Update: Schneider Electric lässt sich APC-Übernahme viel kosten

31.10.2006
Für viel Furore sorgte die Ankündigung, dass das französische Elektronikunternehmen Schneider Electric den Mitbewerber APC für rund 6,1 Milliarden Dollar übernehmen will. Die fast einhellige Meinung von Analysten: Der Kaufpreis ist zu hoch.

Jean-Pascal Tricoire wurde erst in diesem Frühjahr zum CEO von Schneider Electric ernannt. Er trat die Nachfolge von Henri Lachmann an, der in den Aufsichtsrat des Großkonzerns wechselte. Die Company beschäftigt 92 000 Mitarbeiter und setzt jährlich knapp zwölf Milliarden Euro um. Jetzt soll für 4,8 Milliarden Euro (6,1 Milliarden Dollar) die American Power Conversion (APC) aus West Kingston, Rhode Island, mit ihren 7600 Arbeitnehmern übernommen und mit der Schneider-Tochter MGE UPS Systems verheiratet werden. Schneider bietet 31 Dollar je APC-Aktie - rund 30 Prozent mehr als der Schlusskurs am vergangenen Freitag.

Genau deshalb gerät Tricoire ins Kreuzfeuer der Kritik. Der Kaufpreis sei zu hoch und der Übernahmetermin ungeschickt gewählt. "Das 35-fache der für 2007 erwarteten Erträge ist ein stolzer Kaufpreis für ein Unternehmen, dessen Gewinnmarge kürzlich ziemlich stark gefallen ist", beurteilt ein französischer Finanzanalyst den Kauf. Tatsächlich konnte APC seit drei Jahren in jedem Quartal den Umsatz im zweistelligen Prozentbereich steigern und schraubte den Jahresumsatz auf knapp zwei Milliarden Dollar. Aber APCs Umsatzrendite sank zuletzt auf 9,4 Prozent und der Nettogewinn brach um 40 Prozent ein. Finanzanalysten halten das Unternehmen, das seinen Zenit überschritten habe, für einen Sanierungsfall. Zudem schwäche sich die Konjunktur in den USA derzeit ab, der Termin für den Kauf sei also nicht geschickt gewählt.

APC erzielt mehr als die Hälfte seines Umsatzes in den USA, ein Drittel in Europa. Schneider-Chef Tricoire führt genau das als einen der Gründe für den Kauf an, denn MGE sei dort kaum vertreten. Zudem ergänzten sich die Produktpaletten der Firmen, da APC die Spitzenposition bei kleinen USV-Anlagen halte und MGE eher bei Großanlagen stark vertreten sei. Interessant für den CEO sind auch die Produktionsanlagen von APC in Asien: Die Amerikaner fertigen dort auf 52 000 Quadratmetern während MGE nur 13 000 Quadratmeter zur Verfügung stehen. Gerade die Wachstumsmärkte in Asien und dort besonders China sind für Schneider als Absatzgebiete interessant. Um Transportkosten zu sparen will die Company vor Ort produzieren. Tricoire erwartet sich von dem Deal große Synergieeffekte. Er stellt ab 2011 jährliche Einsparungen in Höhe von 220 Millionen Dollar in Aussicht, wobei 70 Prozent davon bereits 2009 zu erzielen seien.

Schneider Electric will den Deal im ersten Quartal 2007 abgeschlossen haben. Finanziert wird der Kauf durch eine Kapitalerhöhung in Höhe von 1,2 Milliarden Euro und durch einen Kredit bei der französischen Großbank BNP Paribas in Höhe 4,5 Milliarden Euro. Die Übernahme muss noch von der Kartellbehörde und den Aktionären abgesegnet werden. Der APC-Verwaltungsrat hat den Kauf bereits gebilligt und die beiden Board-Mitglieder Rodger Dowdell und Neil Rasmussen, die knapp zehn Prozent der APC-Aktien halten, empfahlen den Mitbesitzern, dem Deal zuzustimmen. Analysten bewerten das als Zeichen dafür, dass der Kaufpreis zu hoch ist. CEO Tricoire ist sich aber sicher, das Richtige getan zu haben. Denn die Kosten für Stromversorgung und Kühlung im Rechenzentrum sollen weiter stark steigen und seiner Einschätzung nach schon 2008 höher sein als die Anschaffungspreise für neue Server. (kk)