"Tausende von Arbeitsplätzen in Deutschland sind gefährdet"

Verpaßt der Mittelstand seine Chancen im Internet-Handel?

23.07.1999
MÜNCHEN (CW) - Spitzenverbände der Internet-Wirtschaft drängen den Mittelstand ins Web. Sie sehen sich bestätigt durch aktuelle Untersuchungen der Giga Information Group. Die Marktforscher der Nürnberger GfK AG raten dagegen gerade kleineren Unternehmen vor übereilten Online-Geschäften ab.

Andrew Bartels, Vice-President von Giga, befürchtet, daß der Mittelstand mit 100 bis 1000 Beschäftigten nicht rechtzeitig den Anschluß an die Internet-Ökonomie findet. Der elektronische Handel der Firmen untereinander werde bisher primär von Großunternehmen beherrscht, die sich zudem das Online-Verbrauchergeschäft mit kleinen Startup-Firmen teilen.

Dieses "Alarmsignal für den Mittelstand", so Giga-Vize Bartels, decke sich weitgehend mit ähnlichen Untersuchungen des europäischen Spitzenverbandes für elektronischen Handel in Brüssel, der Electronic Commerce Europe Association (ECE) sowie des Verbandes der deutschen Internet-Wirtschaft, Eco Electronic Commerce Forum e.V., Köln. "Wenn der Mittelstand nicht bald die enormen Chancen des elektronischen Geschäftsverkehrs erkennt, sind Tausende von Arbeitsplätzen in Gefahr", mahnt Eco-Geschäftsführer Harald Summa.

Die GfK-Analysten empfehlen mittelständischen Unternehmen dagegen eine abwartende Haltung zum Thema E-Commerce. Kaum ein Internet-Händler verdiene derzeit wirklich Geld, zudem sei noch eine generelle Zurückhaltung der Verbraucher beim Online-Shopping deutlich spürbar. Das Internet unterstütze hauptsächlich Kaufentscheidungen, die dann selbst nicht elektronisch abgewickelt werden. Daher gehörten zunächst nur der Aufbau einer informativen Homepage zu den unaufschieb- baren Pflichtaufgaben. Allerdings zählt auch die Kaufanbahnung via Web zum Internet-Sozialprodukt, konzediert Giga.