Management-Sicht

Die Vorteile der agilen Projektentwicklung

08.07.2021 von Boris Gloger
Unflexibilität, gerade in der klassischen Software-Entwicklung, lähmt das Projekt und macht es teuer. Mit agilen Methoden wie Scrum, in dem ein Großprojekt in kleine gegliedert wird und Projekte zyklisch verlaufen, können Fehler vermieden und Abläufe effizienter gestaltet werden.
In kleinen Schritten zum Ziel - mit Scrum oder anderen agilen Methoden können Projekte effizienter geplant und umgesetzt werden.
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Die klassische Wasserfallmethode ist etwa mit einem Hausbau vergleichbar: Das Fundament wird gelegt, danach erst die Mauern gebaut und am Ende kommt das Dach. Wenn Fehler nicht direkt während einer laufenden Phase entdeckt werden, ist es oft schwierig, diese noch zu korrigieren.

Kein Wunder also, dass in den letzten Jahren zunehmend auch sehr konservativ aufgestellte Unternehmen die traditionelle Softwareentwicklung in Frage stellen. Die Motivation ist klar: Agile Methoden versprechen bessere Qualität in einem schnelleren und kostengünstigeren Projektverlauf. Denn Agilität bedeutet, dass in regelmäßigen Zyklen (Iterationen) kontinuierlich Teile des Produkts (Inkremente) geliefert werden - und die einzelnen Teilabschnitte machen es möglich, Fehler frühzeitig zu erkennen und zu eliminieren.

Ein lineares Vorgehensmodell in der Softwareentwicklung erlaubt dagegen nur einzelne, nacheinander aufbauende und festgelegte Phasen. Dabei gelten die Phasenergebnisse immer als bindende Vorgaben für die nächste Phase - jede muss komplett abgeschlossen sein, damit die nächste beginnen kann. Durch die sehr eingeschränkte Möglichkeit, die Ergebnisse bereits abgeschlossener Phasen nachträglich zu ändern, ist somit nur eine geringe Flexibilität auf geänderte Anforderungen möglich.

Gerade bei langandauernden Projekten ist dies problematisch, denn die Anforderungen und auch Rahmenbedingungen können sich hier des Öfteren ändern. Ein zusätzlicher erschwerender Arbeitsaufwand liegt in der umfassenden Dokumentation der Vorgänge und Ergebnisse. So verzögert sich das Projekt oft oder wird teurer und teurer. Wenn es eine Alternative gäbe, mit der Sie es anders machen könnten - Sie würden sich sicherlich dafür entscheiden. Agile Methoden wie Scrum und Kanban bieten diese Flexibilität.

Feedback und Retrospektive in Scrum-Projekten
Retrospektive und Feedback in Scrum-Projekten
Scrum Manager haben die Möglichkeit, den Projekterfolg durch die Analyse des Sprints zu verbessern. Zielführend sind dabei die Retrospektive und das Feedback der Teammitglieder - ein Vorgang, den der Scrum Manager mit Diplomatie moderieren muss. Folgende Methodik mit Arbeitsblättern hat sich bewährt.
Feedback - Schritt 1
Für die Retrospektive erhält jedes Teammitglied ein vorbereitetes Blatt mit seinem Namen und zwei Fragen: "Was kann man von mir erwarten?" und "Was erwarte ich vom Team?"
Feedback - Schritt 2
Der Feedback-Bogen wird um zwei Bereiche ergänzt: "Was ich an Deiner Arbeit schätze ..." und "Was ich Dir wünsche, das Dir besser gelingt ..."
Feedback -Schritt 3
Der Feedback-Bogen wird an den Tischnachbarn weitergegeben, von diesem ausgefüllt und so lange weitergegeben, bis jeder Teilnehmer wieder sein persönliches Blatt vor sich liegen hat – jetzt mit dem schriftlichen Feedback aller beteiligten Teammitglieder.
Selbstreflexion
Zwei weitere Bereiche kommen hinzu – sie dienen der eigenen Reflexion des erhaltenen Feedbacks: "Darauf bin ich stolz ..." und "Das nehme ich mit ..."
Vorgehensmuster
Nach diesem Grundmuster lassen sich Retrospektiven zu einem späteren Zeitpunkt erneut wiederholen.

Fehler noch während der Laufzeit entdecken und beheben

Am Anfang des agilen Kreislaufs stehen einige wenige Basisfunktionen fest, die in dem Projektzeitraum stetig ergänzt oder auch wieder entfernt werden können. Oft ändert sich die Wettbewerbssituation während eines laufenden Projekts - bei der herkömmlichen Wasserfall-Methode hat das Team an dieser Stelle nicht mehr die Möglichkeit, einzugreifen. Anders in agilen Projekten: Fehler werden noch während der Laufzeit entdeckt und behoben. Auch steigen die Erfahrungswerte durch kürzere Zyklen rasant an.

Zielvorgaben sind in vielen Firmen üblich - und Sie wollen frühzeitig planen und wissen, ob Sie Ihre Ziele erreichen. Dazu werden Sie es gewohnt sein, sich von Ihren Kollegen Projektpläne oder Statusberichte geben zu lassen, wahrscheinlich stehen auch regelmäßige Status-Meetings an.

Doch Hand aufs Herz: Wissen Sie wirklich, wie es um die Lieferfähigkeit Ihres Projekts steht? Sind die verbleibenden Zeiten, die geschätzt werden, wirklich korrekt? Meine Erfahrung sagt: Sie sind es in 80 Prozent der Fälle bei der Wasserfall-Methode nicht. Agilität erlaubt, Produktfehler oder eine falsche Herangehensweise schon in einem frühen Stadium des Projekts zu erkennen und diese zu beheben.

Effiziente Kommunikation vor Ort

Für den Erfolg von Entwicklungsprojekten ist eine einfache und effiziente Kommunikation genauso wichtig wie die eingesetzten Technologien. Deshalb sollten Scrum-Teams so dicht wie möglich am Anwender arbeiten - oftmals arbeiten sie direkt vor Ort beim Kunden. Die cross-funktionalen Teams sind so in der Lage, Missverständnisse im Nu auszubügeln und Details können auf direktem Wege geklärt werden - das spart Zeit.

Und: Mit agilen Projekten erzielen Sie einen echten Wettbewerbsvorteil. Denn die kurzen Kommunikationswege mit den Entwicklern führen auch dazu, dass das System insgesamt früher fertiggestellt wird. Agile Projekte sind in der Regel einfach schneller als Projekte, die in den herkömmlichen Entwicklungszyklen ablaufen.

Business Agility: So sichern Sie Erfolg durch Flexibilität
Business Agility: Flexibilität sichert Erfolg
Wie können IT-Dienstleister ihre geschäftliche Agilität steigern, die Kunden besser und erfolgreicher beraten, sowie die Geschäftsergebnisse entscheidend verbessern? Dave Sobel, Leiter der MAXfocus Partner Community von LogicNow gibt Ihnen dazu zehn nützliche Tipps an die Hand. Diese kurze Zusammenfassung basiert auf dem englischsprachigen Whitepaper "The Perpetually Valuable MSP".
1. Fortlaufende Planung und flexible Anpassung von Geschäftsprognosen
Setzen Sie statt komplexer und starrer Jahrespläne reaktive und flexible vierteljährliche Planungsverfahren ein.
2. Keine rein technischen Kundengespräche
Stellen Sie bei Kundengesprächen keine technischen Themen in den Mittelpunkt, sondern sprechen Sie darüber was Ihr Kunde bzw. sein Unternehmen erreichen möchte.
3. Keine Flut von Testdurchläufen, sondern eins nach dem anderen
Zu viele Ideen oder Lösungen auf einmal auszutesten, kann dazu führen, dass man sich verzettelt und aus dem Blick verliert, was für den Erfolg wirklich wichtig ist. Der einzige Weg um herauszufinden, ob Ideen wirklich tragfähig sind, ist es, sie alle einzeln nacheinander zu testen.
4. Die Haupt-Gewinnfaktoren im Auge behalten
Es ist entscheidend, seine geschäftlichen Entscheidungen jeweils der aktuellen Marktsituation anzupassen. Dies lässt sich leicht anhand der aktuellen Geschäftszahlen messen. Hier empfehlen wir die Verwendung von Schlüsseldaten aus vier unterschiedlichen Informationsquellen, mithilfe derer sich feststellen lässt, wie effektiv ein Ansatz für die Unternehmensentwicklung wirklich ist.
5. Neue Angebote durch rasche Markteinführung testen
Bestehen Sie nicht darauf, dass neue Produkte gleich von Anfang an perfekt sind, sondern verbessern Sie sie schrittweise und passen Sie sie flexibel an die Bedürfnisse an.
6. Einwände vorweg nehmen
Trainieren Sie Verkaufsgespräche und nehmen Sie dabei mögliche Einwände Ihrer Kunden vorweg. So können Sie kritischen Stellungnahmen zu Ihren Angeboten und Vorschlägen überzeugende Gegenargumente entgegensetzen.
7. Verzicht auf umsatzgebundene Vergütungsmodelle
Überzeugen Sie Ihr Team, durch die Umgestaltung der Vergütungsmodelle neue Wege des Vertriebs und der Kundenkommunikation auszuprobieren.
8. Schnelle Eingreiftruppe für neue Methoden
Anstatt alle Teammitglieder gleichermaßen darum zu bitten, schrittweise neue Methoden auszuprobieren, greifen Sie lieber auf bereits überzeugte Leistungsträger zurück, die sich sofort stark engagieren und schnelle Ergebnisse erzielen.
9. Vorgehensweise der Produkteinführung definieren
Etablieren Sie eine genau vorgegebene und reproduzierbare Vorgehensweise zur Eruierung, Entwicklung, Überprüfung und Einführung neuer Angebote.
10. Vorgehensweise für die Beendigung einer Maßnahme definieren
Genau so entscheidend wie die Strategie für die Produkteinführung ist es für ein Unternehmen, eine Systematik für die Beendigung von Maßnahmen bzw. die Abkündigung von Produkten zu entwickeln, die nicht länger gewinnbringend sind.

Ein starkes Team, das miteinander arbeitet

Agil arbeiten heißt auch, dem Scrum-Team freie Hand in seinen Entscheidungen zu lassen. Somit organisieren sich Ihre Mitarbeiter auf das vorgegebene Ziel hin weitgehend selbst und klären auftretende Probleme unter sich. Das fördert nicht nur den Team-Zusammenhalt, sondern schließt auch Neid aus. Zudem führen die kurzen Entwicklungszyklen zu direkten Erfolgserlebnissen - das Ergebnis lässt sich nicht erst am fertigen Produkt ablesen.

Die einzige Barriere auf dem Weg zum agilen Arbeiten ist meist die Angst vor dem Ungewissen. Stetes Weiterentwickeln fordert Änderungsprozesse, die immer mit einem Lernprozess einhergehen. Neue Pfade zu beschreiten lohnt sich aber: Agile Projektmanagement-Methoden versprechen effizientere Abläufe, motiviertere Mitarbeiter und zufriedenere Kunden.