Verhandlungen: Telekom und Verdi nähern sich an

16.04.2007
Es kommt etwas Bewegung in die Gesprächsrunde. Inzwischen verhandeln beide Seiten über Inhalte und nicht mehr nur über die Form der Verhandlung.

Die Deutsche Telekom und die Gewerkschaft Verdi haben bei den Gesprächen über die geplante Auslagerung von rund 50.000 Mitarbeitern nach Angaben des Unternehmens eine Annäherung erzielt. "Wir verhandeln mittlerweile über Inhalte", sagte ein Telekom-Sprecher am Montag in Bonn. In den drei vorangegangenen Verhandlungsrunden hatten beide Seiten lediglich über Verfahrensfragen gesprochen. Im Umfeld der Gespräche hieß es, dass ein weiterer Termin anberaumt werden könnte, um über Details zu verhandeln. Voraussetzung sei allerdings, dass die Chance für eine einvernehmliche Lösung wachse.

Telekom-Personalvorstand Karl-Gerhard Eick hatte wiederholt seine Kompromissbereitschaft signalisiert. Dieser müsse aber tragbar sein, verlangte Eick. Sollte keine Einigung erzielt werden, will das Unternehmen die Auslagerung der Mitarbeiter in drei neue Gesellschaften unter dem Dachnamen T-Service im Alleingang vollziehen. Die neue Struktur soll dann zum 1. Juli in Kraft treten. Die Telekom will mit dem Konzernumbau ihre Kosten um bis zu 900 Millionen Euro senken und die Servicequalität verbessern. Unter anderem sollen die Mitarbeiter für weniger Geld länger arbeiten als bisher. Vorstandschef René Obermann beteuert, dass mit der Gründung von T-Service der Abbau von Arbeitsplätzen vermieden werde. Verdi lehnt die Pläne ab und verlangt tariflichen Schutz für die Beschäftigten.

Die vierte Verhandlungsrunde wurde von neuen Protesten begleitet. Bundesweit nahmen nach Angaben der Dienstleistungsgewerkschaft Verdi rund 12.000 Beschäftigte an Warnstreiks teil. Dadurch sei mit einer Beeinträchtigung des Betriebs in Call-Centern und Kundendienst zu rechnen, sagte ein Verdi-Sprecher. Bereits in der vergangenen Woche hatten mehrere tausend Mitarbeiter gegen die Pläne der Konzernführung protestiert. Für Dienstag hat Verdi die Große Tarifkommission der Gewerkschaft einberufen. Diese könnte eine Ausweitung der Warnstreiks oder umfassende Arbeitsniederlegungen empfehlen, denen allerdings noch der Verdi-Bundesvorstand zustimmen müsste. Der Bonner Konzern kann T-Service auch ohne die Zustimmung von Verdi gründen, allerdings hatte die Gewerkschaft bei einem Alleingang der Telekom-Führung mit einer Ausweitung der Streiks gedroht.

Nach Einschätzung von Analysten könnte die Telekom dann zu einer neuerlichen Gewinnwarnung gezwungen sein, was Personal- und Finanzvorstand Eick indes zurückweist. Die Telekom steht auf ihrem Heimatmarkt massiv unter Druck. So verlor die Festnetzsparte T-Com im vergangenen Jahr über zwei Millionen Kunden - mit einer Erholung rechnet Vorstandschef Obermann für dieses Jahr nicht. Er hatte daher wenige Monate nach seinem Amtsantritt im Januar die Prognose für 2007 senken müssen. Experten halten eine Gründung von T-Service für unvermeidlich. (dpa/ajf)