LCD-Displays im Test

Vergleichstest - Die neue LCD-Klasse

11.04.2011 von Christian Möller
Knapp unterhalb der 30-Zoll-Displays scheint sich eine neue Klasse zu etablieren: 27-Zöller mit hoher Auflösung. Nach Apple als Vorreiter kommen auch andere Hersteller mit ähnlichen Modellen auf den Markt. Wir vergleichen die aktuellen 27- und 30-Zöller

Lange Zeit galt Apples 30 Zoll Cinema Display als das Maß aller Dinge. Mehr als fünf Jahre hatte es der Mac-Hersteller quasi unverändert im Programm. Erst 2010 wurde es durch das 27 Zoll LED Cinema Display abgelöst. Doch 27 Zoll ist nicht gleich 27 Zoll, denn es gibt deutliche Unterschiede in der Anzahl der dargestellten Pixel bei den Modellen auf dem Markt.

Geräte im Test

Die meisten 27-Zöller, die man derzeit auf dem Markt findet, sind preiswerte Modelle. Sie kosten um die 300 Euro und basieren auf einfachen TN-Panels. Die Auflösung ist auf Full-HD (1920 mal 1080 Pixel) begrenzt. Apples LED Cinema Display geht einen anderen Weg. Die Auflösung liegt mit 2560 mal 1440 Pixel deutlich höher und richtet sich eher an 30-Zoll-Displays (2560 mal 1600 Pixel). Außerdem bietet Apple ein hochwertiges IPS-Panel, das deutlich stabilere Farben bei spitzen Blickwinkeln zeigt.

Wie so oft gibt es schnell andere Hersteller, die den Weg Apples nachverfolgen. In diesem Fall sind es NEC und Acer, die einen ähnlich gestalteten Monitor anbieten. Acer hat jedoch sein Modell inzwischen wieder vom Markt genommen, so dass wir nur das Display von NEC für den Test bekommen. Da preislich vergleichbar, nehmen wir noch aktuelle 30-Zöller in den Test mit auf.

Alle Modelle kosten zwischen 1100 und 1300 Euro und bewegen sich damit in der Königsklasse. Lediglich spezielle, Hardware-kalibrierbare Systeme liegen hier preislich und qualitativ noch höher.

Geräte im Test

Das hochauflösende 27und 30-Zoll-Monitor-Zoll-Segment ist dünn besiedelt. Lediglich eine Handvoll Hersteller bietet Monitore in diesem Format an. Für den Test erreichen uns folgende Geräte:

- Apple LED Cinema Display 27 Zoll

- NEC Multisync PA271W

- HP ZR30W

- Dell U3011

Leistungsvergleich

Model

Apple

Cinema

Display 27

Zoll

Dell

U3011

HP

ZR30w

NEC

Mulstisync

PA271W

Maximale

Helligkeit

(cd/qm)

389

326

314

308

Maximaler

Kontrast

(x:1)

1145:1

997:1

837:1

655:1

Standard-

abweichung

der Helligkeit

(cd/qm)

9,4

15,2

18,3

19,8

Stromverbrauch

im Betrieb

(Watt)

88,7

150,0

141,2

116,7

Stromverbrauch

Standby

(Watt)

2,7

3,4

2,5

2,8

Reaktionszeit

SWS (ms)

18,1

10,0

10,9

13,6

Mehr Pixel, mehr Info

Der größte Vorteil der 27- und 30-Zöller liegt in der hohen Pixelanzahl. Mit 2560 mal 1440 respektive 1600 Punkten bieten sie bis zu 78 Prozent mehr Informationen als bei aktuellen 24-Zöllern. Rein rechnerisch ergibt sich eine Auflösung von mehr als 100 ppi. Bedienelemente und Schriften werden dadurch etwas kleiner auf dem Bildschirm dargestellt. Die hohe Auflösung hat jedoch den Vorteil, dass man wesentlich mehr Fenster und Dialoge unterbringt. So ist es beispielsweise kein Problem, die voluminöse Oberfläche der Schnittsoftware Final Cut Pro auf dem Display darzustellen und man behält dennoch genügend Platz für Fenster des Finders oder andere Tools übrig. Profis aus dem Audio/Video-Bereich wissen das zu schätzen.

Doch auch Privatanwender profitieren von der Pixelanzahl. Die Fenster des E-Mail-Programms, von Safari und einer Tabellenkalkulation oder Textverarbeitung lassen sich problemlos nebeneinander darstellen, ohne dass sie sich überlappen. So behält man stets den Überblick.

Es gibt allerdings auch Hürden beim Einsatz in der Praxis. Um einen hochauflösenden 27- oder 30-Zöller mit voller Auflösung am Mac zu betreiben, braucht man eine so genannte Dual-Link-Grafikkarte und ein spezielles DVI-Kabel. Während das Kabel den Monitoren meist beiliegt, muss man sich um die passende Grafikkarte selbst kümmern. Fein raus ist, wer einen Mac Pro besitzt. Dieser wird bereits seit der ersten Version mit einer Dual-Link-fähigen Grafikkarte ausgeliefert.

Bei allen aktuellen Macs, die mit einem Mini-Display-Port ausgerüstet sind, muss man zusätzlich einen Adapter von Mini-Display-Port auf DVI einsetzen. Aber Achtung: Im Apple Store gibt es zwei verschiedene Adapterversionen. Es muss unbedingt der Dual-Link-Adapter sein, der zusätzlich einen USB-Port für die Spannungsversorgung benötigt. Er kostet derzeit 99 Euro.

Eine Ausnahme stellt hier freilich Apples LED Cinema Display dar, denn es verfügt bereits ab Werk über den passenden Mini-Display-Port-Stecker.

Helligkeit und Kontrast

Für einen kräftigen Bildeindruck sind Parameter wie Helligkeit und Kontrast entscheidend. Beide Werte korrelieren in gewisser Weise miteinander: Je heller das Display, desto höher der Kontrast. Allerdings nur dann, wenn Schwarz auch Schwarz bleibt, und der Schwarzwert nicht mit der Helligkeit ansteigt.

In puncto maximaler Helligkeit liegen alle Geräte im Test vergleichsweise nahe beieinander. Das hellste Bild liefert der Monitor von Apple mit knapp 389 Candela pro Quadratmeter. Das Schlusslicht bildet der NEC mit 308 Candela pro Quadratmeter. Werte von über 300 Candela pro Quadratmeter sind grundsätzlich für die meisten Aufgaben geeignet. Selbst Präsentationen in nicht abgedunkelten Räumen kann man hier noch gut erkennen. Im normalen Bürobetrieb sollte man die Helligkeit besser auf unter 200 Candela pro Quadratmeter reduzieren, um die Augen zu schonen und Kopfschmerzattacken vorzubeugen.

Beim Kontrast messen wir Werte zwischen 1145:1 und 655:1. Auch hier liegt Apple ganz vorn und das Modell von NEC am Ende des Testfeldes. Der Apple-Monitor profitiert von der starken LED-Hintergrundbeleuchtung, die derzeit noch kein anderer Hersteller in dieser Bildschirmklasse anbietet.

Doch die LED-Hintergrundbeleuchtung hat auch Nachteile, die sich bei unseren Farbraum-Messungen offenbaren. Hier liegt Apple abgeschlagen auf dem letzten Platz, denn alle anderen Konkurrenten ziehen mit sichtbar größeren Farbumfängen am Mac-Hersteller vorbei. Den größten Farbraum messen wir bei HP-Modell. Direkt dahinter folgt der Monitor von Dell. Beide basieren offensichtlich auf dem gleichen LCD-Panel. Der NEC folgt mit einigem Abstand, bleibt aber deutlich vor dem Cinema Display von Apple.

Helligkeitsverteilung

Das Bild sollte nicht nur grundsätzlich hell und kontrastreich sein, die Ausleuchtung sollte auch möglichst gleichmäßig über die gesamte Fläche erfolgen. Verantwortlich hierfür ist die Helligkeitsverteilung. Bei zu starker Abweichung sieht man deutlich hellere und dunklere Bereiche am Bildschirm.

Um die Helligkeitsverteilung zu ermitteln, messen wir die Lichtabstrahlung jedes Monitors an zwölf verschiedenen Stellen und quantifizieren sie über das statistische Verfahren der Standardabweichung. In dieser Disziplin liegt Apple, dank LED-Backlight wieder vorn. Mit nur 9,4 Candela pro Quadratmeter Abweichung setzt das Cinema Display Maßstäbe in der Königsklasse. Alle anderen Monitore liefern teils deutlich größere Abweichungen.

Ausstattung und Anschlüsse

Will man einen hochauflösenden 27- oder einen 30-Zöller an einem aktuellen Mac mit Display-Port-Anschluss betreiben, braucht man diesen speziellen, aktiven Adapter. Er kostet gut 100 Euro.

Bei den Anschlüssen finden wir deutliche Unterschiede. Während die Modelle von Apple, HP und NEC ausschließlich digitale Eingänge bieten, ist der Monitor von Dell auch mit VGA und Komponenten-Eingängen ausgerüstet. Außerdem findet man beim Dell-Display gleich zwei HDMI-Ports und neben vier USB-Anschlüssen (zwei davon an der Seite) auch einen SD-Kartensteckplatz, der bislang einzigartig in dieser Monitorklasse ist. Dem hat Apple eine iSight-Webkamera nebst Mikrofon und gut klingenden Lautsprecher entgegenzusetzen. Dafür verzichtet Apple auf eine Höhenverstellung.

Nicht verschweigen sollte man die Glasscheibe, die Apple beim Cinema-Display einsetzt. Sie sieht zwar schick aus und sorgt für bessere Kontrastwerte als bei den Mitbewerbern, aber sie spiegelt sehr stark. Wer den Monitor an einem Arbeitsplatz mit Lichtquellen im Rücken aufstellen will, wird am Cinema Display kaum Freude haben.

Reaktionszeiten, Fazit

Besonders passionierte Spieler sind der Meinung, dass viele LCD-Monitore für actionreiche 3D-Spiele nicht schnell genug sind. Technisch bedingt, benötigen LCD-Zellen einige Zeit, um von einer Graustufe oder Farbe auf eine andere umzuschalten. Die Folge sind Schlieren, flimmernde Animationen oder Geisterbilder. Auch Ruckeln beim horizontalen Scrollen - etwa in Videos - kann hier auftreten. Was die Reaktionszeiten angehen, sind die Herstellerangaben allerdings meist verwirrend und entsprechen so gut wie nie den Tatsachen aus der Praxis. Man liest hier von Zeiten zwischen fünf und zwei Millisekunden.

Wir messen diese Zeit nach einem von der ISO festgelegten Verfahren. Hierbei schaltet das Display von Schwarz auf Weiß und wieder zurück. Gemessen wird dabei allerdings lediglich die Zeit, ab der der Schwarzwert zehn Prozent über der Nulllinie liegt, bis zu einem Weißwert, der zehn Prozent unter dem Maximalwert liegt und wieder zurück (SWS-Messung).

Produkt

Dell

U3011

Apple

Cinema

Display

27 Zoll

NEC

Multisync

PA271W

HP

ZR30w

Preis

€ 1270,

CHF 1646 €

€ 1100,

CHF 1468 €

€ 1230,

CHF 1594 €

€ 1250,

CHF 1620 €

Gesamt-

wertung

2,0 gut

2,1 gut

2,1 gut

2,3 gut

Einzel-

wertungen

Leistung

(50%)

2,1

2,1

2,2

2,1

Austattung

(20%)

1,0

2,5

1,8

2,3

Handhabung

(10%)

1,7

1,4

1,7

2,3

Ergonomie/

Verbrauch

(20%)

3,2

2,0

2,5

2,9

Testurteil

+ viele Anschluss-

möglichkeiten,

gute

Ausstattung,

sehr großer

Farbraum,

kurte

Reaktionszeiten

+ schickes

Design,

Helligkeits-

sensor,

Webcam und

Mikrofon

+ sehr großer

Farbumfang,

Eco-Modus,

sehr viele

Einstell-

möglichkeiten,

Farbkorrek-

turen,

Presets,

gute Menüsteuerung

+ sehr großer

Farbraum,

kurte Reaktions-

zeiten

- hoher

Strom-

verbrauch,

Bildschärfe

nicht optimal,

kein Primär-

schalter

- kaum Einstell-

möglichkeiten,

kein DVI-

Eingang

- kein Primär-

schalter,

mäßiger

Kontrast

bei voller

Helligkeit

- kaum Einstell-

möglichkeiten,

Ruckeln bei

Vollbild-DVD-

Wiedergabe

Technische

Angaben

Panel-Typ

IPS

IPS

IPS

IPS

Diagonale

30 Zoll

27 Zoll

27 Zoll

30 Zoll

Auflösung

2560x1600

2560x1440

2560x1440

2560x1600

Funktionen

Pivot-Funktion /

Drehbar

nein / ja

nein / nein

ja / ja

nein / ja

Höhenverstellbar

ja

nein

ja

ja

Weißpunkt

einstellbar

ja

nein

ja

nein

Lautsprecher

integriert

ja

ja

nein

nein

Mikrofon

integriert

nein

ja

nein

nein

Webcam

integriert

nein

ja

nein

nein

Vesa Wand-

montagelöcher

ja

ja

ja

ja

Anschlüsse

HDMI / DVI /

Display Port /

VGA

2 / 2 /

1 / 1

- / - /

1 / -

- / 2 /

1 / -

- / 1 /

1 / -

USB-Ports

4

3

3

2

Bei den Displays im Test kommen durchwegs IPS-Panels zum Einsatz. Die neue Generation zeigt sich im Vergleich zu den Modellen von vor einem Jahr mit deutlich flotteren Schaltzeiten. Am besten schneiden die Geräte von HP und Dell ab, die nur zehn Millisekunden für den Test benötigen. Allerdings zeigt der HP-Monitor bei der vollflächigen Wiedergabe von Video-DVDs sichtbares Ruckeln bei langsamen horizontalen Kameraschwenks. Dieser Effekt ist nicht auf die Reaktionszeit, sondern auf die interne Signalverarbeitung des Monitors zurückzuführen, die leichte Timing-Probleme aufweist.

Dieser Artikel basiert auf einem Beitrag der CW-Schwesterpublikation Macwelt.