etwas vermitteln und die Beziehungen verstärken möchte, erzielt die größte Wirkung durch die Kongruenz seiner eigenen Persönlichkeit.
Wichtige informelle Netzwerke
Sinnstiftung, Unterstützung, Empathie und Glaubwürdigkeit sind wichtige Komponenten mit großer Wirkungskraft auf zwischenmenschliche Beziehungen. Netzwerker haben gute Beziehungen zu vielen unterschiedlichen formellen und informellen Gruppen und besitzen die Fähigkeit, zügig neue Netzwerke zu aufzubauen und zu pflegen. Sie sitzen an Schlüsselpositionen des Unternehmens und können die Veränderungsgeschwindigkeit und -qualität maßgeblich beeinflussen.
Und sie sind in der Lage Verbindungen über Gräben hinweg zu entwickeln, um tiefgreifende Veränderungen zu unterstützen und die kritische Maße der Unentschlossenen für die Veränderung zu gewinnen. Selbstverständlich sind die formalen Hierarchien maßgeblich für die Steuerung von Veränderungen. Aber wie die Praxis gezeigt hat, haben auch die informellen Netzwerke innerhalb der Organisation auf die Umsetzung von Veränderungen einen nicht unerheblichen Einfluss.
Tipps fürs Beziehungsmanagement
Beziehungs- und Netzwerkkompetenz sollte genauso viel Raum im Qualifizierungsprogramm einnehmen wie allgemeine fachliche Schulungen zu Compliance oder Datenschutz und vielleicht sogar mit verpflichtendem Charakter versehen werden.
Beziehungen und Netzwerke nicht überwiegend digital aufbauen und pflegen. Jede persönliche Begegnung als wichtiges Beziehungserlebnis nutzen. Mehr persönliche Präsenz zeigen! Ungefiltertes Spiegeln und Wahrnehmen von Körpersignalen (Mimik, Gestik), Bedürfnissen und Verhalten im direkten Kontakt formen das Beziehungsverhalten nachhaltiger.
Ernsthaftes Interesse an Ihrem Gegenüber zeigen, indem Sie sich dem zuzuwenden, wofür Ihr Gegenüber brennt. Ihn die Anteilnahme spüren lassen und vielleicht versuchen, zukünftig eher unbedeutende Beziehungen in wertvolle Beziehungen umzuwandeln.
Die eigene Resonanzfähigkeit entwickeln und schärfen. Also sich besser auf die Stimmungen des Gegenübers "einschwingen" oder die eigenen positive Stimmungslage auf ihn übertragen.
Zusammen vom "Wollen ins Machen" kommen. Veränderungsprojekte miteinander umsetzen. Gemeinsam durch "Tiefs" und "Hochs" gehen und am Ende Erfolge feiern. Das sind in hohem Maße beziehungsstiftende Aktionen, die nachhaltig wirken.
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