Update: SAP will im ersten Quartal neues Mittelstandsprodukt lancieren

15.01.2007
Nach Angaben der Walldorfer wird demnächst ein neues Softwareprodukt auf Basis von Netweaver auf den Markt kommen, das sich an den Mittelstand wendet. SAP selbst nennt noch keine Details, Analysten von IDC erwarten aber, dass der Konzern ein von Grund auf neu gebautes ERP-System ins Rennen schicken wird. Parallel dazu entwickelt das Unternehmen die bestehenden Systeme "Mysap All-in-One" und "SAP Business One" weiter.

Bereits im vergangenen Jahr hatte SAP verlautbart, dem Mittelstand eine weitere Lösung anzubieten. Damit sollen auch Kunden jenseits der großen Konzerne für Service-orientierte Architekturen gewonnen werden. Als Grundlage dafür dient die Integrations- und Ablaufumgebung Netweaver sowie das "Enterprise Services Repository" (siehe auch DSAG fordert klare SAP-Roadmap).

Während Firmen dieser Größenordnung SAP-Produkte wegen ihrer Komplexität bislang oft gemieden haben, soll die neue Lösung diese Berührungsängste ausräumen. Details zu dem neuen Produkt für den Mittelstand, das SAP für das erste Quartal dieses Jahres in Aussicht gestellt hat, hält der Hersteller indes noch unter Verschluss. Es werde sich um eine auf Netweaver basierende Plattform handeln, mit der Unternehmen und Partner Service-orientierte Prozesse gestalten können sollen, so die offizielle Verlautbarung aus Walldorf. Das Angebot solle "verschiedene Nutzungskonzepte" vereinen. Damit dürfte gemeint sein, die Umgebung sowohl On-Premise (in der IT des Kunden) als auch On-Demand (als Mietlösung) betreiben zu können. Ob es sich bei diesem System um ein On-Demand-ERP handelt, wollte SAP nicht bestätigen.

Experten rechnen jedoch fest damit, dass die Walldorfer auch ERP-Prozesse in dieser Form anbieten werden. "Ich erwarte, dass SAP ein komplett neues ERP-System für den Mittelstand auflegen wird", so Bo Lykkegaard, Program Manager European Enterprise Applications beim Marktforschungsunternehmen IDC. Dieses werde zunächst ausschließlich On-Demand angeboten. Anders als das nun vorgestellte SAP All-in-one handelt es sich dabei also nicht um eine Modernisierung bestehender Produkte in Richtung SOA, sondern um eine komplett neue Softwareumgebung auf Grundlage von Netweaver, die ERP-Funktionen abdeckt. SAP bezeichne die Weiterentwicklung von All-in-one als "SOA by Evolution", während der neue Ansatz ein "SOA by Design" sei. Gemäß den ursprünglichen Planungen sollte das neue Mittelstandsprodukt bereits Ende 2006 freigegeben werden.

Dass sich SAP mit Einzelheiten zum neuen Produkt zurückhält, verwundert Lykkegaard nicht, denn mit dem neuen Angebot stelle der Hersteller eine Alternative zu bestehenden Produktlinien zur Verfügung. Verunsicherte Kunden und Partner würden sich dann die Frage stellen, welches Produkt sie den nun wählen sollen.

Mit Mysap All-in-one und SAP Business One adressiert SAP bereits den Mittelstand. Allerdings basierte ein Teil der All-in-one-Lösungen noch nicht auf der Technik von SAPs Kernprodukt Mysap ERP 2005, sondern noch auf dessen Vorgänger R/3. Am heutigen Dienstag legte SAP dar, wie All-in-one erweitert werden soll (siehe auch SAP runderneuert All-in-one).

Um SAPs kleinstes Produkt Business One war es in letzter Zeit still geworden. Dies sei einer Firmensprecherin jedoch nicht als Indiz für ein Ende der ERP-Software zu sehen: Eine neue Version ("Business One 2007") soll in der ersten Hälfte des Jahres kommen. Experten zufolge konnte das System bislang die Erwartungen des Konzerns nicht erfüllen.

SAP setzt große Hoffnungen auf den Mittelstand. Vor allem in Deutschland sind Großunternehmen schon gut mit betriebswirtschaftlicher Software aus Walldorf versorgt, so dass hier weiteres Wachstum nur schwer möglich ist. Im Gegensatz dazu bieten mittelständische Betriebe noch Absatzchancen für SAP. Allerdings trifft der Anbieter hier auf eine Vielzahl von lokalen Softwarespezialisten sowie auf international aufgestellte Konkurrenten wie Microsoft, Sage und Infor. Viele mittelständische Anwenderunternehmen hatten anderen Produkten den Vorzug gegeben, da ihnen SAPs Software zu kostspielig und zu komplex war.

SAP hatte unlängst vorläufige Zahlen zum Geschäftsjahr 2006 veröffentlicht. Die Börse hatte auf die Ankündigungen heftig reagiert, da der Hersteller seine Prognosen in Bezug auf das Umsatzwachstum mit Lizenzverkäufen leicht verfehlt hatte (siehe auch Update: Quartalszahlen von SAP enttäuschen erneut - Aktie fällt deutlich). (fn)