Update: YouTube veröffentlicht kommentarlos Neonazi-Clips

27.08.2007
Wie das Polit-Magazin "Report Mainz" des SWR in seiner Sendung am 27. August 2007 berichtet, nutzen Neofaschisten das Videoportal YouTube, um rechtsextremistische Propaganda zu betreiben.

"Report Mainz" sagt, die Hassvideos seien trotz mehrmaliger Abmahnungen durch deutsche Stellen nicht aus dem Netz genommen worden. So könnte etwa seit geraumer Zeit der antisemitische NS-Propagandafilm "Jud Süß" abgerufen werden. Der Kultursender 3sat schreibt zu dem Film: "`Jud Süß`von Regisseur Veit Harlan ist der bösartigste antisemitische Spielfilm, den Joseph Goebbels' Propagandamaschine produziert hat. In dem Streifen setzte Harlan antisemitische Stereotype in eine Bildsprache um, die dem Zuschauer die angebliche Minderwertigkeit der "jüdischen Rasse" suggerierte. Der Regisseur hat damit die Deportationen der Juden massenmedial vorbereitet."

Das Lied KuKluxKlan kann man schnell über die Suchfunktion in YouTube finden.

Das Machwerk von Veit Harlan aus dem Jahr 1940 ist nicht das einzige rassistische Video, das die Neonazis in YouTube einstellten. Daneben verbreiten sie über YouTube indizierte Clips und verbotene Nazi-Musik. Der SWR schreibt in einer Meldung im Vorfeld der Sendung, zu den rassistischen Clips gehöre etwa ein Video zu dem indizierten Lied "KuKluxKlan" von der Rockgruppe "Kommando Freisler". Im Text heißt es wörtlich: "Des Nachts am Mississippi sieht man die Kreuze brennen und so manches dreckige Niggerschwein um sein Leben rennen."

Auch der kriegsverherrlichende Clip "Sturmführer in der SS" zum Lied der Gruppe "Landser" sei seit acht Monaten auf der Videoplattform abrufbar, heißt es weiter. In dieser Zeit wurde dieser Film mehr als 400.000 mal angeklickt. Ein anderer "Landser-Clip" zeigt, nachdem von einem abgebrannten Asylantenwohnheim gesungen wird, einen Comic-Glatzkopf mit der Sprechblase "Alle töten".

Keine Reaktion auf Abmahnungen

YouTube stellt sich trotz solcher justiziablen Vorkommnisse taub. Wie Report Mainz weiter recherchierte, hat die zentrale Stelle für die Einhaltung des Jugendschutzes im Internet, "Jugendschutz.net", in den vergangenen Monaten in mehr als 100 Fällen zum Hass aufstachelnde Videos bei YouTube abgemahnt. Trotzdem habe das Videoportal die Filme nicht aus dem Angebot genommen. YouTube sah sich zudem nicht in der Lage, auf die Abmahnungen in irgendeiner Weise zu reagieren. Samuel Korn, der Vizepräsident des Zentralrats der Juden in Deutschland, erwägt deshalb Strafanzeige zu erstatten. Er wirft YouTube Beihilfe zur Volksverhetzung vor. Korn verlangt, dass die Staatsanwaltschaft, Behörden und gegebenenfalls auch die Bundesregierung aktiv werden.

Report Mainz zitiert den Soziologen Hajo Funke (FU Berlin) mit den Worten, Texte wie die auf YouTube veröffentlichten seien "eine indirekte Aufforderung zum Mord und sie haben in der Vergangenheit – etwa Landser-Texte - auch als Auslöser für Mordtaten in Deutschland gedient". Der Professor an der freien Universität Berlin sagte wörtlich: "Dass YouTube frei Nazi-Propaganda offeriert und Jugendliche das zu Hunderttausenden anklicken, ist ein Verbrechen an der Jugend."

Auch Helmut Thoma, Schirmherr des Vereins gegen Missbrauch im Internet "naiin e.V.", kritisiert in der Report-Mainz-Sendung das Verhalten von YouTube massiv: "Ich bewerte das praktisch als Gesetzesbruch." (jm)