Vogelgrippe: IT-Unternehmen bauen vor

27.01.2006 von Alexandra Mesmer
Ein möglicher Ausbruch der Vogelgrippe beschäftigt auch die Wirtschaft. Unternehmen denken darüber nach, wie sie ihre Mitarbeiter im Notfall schützen und das Geschäft am Laufen halten können.

Noch hat der Computerhersteller Fujitsu-Siemens Geschäftsreisen in Länder wie China oder die Türkei nicht verboten. Reisebeschränkungen wären aber möglich, sollte es sich herausstellen, dass die Vogelgrippe von Mensch zu Mensch übertragen werden kann. Da es sich bisher aber um eine reine Tierseuche handelt, wie etwa das Bundesforschungsinstitut für Tiergesundheit bestätigt, dürfen die Informationsarbeiter weiter in alle Welt reisen.

Fujitsu-Siemens-Sprecherin Stefanie Schusser: "Unser Krisen-Management beobachtet das Thema sehr genau und verfolgt die Empfehlungen des Robert-Koch-Instituts und der zuständigen Regierungsstellen." Beim Computerhersteller ist man sich bewusst, wie verletztlich global agierende Unternehmen im Falle einer Pandemie wären. Darum arbeitet man beim Thema Krisen-Management auch eng mit dem Siemens-Konzern zusammen, der in den nächsten Tagen ein Rundschreiben mit Handlungsempfehlungen für den Ernstfall, sprich Ausbruch der Vogelgrippe, herausgibt.

SAP kann Zentrale evakuieren

In Habtacht-Stellung sind auch andere große Unternehmen der IT- und TK-Branche wie Telekom, Vodafone oder Hewlett-Packard. Während HP schon Notfallpläne ausgearbeitet hat und die Mitarbeiter darüber im Intranet informiert, ist Vodafone noch mit Behörden im Gespräch, um entsprechende Pläne und Maßnahmen vorzubereiten. Die Telekom verfolgt das Thema aufmerksam, wenn auch Konzernsicherheit und betriebsärztlicher Dienst noch keinen akuten Handlungsbedarf sehen.

Einen Schritt in der Planung weiter scheint die SAP AG zu sein. Im Notfall könnte laut Chief Security Officer Sachar Paulus die komplette Konzernzentrale in Walldorf evakuiert werden. Mittlerweile ist SAP in der Lage, 70 Prozent seiner Mitarbeiter von zu Hause arbeiten zu lassen.

BMW: Asienreisen nur noch mit Tamiflu im Gepäck

Eine Umfrage der Deutschen Presseagentur unter 20 Dax-Unternehmen ergab, dass sich viele große Firmen mit dem Thema Vogelgrippe auseinander gesetzt haben. Sie geben Verhaltensregeln für Regionen aus, in denen das für Vögel gefährliche H5N1-Virus aufgetreten ist. Zudem empfehlen sie Grippeimpfungen oder lagern Medikamente ein – BMW startet seine Asienreisenden prophylaktisch mit Tamiflu aus, das als wirksamstes Medikament gegen Vogelgrippe gilt. Beim Chemiekonzern BASF haben sich im vergangenen Herbst 3700 Mitarbeiter gegen Grippe impfen lassen, doppelt so viele wie im Jahr zuvor. Auch unter Lufthansa-Mitarbeitern ist die Zahl der Grippeimpfungen angestiegen.

Ob Unternehmen auf einen Ausbruch einer Pandemie gut vorbereitet sind, ziehen Experten in Zweifel. In der Regel beschäftigen sich Notfallpläne mit einer beschädigten Infrastruktur, etwa nach einer Naturkatastrophe, so die Berater von Gartner. Eine neue Herausforderung ergebe sich durch eine Seuche, wenn viele Mitarbeiter über Monate ausfallen.