Kosten sparen im RZ

Virtualisierung transformiert das Data Center

19.10.2009
Server-Virtualisierung ist der Schlüssel zu einem efizienteren Betrieb. Diese Erkenntnis hat sich unter IT-Managern durchgesetzt. In punkto Desktop- und Storage-Virtualsierung sind die Sparpotenziale indes noch längst nicht ausgeschöpft.

Die Virtualisierung physischer Server im Data Center hat sich auf breiter Front durchgesetzt. Das belegen inzwischen zahlreiche Studien. Laut den Marktforschern von IDC bespielsweise wird in diesem Jahr mehr als die Hälfte der verkauften Server in einer virtualisierten Umgebung eingesetzt. Der Markt für Virtualisierungs-Software wächst entsprechend, wie Gartner ermittelt hat: Demnach sollen die Investitionen in der Region Europa, Naher Osten und Afrika im Vergleich zum Vorjahr um 55 Prozent auf 512 Millionen Euro steigen. Der dickste Umsatzbrocken entfalle dabei auf Westeuropa.

Das Nutzenpotenzial einer IT-Virtualisierung haben inzwischen die meisten IT-Manager akzeptiert: Kostenvorteile hinsichtlich der Hardware und Administration, geringerer Bedarf an Stellfläche und Energie für Betrieb und Kühlung, einfachere Business-Continuity-Lösungen und weniger Ausfallzeiten. "IT bietet innovative Lösungen, um die Krise leichter zu überstehen und sogar Wettbewerbsvorteile zu erzielen", kommentiert Robert Helgerth, Mitglied der Geschäftsleitung bei Microsoft Deutschland, die Ergebnisse einer von dem Softwarekonzern in Auftrag gegebenen Umfrage unter 291 IT-Verantwortlichen in deutschen Unternehmen. "So wird vor allem Virtualisierung zu einem strategischen Bestandteil der Geschäftstätigkeit."

Die besten Server-Tools
Software und Utilities für Server
Mit großem Zeitaufwand müssen Unternehmen für einen reibungslosen Betrieb der Server-Systeme sorgen. Mit den richtigen Tools können sie die Server-Verwaltung vereinfachen und zusätzliche Funktionen nutzen.
Disk2vhd
Mit dem kostenlosen Tool Disk2vhd aus den Microsoft Sysinternals können Sie über eine grafische Oberfläche per Mausklick ein Image von physischen Festplatten erstellen.
EventLog Inspector
Der EventLog Inspector erleichtert Administratoren den Umgang mit dem Ereignisprotokoll von Windows. Aufgelaufene Systemmeldungen der Clients lassen sich damit an zentraler Stelle sammeln und auswerten.
HWiNFO32
Das Tool informiert den Anwender detailliert über seine installierte Hardware und stellt sogar Benchmarks für Prozessor, Speicher und Festplatten zur Verfügung.
PowerGUI
Die Freeware PowerGUI von Quest ermöglicht das Zusammenstellen von PowerShell-Befehlen in einer übersichtlichen grafischen Oberfläche. Mit dem mitgelieferten Editor lassen sich darüber hinaus sehr effizient neue Skripts erstellen.
Prime95
Das kostenlose Stresstest-Tool Prime95 setzt die CPU und den Arbeitsspeicher in einem PC-System unter Volllast. Damit lassen sich Server, PCs und Notebooks sehr gut auf Dauerstabilität, ausreichende Kühlmaßnahmen und optimale BIOS-Einstellungen überprüfen.
ServerSentinel
Mit ServerSentinel lassen sich Server und andere Netzwerkressourcen automatisch und zuverlässig von zentraler Stelle aus überwachen. Treten Fehler oder Auffälligkeiten auf, informiert das kostenpflichtige Tool den Administrator zeitnah und erhöht so die Verfügbarkeit der IT-Infrastruktur.
WhoCrashed
Wenn Windows mit einem Bluescreen stehenbleibt, sind die Fehlermeldungen in der Regel nichtssagend - oder so kryptisch, dass die Ursache im Dunkeln bleibt. Deutlich bessere Chancen, das zugrunde liegende Problem zu lösen, bietet das in der Home Edition kostenlose Programm WhoCrashed.
WSUS Offline Update
WSUS Offline Update lädt alle vom Hersteller bereitgestellten Aktualisierungen für die Offline-Installation herunter und läuft auch unter Linux.
Cloudability
Bei Cloudability handelt es sich um einen Service, der Firmen adressiert, die die Kosten von Cloud-Diensten analysieren und stets im Blick behalten möchten.
Pingdom
Pingdom ist ein einfach gehaltenes, aber sehr nützliches Online-Tool für Web-Administratoren, die ihre Server und Websites professionell überwachen möchten. Es bietet neben den nötigen Features auch ein hohes Mass an Usability und Flexibilität. Dies macht das Tool sowohl für Einsteiger als auch für Profis attraktiv.
Chef
Chef zählt neben Puppet, Ansible und SaltStack zu den führenden IT-Automation-Systemen, die derzeit auf dem Markt verfügbar sind. Davon können vor allem größere IT-Organisationen profitieren, die die Verwaltung komplexer Systemlandschaften ohne Automatisierungstools kaum bewältigen könnten.

Während in Zeiten knapper IT-Budgets vielerorts Investitionen gestrichen oder vertagt werden, scheint die Server-Virtualisierung davon kaum betroffen zu sein. Laut Microsoft-Umfrage wollen 80 Prozent der befragten IT-Experten dort ihre Ausgaben erhöhen, wo sich die Effizienz steigern oder Wettbewerbsvorteile erreichen lassen. Server-Virtualisierung und Konsolidierung gelten als Königsweg: Trotz Kürzungen in vielen Bereichen wollen 43 Prozent hier verstärkt investieren, nur sieben Prozent die Ausgaben senken.

Wachstumsmarkt Desktop-Virtualisierung

Anders als bei der Server-Virtualisierung verhalten sich die Unternehmen noch zurückhaltend, wenn es um Virtualisierung ihrer Desktop- und Storage-Landschaften geht. Denn während sich die Investition in eine virtualisierte Server-Architektur oft schon nach ein bis zwei Jahren amortisiert, sieht die Rechnung bei Client-Projekten anders aus. Eine Kostenersparnis lässt sich hier nicht kurzfristig durch weniger und besser ausgelastete Hardware erzielen, sondern durch vereinfachte Administration, Software-Verteilung, Patch-Management und Remote-Wartung. Virtualisierungs-Projekte im Bereich Desktop-Infrastruktur sind daher in Zeiten knapper Kassen erheblich seltener anzutreffen als im Server-Bereich.

Desktop-Virtualisierung: XenDesktop bietet drei Varianten der Desktopvirtualisierung. (Quelle: Citrix)

Doch Gartner-Analysen verheißen auch hier einen deutlichen Schub. Zwar macht die Server-Software mit einer Steigerungsrate von 54,3 Prozent auf 244,8 Millionen Euro den weitaus größten Teil des Markts für Virtualisierungs-Software aus. Die höchste Wachstumsrate aber verzeichnet das Marktsegment Hosted Virtual Desktops (HVD): Von zwölf Millionen Euro im Jahr 2008 soll der Umsatz mit HVD-Software in diesem Jahr auf 56,2 Millionen Euro steigen und sich damit mehr als vervierfachen.

Nachholbedarf bei Storage-Virtualisierung

Auch die Speicher-Virtualisierung hinkt dem Server-Markt weit hinterher. Die Gründe dafür sind vielfältig: Während der Einstieg in die Server-Virtualisierung durch schrittweise Migration einzelner Systeme relativ einfach zu bewerkstelligen ist – oft angefangen mit Entwicklungs- und Test-Umgebungen -, entfaltet die Virtualisierung der Storage-Landschaft erst dann ihren vollen Effekt, wenn sie systemübergreifend die ganze oder zumindest große Teile der IT-Infrastruktur einbezieht. Das macht entsprechende Storage-Projekte langwierig und unübersichtlich. Zudem fehlt in vielen Unternehmen noch das Verständnis für komplexe Speicher-Virtualisierungskonzepte.

Storage-Virtualisierung in dem Sinne, dass durch die besonders effiziente Virtualisierung nahe an der Speicherebene eine klare Trennung zwischen der logischen und physikalischen Schicht möglich wird, verstehen nur 38 Prozent der Befragten“, sagt Analyst Denis Mrksa von Techconsult. Für seine Studie aus dem vergangenen Jahr hat er 203 deutsche IT-Entscheider befragt. Im Hinblick auf Speichervirtualisierung mangle es noch an Lösungsverständnis und praktischen Umsetzungsmöglichkeiten. „Hier sind die Anbieter gefragt, ihre Lösungen dem Anwender näher zu bringen und ihn bei der Entwicklung ganzheitlicher Virtualisierungskonzepte zu unterstützen“, resümiert Mrksa.

1-1 Zoning bei Fibre-Channel: Der größere Aufwand bei der Storage-Anbindung hat den Vorteil, dass sich die Applikations-Server nicht gegenseitig stören können.

Nach Einschätzung von IDC befindet sich der Speicher-Markt gerade im Umbruch. Zwar bestehe in den Unternehmen nach wie vor Interesse an Virtualisierungslösungen, in erster Linie gehe es derzeit aber darum, kurzfristig Kosten zu reduzieren. Aufgrund knapper Budgets würden deshalb Ausgaben für neue Projekte vorerst auf Eis gelegt und statt dessen vor allem günstigere Storage-Lösungen angeschafft, die schnelle Abhilfe bei drängenden Problemen versprechen, schreiben die Marktforscher in ihrem aktuellen Storage-Report "Understanding User Needs in a Changing Economic Climate.“

Dem Siegeszug der Server-Virtualisierung indes steht das alles nicht entgegen. Waren die ursprünglichen Auslöser für Virtualisierung meist Kostensenkungen durch Konsolidierung oder eine verbesserte Auslastung der Server, wird jetzt wichtiger, was sich bisher oft nur als willkommener Nebeneffekt einstellte: einfachere und flexiblere Infrastrukturen mit deutlich mehr Agilität, höhere Service-Level bei geringerem Administrationsaufwand und Hardware-Einsatz sowie die Fähigkeit, schneller auf Business-Anforderungen zu reagieren.

Virtualisierungs-Erweiterungen in der CPU

Der Trend in Richtung Virtualisierung ist auch auf Seiten der Hardware-Anbieter unverkennbar. So hat der Prozessor-Hersteller Intel unter der Bezeichung VT-x (Intel Virtualization Technology) in seine neue Xeon-5500-Serie eine Reihe von Funktionen integriert, die schon auf CPU-Ebene den Betrieb in virtualisierten Umgebungen unterstützen. Server-Hersteller bieten Geräte an, die mit hoher Leistungsdichte, integriertem Hypervisor, Funktionen für die Virtualisierung der Netzwerkschicht und verbesserten Management-Tools speziell auf den Betrieb in virtualisierten IT-Landschaften ausgelegt sind.

Laut einer aktuellen Untersuchung von IDC werden Server zunehmend mit integrierter Virtualisierungslösung ausgeliefert. 358.000 dieser Systeme haben die Hersteller nach Angaben der Marktforscher im letzten Jahr in Westeuropa verkauft – ein Anstieg um 25,5 Prozent im Vergleich zum Vorjahr.

Virtuelle CPUs: Die Virtualisierungs-Erweiterungen der neuen CPUs erlauben es den Betriebssystemen, weiterhin Ring-0-Instruktionen auszuführen, ohne dem Hypervisor in die Quere zu kommen.

Darüber hinaus gilt Virtualisierung nicht zuletzt als entscheidender Hebel für den energieeffizienten Betrieb der Rechenzentren. Nach einer Untersuchung der Experton Group erachten Unternehmen Konsolidierung und Virtualisierung als besonders wichtige Teildisziplinen von Green IT. „Konsolidierungs- und Virtualisierungsprojekte sind immer noch auf dem Vormarsch, daran hat auch die allgemeine Wirtschaftskrise nichts geändert“ sagt Wolfgang Schwab, Senior Advisor bei der Experton Group.

Ein Grund dafür sei die damit zu realisierende effizientere Auslastung von Ressourcen, aber auch die Möglichkeit, Administrationsaufwand sowie Platz- und Klimatisierungsbedarf zu reduzieren, und damit Themen zu adressieren, die für die IT insgesamt wichtig seien. „Das liegt nicht daran, dass die IT-Verantwortlichen ihre ‚Grüne Seite’ entdecken, sondern dass sie unvernünftiges Verhalten einfach nicht mehr bezahlen können“, kommentiert Schwab die Ergebnisse der aktuellen Green-IT-Studie der Experton Group. (wh)

Dieser Artikel basiert auf einem Beitrag der CW-Schwesterpublikation TecChannel.de