Peking ist verärgert

USA bezichtigen China der Cyberspionage

07.05.2013
Wegen einer Welle von Hacker-Angriffen in Amerika wird der Ton zwischen den USA und China rauer. Das Pentagon nimmt China und sein Militär direkt ins Visier. Peking reagiert empört.

Die neuen Vorwürfe der USA über Cyberspionage aus China belasten das Verhältnis der beiden größten Wirtschaftsmächte. Das Pentagon wirft chinesischen Stellen vor, hinter der Welle von Hacker-Angriffen in Amerika zu stecken. "China nutzt seine Möglichkeiten zur Ausbeutung von Computer-Netzwerken, um Informationen über diplomatische, wirtschaftliche sowie Verteidigungsbereiche zu sammeln", heißt es im Jahresbericht des Verteidigungsministeriums zur Entwicklung des chinesischen Militärs.

Diverse Attacken auf Computer der US-Regierung schienen direkt von chinesischen Behörden oder dem Militär auszugehen, heißt es in dem Bericht, der am Montag in Washington veröffentlicht wurde. Empört wies Chinas Regierung die "haltlosen Beschuldigungen" zurück. Sie beeinträchtigten die Atmosphäre für die Zusammenarbeit, sagte die Sprecherin des Außenministeriums, Hua Chunying, am Dienstag in Peking. China sei gegen jede Form von Hacker-Angriffen und suche einen konstruktiven Dialog mit den USA.

Chinas Militär wies die Vorwürfe ebenfalls als "unverantwortlich" zurück. "Auch wenn allgemein bekannt ist, dass der Ursprung von Hacker-Angriffen nicht nur durch die Internet-Protokoll-Adresse bestimmt werden kann, ziehen es einige Leute im Pentagon weiter vor zu glauben, dass sie aus China kommen, weil sie immer ein Gefühl der Rivalität haben", sagte Wang Xinjun von der Militärakademie der Volksbefreiungsarmee laut amtlicher Nachrichtenagentur Xinhua.

In dem Bericht der USA heißt es, China könne die ausspionierten Informationen für seine eigene Verteidigungsindustrie nutzen. Die Fähigkeiten zum Hacken könnten auch dazu eingesetzt werden, Computersysteme anzugreifen, warnen die Verfasser des Berichts. Die USA fordern seit längerem, dass China den Aktivitäten ein Ende setzt. Auch bei einem Telefonat mit Präsident Xi Jinping nach dessen Ernennung im März hatte US-Präsident Barack Obama die Internetattacken angesprochen.

Cyberspionage liegt im Trend

Die Berichte über mutmaßliche Cyberspionage aus China häufen sich in jüngster Zeit. Unter den Zielen von Hacker-Angriffen waren in den vergangenen Jahren der Rüstungskonzern Lockheed Martin, Google mit seinem E-Mail-Dienst Gmail, der IT-Sicherheitsspezialist RSA, Coca-Cola, die US-Handelskammer sowie die großen Zeitungen "Washington Post", "New York Times" und "Wall Street Journal".

Selbst das Weiße Haus musste im vergangenen Herbst einräumen, dass eines seiner Kommunikations-Netzwerke von Eindringlingen - abermals vermutlich aus China - geknackt worden sei. Besondere Sorge hatte der Einbruch bei der Firma Telvent ausgelöst, die Zugangssysteme für die Fernsteuerung von Ventilen und Schaltern auf Öl-Pipelines und Energieleitungen entwickelt. Die US-Sicherheitsfirma Mandiant erklärte im Februar, sie habe einen Teil der Angriffe zu einer in Shanghai angesiedelten Spezialabteilung der chinesischen Armee zurückverfolgen können. (dpa/sh)

Catalin Cosoi, BitDefender
„Im Jahr 2012 haben wir besser gezielte Cyber-Angriffe mit Malware wie Stuxnet, Duqu und Flame erlebt. Hacker haben von Browser- und Anwendungsfehlern (Internet Explorer, Java) profitiert."
Christian Funk, Kaspersky
"IT-Sicherheit sollte nicht nur mehr Aufgabe der IT-Abteilung sein, sondern von jeder Person in einer Firma gelebt werden, vom Angestellten bis hin zum Top-Management."
Gerhard Eschelbeck, Sophos
„Zweifellos war für uns die zunehmende Mobilität von Daten in Unternehmensumgebungen eine der größten Herausforderungen."
Hans Peter Bauer, McAfee
"Das zentrale Management aller Komponenten einer Sicherheitsstrategie und deren kontinuierliche Überwachung werden immer wichtiger um den Überblick über Schutzmaßnahmen und sicherheitsrelevante Ereignisse zu behalten."
Dirk Knop, AVG
"2012 sorgte hier vor allem der Ukash-Trojaner, hierzulande als GEZ- oder BKA-Trojaner bekannt, für Aufsehen."
Michael Haas, WatchGuard
"Da die Übertragung der meisten Applikationen heute über HTTP/HTTPS erfolgt, können ungewollte Inhalte mit klassischen Mitteln unmöglich identifiziert werden. Erst tiefer gehende Untersuchungen auf Protokollebene gewährleisten Sicherheit."
Robert Rothe, Eleven
"Nachdem 2012 Spear Phishing erstmals mehr war als ein Konzept, werden Kampagnen dieser Art 2013 wesentlicher Teil des Arsenals der Online-Kriminellen werden."
RuedigerTrost, F-Secure
"Neben der quantitativen Zunahme von bereits vorhandenen Bedrohungen wie mobiler Malware geraten aber auch neue Angriffsflächen zunehmend in den Fokus der Hacker. Vor allem Angriffe auf Smart-TVs werden zunehmen."
Sorin Mustaca, Avira
"Keine Sicherheitslösung ist in der Lage, alle Angriffe zu erkennen und abzuwehren. Deshalb ist es besonders wichtig, Mitarbeiter für bestehende Gefahren zu sensibilisieren. Gezielte Schulungen können dabei helfen."
Thomas Hemker, Symantec
"Jedes Unternehmen sollte eine dezidierte Sicherheitsstrategie entwickeln und darauf basierende Anwenderrichtlinien. Immer noch sehen sich beispielsweise knapp 50 Prozent der KMU nicht als Ziel von Cyber-Angriffen, da sie der Meinung sind, dass Großkonzerne eher attackiert werden."