VR hat das Glashaus verlassen

15.12.1995

MUENCHEN (qua) - Allmaehlich findet die Technik der "Virtual Reality" (VR) Eingang in Anwendungsprojekte deutscher Unternehmen. Wie Hans-Joerg Bullinger, Leiter des Fraunhofer-Instituts fuer Arbeitswirtschaft und Organisation (IAO), erlaeutert, stellt die Industrie bislang aber nur "bescheidene" Anforderungen.

Killeranwendungen sind bislang ausser Sicht. Heute bedeutet Virtual Reality noch: grosse Investitionen - vor allem fuer die Hardware - und wenig messbarer Erfolg. Deshalb kommt die VR-Technik zunaechst vor allem dort zum Einsatz, wo herkoemmliche Software versagt - beispielsweise, wenn es darum geht, zweidimensionale Bauplaene fuer den Auftraggeber anschaulich zu machen.

Seltenheitswert haben jedoch umfassende Projekte, wie sie beispielsweise die Daimler-Benz AG mit der Neugestaltung ihrer CAD/CAM-Umgebung in Angriff genommen hat (vgl. CW Nr. 28 vom 14. Juni 1995, Seite 27: "Viele kuenstliche Welten - aber noch kein Universum"). Die Kosten-Nutzen-Analyse legt Skepsis gegenueber der neuen Technologie nahe.

Dennoch ermahnt Bullinger die deutschen Software-Entwickler, nicht zu warten, bis die Hardwarepreise nachgeben. Nachdem der Markt fuer VR-Rechner bereits fest in US-Hand sei, sollten die heimischen DV- Experten versuchen, mit Software bereitzustehen, sobald die Spezialmaschinen erschwinglich wuerden. Den Markt fuer VR- Anwendungen sieht Bullinger derzeit hauptsaechlich in der Unterhaltungsindustrie.

Mit dem aktuellen Stand der VR-Technik beschaeftigt sich die Kongressmesse "Virtual Reality World 96", die am 13. Februar kommenden Jahres in Stuttgart ihre Pforten oeffnen wird und als deren Mitorganisator das Fraunhofer-Institut IAO verantwortlich zeichnet. Wie bereits in diesem Jahr wird die Veranstaltung auch 1996 neben dem theoretischen Teil - Tutorials, Vortraege sowie eine angeschlossene Ausstellung - in Gestalt des "Experience Parks" die Moeglichkeit bieten, virtuelle Realitaeten zu erleben.