Auch in Europa

Virtualisierung am Arbeitsplatz - State of the Art?

21.10.2010 von Karin Quack
IT-Entscheider und Manager sehen deutliche Vorteile. Allerdings suchen sie noch nach Methoden, um sie messbar zu machen.
Foto: Andrea Kusajda/Pixelio.de
Foto: Pixelio, Andrea Kusajda

Die meisten europäischen Unternehmen treiben die Virtualisierung am Arbeitsplatz massiv voran: 75 Prozent von ihnen wollen damit innerhalb der kommenden drei Jahre ihre Wettbewerbsfähigkeit und Innovationskraft stärken. Jeder dritte europäische Betrieb hat denn auch schon eine Virtualisierungsstrategie implementiert.

Dies sind Ergebnisse der Studie "Next Generation CIOs: Change Agents for the Global Virtual Workplace", die der IT-Beratungsanbieter Cognizant in Kooperation mit der Economist Intelligence Unit (EIU) erstellt hat. Im Rahmen der Untersuchung befragte das Marktforschungsunternehmen mehr als 400 CIOs, IT-Entscheider, Manager und Vorstände in Europa und Nordamerika.

Wie die Ergebnisse zeigen, sind europäische Unternehmen, die noch keine Virtualisierungs-Strategie verfolgen, klar in der Minderheit: Nur 15 Prozent räumten dieses Versäumnis ein. Hingegen gab die deutliche Mehrheit der Studienteilnehmer, sprich: etwa 80 Prozent, an, sich konkret mit dem Thema zu beschäftigen.

Rund 16 Prozent der Befragten analysieren eigenen Angaben zufolge noch den möglichen Mehrwert der Virtualisierung sowie die Anforderungen, die dabei an das eigene Unternehmen gestellt werden. Ein knappes Fünftel befindet sich in der Testphase. Rund 18 Prozent sind schon dabei, Virtualisierungslösungen unternehmensweit zu implementieren. Und 28 Prozent bezeichnen sich als Early Adopter: Sie haben bereits eine konkrete Strategie erarbeitet und implementiert.

Übergreifende Vernetzung der Mitarbeiter

Den Begriff Virtualisierung definiert die Studie als unternehmensweite Vernetzung der Mitarbeitern - über unterschiedliche Standorte, Abteilungen oder Innen-/Außdendienst-Grenzen hinweg. Erklärtes Ziel der Virtualisierung ist es, standortunabhängig zusammenzuarbeiten und zu kommunizieren. Soweit die Gemeinsamkeiten. Allerdings setzen die Befragten das Thema durchaus unterschiedlich um.

Mehr als drei Viertel (78 Prozent) der befragten Unternehmen stellen ihren Mitarbeitern Fernverbindungen zu Unternehmensnetzen und Servern zur Verfügung. Zugang zu Unternehmensportalen und/oder Intranets haben 71 Prozent der Mitarbeiter in Europa, aber nur 55 Prozent in Nordamerika. Die Fernabfrage von E-Mails ist in 80 Prozent der europäischen und 72 Prozent der amerikanischen Firmen möglich. Das Thema Cloud Computing verfolgt beinahe jeder vierte Befragte.

82 Prozent der europäischen Studienteilnehmer geben ihren Mitarbeitern mobile Arbeitsgeräte wie Laptops und Mobiltelefone an die Hand; in Nordamerika tun das nur 73 Prozent. Auch beim Informationsaustausch mit Hilfe visueller Kommunikation liegen die europäischen Befragten vorn: Auf dem alten Kontinent nutzen 66 Prozent der Befragten Videokonferenzen, während in Nordamerika nur 50 Prozent von dieser Möglichkeit Gebrauch machen.

Chats via Instant Messaging ermöglicht jedes zweite (52 Prozent) aller befragten Unternehmen. Auch das Thema Social Media hat offenbar Einzug in den Arbeitsalltag gehalten. Auf diesem Gebiet sind jedoch die Amerikaner weiter forgeschritten als die Europäer. In der Neuen Welt darf jeder vierte Mitarbeiter von Dienst wegen auf sozialen Netzwerken und Plattformen surfen, wohingegen das in Europa nur jedem fünften erlaubt ist. Zugang zu intern genutzten Social-Media-Kanälen gewähren in Europa 38 Prozent, in Nordamerika 33 Prozent der Befragten.

Die Studie

  • Die Studie "Next Generation CIOs: Change Agents for the Global Virtual Workplace" datuert vom Mai 2010.

  • Sie wurde von der Economist Intelligence Unit (EIU) im Auftrag von Cognizant erstellt.

  • Befragt wurden insgesamt 402 CIOs, IT-Entscheider, Manager und Vorstände in Europa und Nordamerika.

  • 52 Prozent stammen aus Europa, 48 Prozent aus Nordamerika.

  • Die IT-Entscheider stellen insgesamt 46 Prozent der Befragten.

  • 45 Prozent der Grundgesamtheit gehören dem C-Level-Management an.

  • 38 Prozent der Unternehmen zählen zu den kleinen und mittelständischen Unternehmen.

  • Mehr Detail finden sich unter www.cognizant.com/nextgencio und www.businessresearch.eiu.com.

Was die Unternehmen erwarten

Die Unternehmen, die dem Thema Virtualisierung aufgeschlossen gegenüber stehen, versprechen sich davon spürbare Vorteile: Die meisten erwarten eine bessere Zusammenarbeit ihrer Mitarbeiter, eine höhere Innovationskraft, weniger Reibungsverluste in den betrieblichen Abläufen und eine effektivere Ansprache neuer Talente.

Aber nur 17 Prozent der Teilnehmer geben an, dass sie die wirtschaftlichen Auswirkungen ihrer Virtualisierungsstrategie tatsächlich messen. 38 Prozent erwarten immerhin, in zwei bis drei Jahren erste Erfolge nachweisen zu können.

Dieter Berz, Cognizant
Foto: Dieter Berz, Cognizant

Dem CIO kommt bei der Virtualisierung eine Schlüsselrolle zu. Dazu Dieter Berz, Country Managing Director bei Cognizant Deutschland: "42 Prozent aller Befragten sind der Meinung, dass der CIO die Umgestaltung zu einem virtualisierten Unternehmen anführen sollte." Allerdings äußerten 55 Prozent die Ansicht, dass diese Aufgabe eher der CEO übernehmen sollte - "unter der Voraussetzung, dass der CIO die Rolle des strategischen Wegbereiters einnimmt und die IT-Ressourcen mit den Unternehmenszielen in Einklang bringt", so Berz.