Update: OpenBC hüpft auf das Frankfurter Parkett

07.12.2006
Der Ausgabepreis lag mit 30 Euro je Aktie am unteren Ende der Spanne von 30 bis 38 Euro. Knapp 36 Millionen Euro sollen in die Kassen des Unternehmens geflossen sein.
Lars Hinrichs, oberster Networker in Deutschland, will OpenBC mit dem Geld der Börse zum globalen Marktführer machen.

OpenBC-Chef Lars Hinrichs hat sich zufrieden zur Erstnotiz seines Unternehmens geäußert. "Das wichtigste ist, dass wir den Börsengang geschafft haben, zumal zu einem Zeitpunkt, da die Märkte sehr volatil sind", sagte der Vorstandsvorsitzende der Internet-Kontaktplattform am Donnerstagvormittag nach dem Start der Aktien im Prime Standard der Frankfurter Wertpapierbörse. "Wir haben immer betont, dass der Markt den Preis bestimmen soll, da es keine vergleichbaren Unternehmen an der Börse gibt", fügte er hinzu. OpenBC war Donnerstag für 30 Euro je Aktie gestartet. Im weiteren Verlauf hielten sich die Titel im elektronischen Handel knapp darüber. Der Preis lag am unteren Ende der festgesetzten Spanne. Das Unternehmen nahm dabei eigenen Angaben zufolge aus einer Kapitalerhöhung um 1,35 Millionen Aktien einen Nettoemissionserlös in Höhe von rund 35,7 Millionen Euro ein.

Allerdings fiel das Echo an der Börse und bei den Analysten gemischt aus. Kenner der rasant wachsenden Branche um die von Nutzern gestalteten Web-2.0-Plattformen - etwa Enzyklopädien, Video- oder Foto-Onlinealben - sehen zurzeit keine weiteren Börsen-Kandidaten. Wahrscheinlicher seien Übernahmen oder Investoreneinstiege. OpenBC, das sich in Xing umbenannt hat, stimmt eine steil wachsende Mitgliederkurve zuversichtlich: Mehr als 1,5 Millionen Männer und Frauen haben sich seit der Gründung 2003 registriert. Eine kostenpflichtige Mitgliedschaft zusätzlich zum Basisangebot ist die Einnahmequelle des Unternehmens.

"Nach den vielen kritischen Stimmen vor dem Börsengang in Bezug auf den Aktienpreis ist es nun ein gutes Zeichen, dass sich der Kurs so beständig hält", sagte ein Börsianer zum Handelsverlauf. Das Engagement einiger großer Investoren trage zur Stabilität bei. Gerüchten zufolge hatten mehrere institutionelle Anleger jeweils Zehn-Prozent-Anteile an OpenBC gezeichnet. Andere Händler blieben kritisch eingestellt. "30 Euro pro Aktie und eine Marktkapitalisierung von 158 Millionen Euro halte ich für sehr optimistisch", sagte einer. "Nur wenn OpenBC die Wachstumsraten und vor allem die optimistischen Margenprognosen halten kann, geht die Rechnung auf", fügte er hinzu.

Ein Großteil der Aktien - mehr als 90 Prozent - sei an institutionelle Investoren gegangen, bestätigte Firmenchef Hinrichs. "Da die Emission überzeichnet war, konnten wir uns aussuchen, wen wir mit ins Buch nehmen", sagte er. Schließlich sei eine "gute Auswahl" aus deutschen, amerikanischen und britischen Fonds getroffen worden, die eine langfristige Anlagestrategie hätten. Für das Kalenderjahr 2006 hält Hinrichs die Schätzungen der Analysten, die von rund zehn Millionen Euro Umsatz ausgehen, für realistisch: "Das können wir uns auch gut vorstellen", sagte er. Mit dem Erlös aus dem Börsengang will OpenBC das internationale Wachstum vorantreiben. Geplant sind vor allem Zukäufe auf dem Gebiet nationaler Anbieter von Online-Netzwerken für Geschäftskontakte.

Mit Blick auf das verstärkte Auftreten des US-Wettbewerbers LinkedIn in den letzten Wochen in der Öffentlichkeit und dessen Bestrebungen um einen Markteintritt in Deutschland sagte Hinrichs: "Es hat den Amerikanern einen kleinen Schock versetzt, dass wir als jüngeres Unternehmen erfolgreich an die Börse gehen." Die größere Nutzerzahl von LinkedIn im internationalen und europäischen Vergleich sieht er nicht unbedingt als Nachteil: "Es geht nicht nur um die absolute Zahl der Mitglieder, sondern auch darum, wie viele davon aktiv sind", sagte der OpenBC-Chef. (dpa/ajf)