Softwarearchitekturen

Vier hartnäckige Behauptungen über SOA

25.06.2009 von Sascha Alexander
Es ist stiller um Service-orientierte Architekturen geworden, vielleicht auch, weil manche irrige Ansicht über SOA kursiert.

Seit vor gut drei Jahren das Konzept Service-orientierter Architekturen für einen regelrechten Hype sorgte (oder sollte man angesichts der Historie besser sagen: einen zweiten Frühling), haben sich viele Anwender und Hersteller mit seiner Umsetzung beschäftigt. Dennoch gibt es laut SOA-Experte David Linthicum immer noch so manche Behauptungen über SOA, die eigentlich in das Land der Mythen gehören. Nachfolgend die vier häufigsten davon:

SOA birgt immer einen riesigen Return on Investment

Das stimmt so nicht. Zwar lässt sich mit SOAs wohl immer ein gewisser RoI erzielen, doch hängt dieser von der Ausgangssituation und den Problemen einer spezifischen Domäne ab. Grundsätzlich lässt sich sagen, dass der RoI und der Nutzen einer SOA steigen, je dynamischer und flexibler die Geschäftsprozesse eines Unternehmens sein müssen: "Der größte Wert von SOA ist Agilität", erinnert Linthicum in der CW-Schwesterpublikation "Infoworld". Umgekehrt bedeutet dies, dass je statischer die Prozesse sind, desto geringer fällt der RoI aus.

SOA steht für neue Techniken und Produkte

Obwohl mittlerweile hinlänglich verstanden sei sollte, dass eine SOA nicht etwas ist, was in einer Box kommt, gibt es laut Linthicum immer noch Leute, die genau das glauben: "SOAs kann man nicht kaufen, sie müssen aufgebaut werden."

Cloud Computing wird SOAs bald ersetzen

Dies ist eine Behauptung, die seit dem Hype um Cloud Computing die Runde macht. Tatsächlich jedoch geht es beim Terminus SOA um das Design und die Prozessgestaltung, während Cloud Computing bestimmte Aspekte dieser Architekturen technisch umsetzen hilft. Beide Termini stehen also zueinander in Beziehung, konkurrieren aber nicht miteinander (siehe auch die mittlerweile kursierenden Mythen zu Cloud Computing).

SOA ist tot

Langfristig könnte SOA als Akronym tatsächlich aus den Medien- und Marketingtexten verschwinden. Doch als Designkonzept, das Softwarearchitekturen in ihre Komponenten zerlegt (De-Composition) und zu konfigurierbaren Services wandelt, aus denen sich neue Lösungen aufbauen lassen, ist SOA noch lange nicht am Ende. "Die mit SOA neuerlich betonten Designprinzipien werden auch dann noch ihre Bedeutung haben, wenn keiner mehr von SOA spricht", prophezeit Linthicum (mehr zu SOA finden Sie hier).

Service-orientierte Architekturen
Stellenwert IT im Unternehmen
IT wird in der Branche Banken und Versicherungen sehr viel stärker als strategische Aufgabe verstanden (64 Prozent versus 36 Prozent). In der Logistik-Branche hat IT einen unterdurchschnittlich ausgeprägten strategischen Charakter. IT wird aber dafür überdurchschnittlich häufig ein „Wertbeitrag“ zugestanden. In der TK-Branche hingegen wird IT stärker als Kostenstelle oder als zeitlich begrenzte Projekte angesehen.
Priorisierung von IT-Themen
Hier unterscheiden sich die drei Branchen sehr grundsätzlich voneinander und auch im Vergleich zu den Gesamtergebnissen gibt es klare Unterschiede. IT-Sicherheit hat für Bankenbranche höchste Priorität. Qualitäts-Management wird überdurchschnittlich häufig in Banken- und TK-Branche genannt. SOA und BPM werden von Banken und Versicherungen überdurchschnittlich priorisiert. Die Branchen Telekommunikation und Logistik liegen hierbei ziemlich genau im Gesamtdurchschnitt.
Stand der SOA-Umsetzung
Banken und Versicherungen sind bei der SOA-Umsetzung viel weiter als andere Branchen, auch viel weiter als beispielsweise die Branchen TK und Logistik & Transport. Besonders augenfällig wird das beim Betrachten der Merkmale "Kein SOA" und "SOA bereits produktiv im Einsatz“.
Bedeutung der IT-Flexibilisierung
Hier biete sich ein entsprechend stringentes Bild. Die Flexibilisierung hat in der Finanzbranche eine deutliche höhere Bedeutung, was sich vor allem in der Anzahl der Nennungen von „sehr große Bedeutung“ widerspiegelt. Auch die Logistik-Branche misst der IT-Flexibilisierung überdurchschnittlich hohe Bedeutung bei. Die TK-Branche hingegen gibt sich sehr verhalten: etwa die Hälfte der Befragten geben geringe oder sogar nur sehr geringe Bedeutung an.
Gibt es eine Roadmap?
Dort, wo die Flexibilisierung der IT-Landschaft große Bedeutung hat, gibt es auch eine Roadmap, und das nicht nur für einzelne Bereichen, sondern unternehmensweit. Banken & Versicherungen und Logistik & Transport sind hier Branchenvorreiter.
Projektverantwortung
Bei IT-Modernisierungsprojekten ist die Projektverantwortung sehr unterschiedlich verteilt. Auffällig hier vor allem, dass die Projektverantwortung in der Telekommunikationsbranche außerordentlich häufig auf Geschäftsführungsebene liegt. Banken und Versicherungen suchen sich hier gerne einen Verantwortlichen auf Vorstandsebene.
Umsetzung der Roadmap
Je größer ein Unternehmen, desto häufiger werden Berater herangezogen. Banken und Versicherungen setzen ebenfalls überdurchschnittlich häufig externe Berater ein (was mit der Größe der Unternehmen zusammen hängen könnte). Banken und TK-Unternehmen liebäugeln überdurchschnittlich häufig mit SaaS-Modellen.
Die wichtigsten Ziele
Letztendlich geht es in allen Branchen darum, für mehr Transparenz und Felxibilität zu sorgen und dabei am besten gleichzeitig noch die IT-Betriebskosten zu senken. Bei der Zielfokussierung kann man aber abhängig von der Branche unterschiedliche Schwerpunkte feststellen.
Bedeutung von IT-Governance
IT-Governance hat für die Finanzbranche eine größere Bedeutung als in anderen Branchen. Dies gilt in ähnlicher Form auch für die Logistik-Branche: zwei Drittel der Befragten messen dem Thema zumindest große Bedeutung zu. Die TK-Unternehmen hingegen schätzen die Sachlage rund um IT-Governance deutlich anders ein.
BPM-Umsetzung
Banken und Versicherungen sind bei der Umsetzung von BPM im Unternehmen schon sehr weit. 32 Prozent sprechen schon von einem vollständigen Prozess-Management. Die TK-Branche ist nicht sonderlich BPM-affin: umgesetzt ist BPM allenfalls für reine IT-Prozesse. Die Branche Logistik & Transport liegt dagegen eher im Branchen-Gesamtdurchschnitt: allerdings scheint die Branche offensichtlich beim BPM für Geschäftsprozesse weiter zu sein als andere Branchen.
SLAs zwischen IT und Fachbereichen
Auch bei SLAs üben Banken und Versicherungen eine Vorreiterrolle aus. In der Logistik-Branche hat man aber ganz offensichtlich die Zeichen der Zeit erkannt: Hier gibt es überdurchschnittlich viele Unternehmen, die bereits SLAs umgesetzt haben, und noch mehr Unternehmen, die sich zumindest in einer konkreten Planungsphase befinden. Zwei Drittel der befragten TK- Unternehmen verneinen die Frage nach vereinbarten SLAs.