Profitabilität geht vor

Versatel steckt im Kampf um DSL-Kunden zurück

12.11.2008
Versatels Zahlen sind ein Beispiel für den gnadenlosen Wettlauf um DSL-Kunden. Das Unternehmen beklagt einen "wertvernichtenden Wettbewerb" und setzt künftig auf Profitmaximierung.

Der Telekomanbieter Versatel steckt im Kampf um Marktanteile auf dem deutschen DSL-Markt zu Gunsten seiner Profitabilität zurück. Man wolle sich wegen der aktuellen Lage an den Kapitalmärkten stärker auf den Cashflow konzentrieren und die Kosten für das Anwerben neuer Kunden senken, teilte das im TecDAX notierte Unternehmen am Mittwoch bei der Veröffentlichung der Quartalszahlen in Düsseldorf mit. Im dritten Quartal seien die Investitionen zur Gewinnung neuer Kunden bereits um fast 35 Prozent auf 34,7 Millionen Euro zurückgefahren worden. Auf diesem Weg soll im zweiten Halbjahr ein positiver Cashflow erwirtschaftet werden. Ursprünglich war das erst für 2009 geplant. Gleichzeitig kappte Versatel allerdings sein Ziel für DSL-Neukunden im laufenden Jahr und rechnet nur noch mit 80.000 neuen Verträgen statt zuvor 100.000.

"Die Erzielung eines positiven Free Cashflow erhält durch die schwierige gesamtwirtschaftliche Lage ein noch größeres Gewicht. Eine mögliche Abschwächung unseres Kundenwachstums nehmen wir dafür in Kauf", sagte Vorstandschef Peer Knauer. Der positive Mittelzufluss solle angesichts der Finanzkrise zunächst zur Stärkung der Innenfinanzierung genutzt werden. Weitere Übernahmen würden vor dem Hintergrund der Finanzmarktkrise nur sehr vorsichtig angegangen. Mittelfristig könne er sich aber durchaus weiter Zukäufe vorstellen, sagte der Versatel-Chef. Man halte die Kabelnetze weiterhin für eine attraktive Alternative zu den Glasfasernetzen.

An den bisherigen Umsatz- und Gewinnzielen hält das Unternehmen unterdessen fest: Demnach soll der Umsatz 2008 zwischen 760 und 770 (2007: 700,6) Millionen Euro liegen. Beim um Sondereffekte bereinigten Gewinn vor Zinsen und Steuern (Ebitda) peilt Versatel einen Wert zwischen 210 und 220 (Vorjahr: 191) Millionen Euro an. Außerdem sieht der Vorstandschef sein Unternehmen auf gutem Wege, den Konzernverlust im Jahr 2008 zu halbieren. Die Rückkehr in die Gewinnzone müsse das nächste Ziel sein, sagte Knauer. Wann das erreicht werden soll, ließ er offen.

Im abgelaufenen dritten Quartal ging der Verlust von 17,4 Millionen Euro im Vorjahreszeitraum auf 10,3 Millionen Euro zurück. Der Umsatz legte um 2,3 Prozent auf 180,5 Millionen Euro zu. Beim Ebitda verzeichnete Versatel dank Kosteneinsparungen einen Anstieg um 5,6 Prozent auf 49,1 Millionen Euro. Das Anfang des Jahres gestartete Sparprogramm läuft laut Knauer planmäßig. Versatel will damit die Kosten ab 2009 jährlich um 30 Millionen Euro drücken.

Wertvernichtender Wettbewerb

An der Börse kamen die Zahlen zunächst nicht gut an. Nach einem Minus von mehr als drei Prozent minimierte die Aktie gegen Mittag ihre Verluste. Zuletzt stand mit einem Abschlag von 0,47 Prozent auf 10,70 Euro nur etwas mehr im Minus als der TecDAX. DZ-Bank Joeri Sels sieht die Zahlen leicht unter den Markterwartungen. "Es wird immer deutlicher, dass Versatel stärker die Kosten senken muss, um die Planzahlen zu erreichen", so der Experte. LBBW-Analyst Andreas Heinold begrüßt unterdessen die Konzentration auf Profitabilität, auch wenn dies zu Lasten des Wachstums gehe. "Wachstum auf dem DSL-Markt ist aber in diesen Zeiten teuer erkauft."

Tatsächlich verlangsamte sich das Kundenwachstum im DSL-Geschäft im dritten Quartal mit nur 10.600 Neukunden weiter. Unternehmenschef Knauer sprach von einem "wertvernichtenden Wettbewerb im Privatkundensegment". Dank der auf insgesamt 702.200 gestiegenen Zahl der DSL-Kunden blieb der Umsatz im Privatkundengeschäft mit 86,5 Millionen Euro aber stabil. Bei den Geschäftskunden wurde trotz des harten Wettbewerbs in diesem Segment ebenfalls ein fast unveränderter Umsatz von 48,7 Millionen Euro erwirtschaftet. Stärkster Umsatztreiber war erneut das Geschäft mit anderen Netzbetreibern und Anbietern von Internetzugängen (Wholesale). Hier stiegen die Umsätze im Vergleich zum Vorjahr um 10,2 Prozent.

Die Integration des im Juni übernommenen Kabelnetzbetreibers AKF laufe bislang "vielversprechend", sagte Knauer weiter. Man sei dabei, die bestehenden 50.000 TV-Kunden im Versatel-Verbreitungsgebiet vom so genannten Triple Play (Telefon, Internet, Fernsehen) zu überzeugen. Es sei angepeilt, mittelfristig 15 bis 20 Prozent dieser bestehenden AKF-Kunden für Festnetz- und Breitangebote zu gewinnen. "Dieses Ziel werden wir erreichen." Mit der Übernahme des Kabelnetzbetreibers will Versatel unabhängiger von der Deutschen Telekom werden und die sogenannte "letzte Meile" zu den Anschlüssen von Telefon- und DSL-Kunden umgehen, für die sonst Gebühren anfallen. (dpa/ajf)