Update: René Obermann wälzt die Telekom um

27.08.2007
Erst T-Service, nun T-Systems – allmählich kommt Gestalt in die Pläne des Telekom-Managements. Ohne Konflikte mit den Mitarbeitern wird aber auch dieser Schritt nicht möglich sein.

Telekom-Chef René Obermann lässt bei Europas größtem Telekomkonzern keinen Stein auf dem anderen: Kaum ist der Konflikt um den Umbau der Festnetzsparte T-Com abgeebbt, folgt nun mit der Neugliederung des Geschäftskundenbereichs der nächste Paukenschlag. Die in Frankfurt angesiedelte T-Systems leidet unter dem harten Wettbewerb, dem die Gesellschaft nun mit der Verlagerung von rund 18.000 Mitarbeitern in eine Partnerschaft entgegentreten will. Mit den von der Telekom-Führung eingeleiteten Maßnahmen steht der Konzern vor der größten Umwälzung seit der Privatisierung.

Obermann begründet den Umbau mit der harten Konkurrenz in Deutschland, der allen drei Sparten zusetzt - Festnetz, Mobilfunk und Geschäftskunden. Die Probleme sind seit langem bekannt und schon frühere Vorstände haben sich an ihnen abgearbeitet, allerdings erfolglos. "Der Vorstand geht nun die Probleme mit aller Härte an", heißt es im Umfeld der Konzernführung. Obermann hatte bereits bei seinem Amtsantritt im November 2006 eingeräumt: "Wir werden es auch in Zukunft nicht allen recht machen können." Neue Unruhe ist damit programmiert.

Die Gewerkschaft ver.di sieht bereits den sozialen Frieden im Konzern bedroht: "Wir haben zehn Jahre sozialverträglichen Personalabbau ohne Streik in dieser Dimension gesehen. Ich befürchte, dass der Kurs des jetzigen Vorstands nicht im Konsens stattfinden wird", sagt ver.di-Bundesvorstand Lothar Schröder, der Vize-Aufsichtsratschef der Telekom ist. Der bei der Auslagerung von rund 50.000 T-Com-Mitarbeitern in die neue Tochter T-Service aufgebrochene Konflikt werde wohl weiter gehen. An der Gründung von T-Service war der erste Arbeitskampf in der Geschichte der Telekom entflammt, der erst nach Wochen beigelegt werden konnte. Das Verhältnis zwischen Vorstand und Arbeitnehmern gilt seitdem als belastet.

Seit der Privatisierung vor zwölf Jahren hat der Konzern rund 120.000 Arbeitsplätze in Deutschland gestrichen und dabei auf betriebsbedingte Kündigungen verzichtet. Schröder befürchtet, dass der Stellenabbau nun ausgeweitet wird. Indizien geben ihm recht. So will Personalvorstand Thomas Sattelberger in seinem Ressort rund ein Drittel der 6.500 Stellen streichen. Zugleich betonte er: "Die Treppe wird von oben nach unten geputzt." Weitere Einschnitte sind also zu erwarten.

Ganz oben auf Obermanns Liste steht T-Systems. Wie schon bei T-Com gibt er sich im Geschäftskundenbereich nicht mit halben Sachen zufrieden - auf die rund 56.000 Mitarbeiter von T-Systems rollen weit reichende Veränderungen zu. Teile wie die Funktürme und der TV-Dienstleister Media & Broadcast mit zusammen rund 4.000 Mitarbeitern stehen zum Verkauf. Weitere 18.000 Programmierer und IT-Spezialisten der Geschäftskundensparte sollen in eine Partnerschaft eingebracht werden. Mit wem, ist allerdings immer noch offen.

Den Rest der Sparte will die Telekom-Führung zu einer Einheit zusammenschmieden. Bislang ist T-Systems getrennt in den Bereich Enterprise Services, zuständig für die 60 wichtigsten internationalen Kunden, und den Bereich Business Services mit dem Fokus Mittelstand und deutsche Großkunden. Am Montag wollte der Vorstand die Mitarbeiter informieren und damit für Ruhe im Unternehmen sorgen. Einige Experten erwarten hingegen, dass der Konflikt erst richtig losgeht. (dpa/ajf)