Bitkom

Viele Hightech-Firmen sind in Geldnöten

29.01.2010 von Heinrich Vaske
Dem Branchenverband Bitkom zufolge hat rund ein Drittel der IT-Unternehmen Schwierigkeiten bei der Finanzierung.

Der Bitkom hat 301 IT-Unternehmen befragt - Geschäftsführer, Vorstände und Inhaber. Danach berichten 35 Prozent, dass sie Schwierigkeiten bei der Finanzierung hätten. Der Wert ist seit September 2009 unverändert schlecht, obwohl sich die Konjunkturaussichten ein wenig verbessert haben. Jedes vierte Unternehmen gibt an, im Zuge der Finanz- und Wirtschaftskrise hätten sich die Kreditkonditionen verschlechtert. Die Firmen mussten mehr Sicherheiten stellen oder höhere Zinsen zahlen.

13 Prozent der Unternehmen klagen darüber, dass die Refinanzierung über die Kapitalmärkte schwieriger geworden sei. Bei fünf Prozent haben die Banken die Kreditlinien gekürzt oder Kredite verweigert. Bei der Umfrage waren Mehrfachnennungen möglich.

Bitkom-Präsident Scheer appelliert an die Geduld der Banken.

Staatlichen Maßnahmen konnten den Negativtrend bislang nicht aufhalten, heißt es beim verband. Seit September 2009 gewährte der Staat den Kreditinstituten Globaldarlehen in Höhe von zehn Milliarden Euro, die in Form von Krediten an Unternehmen weitergereicht werden sollten. Laut Bitkom greifen die staatlichen Hilfen für Warenkreditversicherungen erst seit diesem Monat. Hierfür stehen aus dem Deutschlandfonds 7,5 Milliarden Euro zur Verfügung. Ab Februar gelten verbesserte Kreditkonditionen für das KfW-Sonderprogramm, das vor allem dem Mittelstand helfen soll. Zudem wird im März der von der Bundesregierung bestellte Kreditmediator seine Arbeit aufnehmen. Seine Aufgabe ist es, in Streitfällen zwischen Unternehmen und Banken zu vermitteln.

Die Eigenkapitalbasis vieler Unternehmen hat sich im Laufe der Wirtschaftskrise verschlechtert. Damit leidet auch ihre Bonität als Kreditnehmer. Bitkom-Präsident August Wilhelm Scheer appelliert an die Vernunft der Geldinstitute: "Die Banken sollten in der aktuellen Lage die positiven Geschäftsaussichten für das laufende Jahr stärker berücksichtigen." Weitere Risikoaufschläge bei den Zinsen für Kredite an ITK-Unternehmen seien unangemessen.

So kommen Sie an Ihr Geld
2. Geschäftsbedingungen einsetzen
Die <a href="http://de.wikipedia.org/wiki/Allgemeine_Gesch%C3%A4ftsbedingungen">Geschäftsbedingungen</a> sind ein wesentlicher Bestandteil der schriftlichen Kommunikation mit Kunden, denn sie klären über Rechte auf, schränken Haftungen und Verbindlichkeiten ein und schützen das eigene Unternehmen. Daher sollten sie in jedem vertraglich relevanten Schriftstück enthalten sein.
3. Zahlungsbedingungen festlegen
Um spätere Missverständnisse zu vermeiden, sollten vor Beginn jeder Geschäftsbeziehung die <a href="http://de.wikipedia.org/wiki/Zahlungsbedingung">Zahlungsbedingungen</a> festgelegt und von den jeweiligen Geschäftspartnern bestätigt werden.
4. Klar kommunizieren
Die Kommunikation mit Kunden und Dienstleistern wird oft unterschätzt, kann aber die <a href="http://www.computerwoche.de/knowledge_center/mittelstands_it/1877279/">Zahlungsmoral</a> durchaus positiv beeinflussen. Von daher ist es ratsam, den Eingang jeder Rechnung mit einem kurzen Anruf zu überprüfen. Außerdem sollte der jeweilige Geschäftspartner direkt über noch ausstehende Zahlungen informiert werden.
5. Exakt Buch führen
Eine detaillierte Dokumentation der ein- und ausgehenden Rechnungen sowie eine gut strukturierte Ablage tragen maßgeblich dazu bei, den Überblick zu behalten. So können Sie schneller auf ausstehende Forderungen reagieren.
6. Verzugszins geltend machen
Sollten Forderungen auch nach dem Mahnungsprozess ausbleiben und rechtliche Schritte bevorstehen, sind Unternehmen laut § 288 des BGB berechtigt, den entstandenen Zinsschaden mit einem Verzugszins in Rechnung zu stellen. Der Verzugszins für Unternehmen beträgt acht Prozent plus Basiszinssatz.
7. Bonität im Auge behalten
Es lohnt sich, die <a href="http://www.computerwoche.de/knowledge_center/mittelstands_it/1872572/">Kreditwürdigkeit</a> der bestehenden Kunden zwei Mal jährlich zu prüfen.
8. Finanzierungsalternativen prüfen
Ein alternatives Finanzierungsmodell ist beispielsweise das <a href="http://www.computerwoche.de/knowledge_center/mittelstands_it/1875257/">Factoring</a>. Anbieter wie Bibby Financial Services übernehmen dabei das Forderungs-Management ihrer Kunden, die wiederum im Gegenzug bis zu 85 Prozent des Rechnungswertes innerhalb von 24 Stunden erhalten. Der Restbetrag folgt abzüglich einer Gebühr und Zinsen, sobald der Debitor die Forderung beglichen hat.

Erschwert wird die Lage durch die verschlechterte Zahlungsmoral vieler Kunden. Erst vor wenigen Wochen hatte Scheer an die öffentlichen Auftraggeber appelliert, ihre Rechnungen pünktlich zu bezahlen und kleine Unternehmen nicht durch zu lange Verzögerungen in Schwierigkeiten zu bringen. Ein Viertel der befragten Firmen gibt an, dass sich die Zahlungsmoral ihrer Kunden spürbar verschlechtert habe. Noch vor einem Jahr klagten nur halb so viele Betriebe über deutlich verspätete oder ausbleibende Zahlungen. (hv)