Update: Vier Mobilfunker starten Pilotprojekt für DVB-H

29.05.2006
Die monatlichen Kosten sollen sich demnächst zwischen fünf und 15 Euro bewegen.

Die vier deutschen Mobilfunkbetreiber starten zur Fußball-WM ein gemeinsames Demonstrationsprojekt für Handy-TV. In Berlin, Hamburg, München und Hannover können ab sofort einige tausend ausgewählte Nutzer bis 31. August TV- und Radioprogramme über 16 Kanäle auf eigens ausgerüsteten Geräten empfangen. Das teilten T-Mobile, Vodafone, O2 und E-Plus am Montag in Berlin mit. Genutzt wird der Funkstandard DVB-H (Digital Video Broadcasting-Handheld). Unterstützt wird das Projekt von den Landesmedienanstalten, die bereits treibende Kraft beim terrestrischen Digital-Fernsehen (DVB-T) waren.

Eine kommerzielle Einführung von Handy-TV ist für kommendes Jahr geplant. "Wir wollen einen Massenmarkt und keine Nutzung für eine kleine Elite", sagte der Marketing-Geschäftsführer von Vodafone, Frank Rosenberger. Handy-Nutzer könnten dann neben dem Angebot von ARD und ZDF sowie den Privaten auch eigens produzierte TV-Dienste empfangen. Die monatlichen Kosten könnten sich zwischen fünf und 15 Euro je nach Auswahl des kostenpflichtigen Angebots bewegen, sagte der Geschäftsführer Finanzen von T-Mobile Deutschland, Raphael Kübler. Technisch werde es möglich sein, bis zu 50 Programme zu empfangen.

"Am liebsten würden wir sofort mit dem Regelbetrieb anfangen", sagte O2-Kommunikationschef Dietrich Beese. Allerdings müssten noch technische und finanzielle Fragen geklärt werden. Für den kommerziellen Betrieb wollen die vier Mobilfunkbetreiber ein Konsortium bilden, das über eine digitale Plattform die Programme verteilen und das Sendenetz finanzieren soll. Nähere Angaben zu Investitionen wollten die Betreiber nicht manchen. Es würden "mehrere hundert Millionen Euro" anfallen, sagte Kübler.

Voraussetzung für den Normalbetrieb sei eine Klärung der Frequenzverteilung, betonte der Direktor der Landesmedienanstalt Berlin-Brandenburg, Hans Hege. Darüber müssten sich Netzbetreiber und Sender verständigen. Die aktuelle Programmbelegung bedeute keine Vorentscheidung. Beim Pilotprojekt können Öffentlich-Rechtliche, Privat- und Regionalsender sowie Hörfunkprogramme empfangen werden. DVB-H-Frequenzen werden zur Zeit in drei Bundesländern ausgeschrieben.

RTL stellte in einer Mitteilung klar, dass der Sender bereits Frequenzanträge in Hamburg, Berlin und Hannover gestellt habe. Da es sich bei DVB-H um eine Variante des Rundfunkstandards DVB-T handele, gehe RTL davon aus, dass die TV-Unternehmen vorrangig behandelt werden, sagte der Geschäftsführer von RTL Interactive, Constantin Lange.

Der Mobilfunkprovider Debitel startet am kommenden Mittwoch sein kommerzielles Angebot in fünf Großstädten. Dann können mit Hilfe der DMB-Norm (Digital Media Broadcasting) vier TV-Kanäle empfangen werden. (dpa/ajf)