Selbstreflektion

Wann ist der CIO ein CIO?

11.05.2010 von Wolfgang Gößwein
Der CIO als CIO - unter diesem Motto stand die Jahrestagung des CIO Circle in Köln. Aber was macht einen guten CIO aus?
Foto: Pixelio/Stephanie Hofschlaeger
Foto: Pixelio/Stephanie Hofschlaeger

CIO ist bekanntlich die Kurzform für Chief Information Officer. Wörtlich übersetzt bedeutet das "Leitender Angestellter für Informationen". Auch wenn diese Übersetzung ungebräuchlich ist, zeigt sie doch klar auf, dass es sich um einen Angestellten auf dem "C-Level" handelt. Er ist also vergleichbar mit dem CEO (Chief Executive Officer), also dem Vorsitzenden der Geschäftsführung oder des Vorstands, oder zumindest mit dem CFO (Chief Financial Officer), sprich: dem Finanzgeschäftsführer oder Finanzvorstand. Aber leider sind nach wie vor nur sehr wenige CIOs Vorstands- oder Geschäftsführungsmitglieder. Viele berichten an den CEO oder an den CFO.

Trotzdem unterscheidet sich ein guter CIO von einem herkömmlichen "IT-Leiter". Die folgenden Thesen sind subjektiv und erheben keinen Anspruch auf Vollständigkeit. Aber sie zeigen die generelle Richtung an, in die sich die Diskussion um die Rolle des CIO bewegt.

Die richtige Sprache sprechen

Ein guter CIO kommuniziert in der Sprache des Top-Managements und der Shareholder. Um Akzeptanz in diesen beiden Gruppen zu erzielen, muss der CIO deren Wortschatz kennen und nutzen. Dazu gehört auch, fließend Englisch zu sprechen. Außerdem sollten er mit betriebswirtschaftlichen Standardbegriffen wie "Working Capital", Capex (Capital Expenditure) oder Opex (Operational Expenditure) vertraut sein.

Betriebswirtschaftlich motiviert sein

Darüber hinaus ist ein guter CIO primär betriebswirtschaftlich motiviert. Aufgrund der schwierigen wirtschaftlichen Situation stehen heute nahezu alle Unternehmen vor dem Problem, ihr knappes Kapital möglichst sinnvoll, also gewinnbringend anzulegen. Insofern konkurriert der CIO sowohl bei seiner Kostenartenplanung als auch hinsichtlich seines Investitionsbudgets mit allen anderen betrieblichen Bereichen um das Geld. Er wird künftig noch stärker nachweisen müssen, welche Rendite er auf Investitionen erzielt beziehungsweise ob seine Kostenstrukturen - und damit die in seinem Verantwortungsbereich erbrachten Leistungen - eigentlich noch marktgerecht sind.

Strategisch entscheiden

Ein guter CIO wird in die strategischen Entscheidungen des Unternehmens eingebunden. Alle, die in der IT tätig sind, kennen den Fall: Sie werden vom Top-Management informiert, dass Unternehmensteile hinzugekauft oder verkauft wurden und dass nun möglichst schnell ein IT-Projekt zur Integration oder Abspaltung aufzusetzen und zum Erfolg zu führen ist. Mit Sicherheit liegt ein Grund für das Scheitern vieler Unternehmensfusionen in der mangelnden oder zu langsamen Integration der Geschäftsprozesse und IT-Systemen. Deshalb muss der CIO darauf drängen, frühzeitig in die strategischen Entscheidungen eingebunden zu werden. Nur so kann er mögliche Probleme aufzeigen und bereits im Vorfeld auf alternative Lösungen hinweisen, die sich rascher und einfacher umsetzen lassen als die von Fachbereichen und Vorständen vorgeschlagenen.

In Problemlösungen denken

Ein guter CIO denkt nicht in Produkten. Diese Situation lässt die Adern des Vorstands anschwellen: Der IT-Chef steht vor ihm und sagt: "Wir müssen dringend die Software XYZ kaufen!" Führungskräfte denken nicht in Produkten, sondern in Problemen. Also erwarten Sie, dass der CIO ihnen die Lösung für genau dieses Problem bringt. "Wir haben in der IT folgende Strategie zur Lösung unserer weltweiten Zusammenarbeit gefunden." Klingt das nicht wesentlich sinnvoller?

Die Geschäftsprozesse kennen

Ein guter CIO kennt sich sowohl mit IT-Technik als auch mit Geschäftsprozessen aus. Wir CIOs lieben unseren Job - vor allem deshalb, weil er unglaublich vielseitig ist. Wir beschäftigen uns morgens mit den Problemen der Softwareverteilung und des Lizenz-Managements, unterhalten uns dann mit dem Wirtschaftsprüfer über das interne Kontrollsystem (IKS), anschließend sprechen wir mit dem CFO über die Weiterbelastung von IT-Kosten an die Landesgesellschaften gemäß dem "Arm's Length Principle" und erläutern schließlich die Standardisierung unserer IT-Landschaft am Beispiel der weltweit implementierten PPS-Systeme. Perfekt ist der CIO dann natürlich, wenn er obendrein das Working Capital noch um zehn Prozent reduziert.

Die Kommunikation beherrschen

Last, but not least ist eine guter CIO auch ein guter Kommunikator. Wer in der IT beschäftigt ist, kann ein Lied davon singen: angefangen von den zahllosen Anrufen und Mails zu unterschiedlichsten Themen bis zu diversen Adhoc-Besprechungen mit Kolleginnen und Kollegen am Kaffeeautoamten oder in der Teeküche. Dazu kommen dann noch Verhandlungen mit Lieferanten und die bekannten Gespräche im Aufzug, die beginnen mit: "Weil ich Sie gerade sehe, warum …" oder in einer Abwandlung: "Übrigens, ich benötige die folgende Software, denn daheim habe ich die ja auch!" Eine stets diplomatische und korrekte Antwort setzt sehr gute kommunikative Fähigkeiten voraus.

Fazit

Alles in allem muss ein guter CIOs sehr viele Qualitäten aufweisen, die auch andere Führungskräfte auf seiner Hierarchieebene besitzen. Es reicht nicht, dass er sich auf dem weiten Feld der IT-Technik und der Geschäftsprozessoptimierung auskennt. Er sollte eher ein "Manager mit IT-Know-how" sein als ein "ITler mit Management-Know-how".