VMworld: Nach dem Durchbruch der Virtualisierung kommt die Flut

13.09.2007 von Dennis Zimmer
Nach großen Anwenderfirmen und innovativen Pionieren erreicht Virtualisierung die Masse der Unternehmen. Kein Wunder, dass die Stimmung unter den Anbietern ausgezeichnet ist.

Von Dennis Zimmer*

Mit Spannung haben Insider die Keynote-Rede von Cisco-Chef John Chambers zu Beginn des zweiten Tages der VMware-Hausmesse VMworld erwartet. Das Fachpublikum erhoffte sich die Ankündigung virtueller Switches durch Cisco. Doch erst zum Ende seiner Keynote präsentierte Chambers eine Demo die einigermaßen in Richtung dieser Erwartungen ging. Er zeigte eine komplette Verwaltungsbasis von Cisco, die Netzwerk, Speichernetzwerk und virtuelle Server auf Business Level integriert. Dieses Produkt, "Cisco VFrame" dürfte Teil des Cisco Virtual Data Center werden. Es provisioniert und überwacht Systeme, die bestimmte Anwendungen für eine wachsende Zahl von Nutzern bereitstellen. Es bildet dabei die komplette Infrastruktur mit Messwerten ab, die nicht ausgewiesene Cisco- und Virtualisierungsspezialiten voraussetzen. Allerdings machte Chambers keine Angaben, wann mit dem Virtual Data Center oder mit virtuellen Cisco-Switches zu rechnen sei.

Am Nachmittag dieses zweiten VMworld-Tages platzte Novell überraschend mit Neuigkeiten über eine verbesserte Zusammenarbeit mit VMware heraus. Der Linux-Distributor zeigte die Betaversion eines angepassten Linux-Kernels, die das Virtual Machine Interface (VMI) von VMware in zukünftige Versionen von Suse Linux Enterprise Server (SLES) integrieren wird. Diese Anpassungen sollen in virtuellen Umgebungen spezielle Prozesse wesentlich beschleunigen. Weil VMware auch mit Red Hat und Ubuntu eng kooperiert, dürfen sich Anwender, die Linux in VMware-Umgebungen einsetzen, viel versprechen: Die Optimierung der Gastbetriebssysteme und Applikationen auf die Virtualisierungssoftware lässt noch erheblich Steigerungen in Leistung und Vereinfachungen der Systemsteuerung erwarten.

Die auf der VMworld erkennbare intensive Zusammenarbeit der großen Softwarehersteller scheint die kleineren nicht zu schrecken. Auch dass der enorme Funktionszuwachs der Virtualisierungslösungen von VMware die Produkte der Partner teilweise an Wichtigkeit verlieren lässt, wirkt kaum desorientierend. Die VMware-Partner reden hier überwiegend von künftigen Möglichkeiten und lassen querbeet eine zuversichtliche Einstellung erkennen. Im übrigen ist immer mehr das Interesse der großen Namen im Softwaremarkt zu spüren, die nach Herzenslust aufkaufen und integrieren. Kaum ein kleines Softwareunternehmen mit innovativen Ideen schafft es, nicht übernommen zu werden oder entsprechende Angebote zu erhalten. Ferner werden über Partnerschaften viele namhafte Produkte im Storage- und Sicherheitsumfeld auf virtuelle Infrastrukturen getrimmt.

Es ist definitiv zu spüren, dass ein Boom der Server-Virtualisierung angebrochen ist, dass die Anwender weltweit das Thema akzeptieren. Waren es bisher meist größere oder sehr innovative Unternehmen, die Virtualisierung produktiv einführten, wird nun allerorten daran gearbeitet. Dies wird sich weiter verstärken, wenn es VMware gelingt, durch Produkte wie ESX 3i und durch eine bessere Unterstützung von NFS, iSCSI und lokalem Storage die Tür zum KMU-Markt vollends aufzustoßen.

*Dennis Zimmer, VMware-Consultant bei Pillar Data Systems in München und Betreiber der Website www.vmachine.de, berichtet exklusiv für die COMPUTERWOCHE von der VMworld 2007 in San Francisco.