Update: Lawson räumt auf und entmachtet Intentia-Chef

28.07.2006
Nach Veröffentlichung des vorläufigen Jahresergebnisses gibt der neue Intentia-Eigner die Trennung von seinem CFO und die Entmachtung des ehemaligen Intentia-Chefs bekannt.
Entmachtet: Bertrand Sciard.

Die Lawson Software, Inc. mit Hauptsitz in St. Paul, Minnesota, steht vor größeren Veränderungen ihres Topmanagements. Ersatzlos gestrichen wird die seit der Intentia-Übernahme am 24. April dieses Jahres (siehe auch: "Neue Lawson steckt sich hohe Ziele im ERP-Geschäft") von Bertrand Sciard besetzte Position des Chief Operation Officer (COO). Das Pikante daran: Sciard ist der ehemalige Chief Executive Officer (CEO) des akquirierten Unternehmens und hat bislang direkt an den Lawson-CEO Harry Debes berichtet. Der wünscht jetzt, so die offizielle Mitteilung, eine unmittelbarere Beziehung zu den Vertriebs- und Servicebereichen. Sciard wird das Unternehmen wohl über kurz oder lang verlassen.

Dasselbe wird der Chief Financial Officer (CFO) Robert Barbieri tun - spätestens am 31. Oktober. Oder auch früher, falls es ihm schneller gelingt, den endgültigen Finanzabschluss für das am 31. Mai beendete Geschäftsjahr unter Dach und Fach zu bringen. Barbieri nimmt seine derzeitige Position seit August 2000 ein. Offenbar räumt er sie jetzt aus freien Stücken. Einen Nachfolger kann Lawson noch nicht präsentieren. Sollte bis Ende Oktober keiner gefunden sein, so wird der weltweite Controlling-Chef Stefan Schulz die CFO-Aufgaben kommissarisch erledigen.

Diese beiden Personalmeldungen veröffentlichte Lawson kurz nach der Bekanntgabe der vorläufigen Ergebnisse für das vierte Quartal und das Gesamtjahr. Die endgültige und geprüfte Bilanz muss warten, bis die ehemalige Intentia International AB (jetzt Lawson International AB) ihren Geschäftsabschluss vorlegt.

Auch ohne Berücksichtigung der Intentia-Umsätze konnte Lawson seinen Quartalsumsatz steigern: Die Einnahmen aus dem "Legacy"-Geschäft betrugen 94,6 Millionen Dollar, nahmen also gegenüber dem Vergleichsquartal des Vorjahres um neun Prozent zu. Dabei kletterten die Lizenzgebühren von 17,4 auf 18,4 Millionen, die Einnahmen aus Software-Maintenance-Verträgen von 43,9 auf 47.2 Millionen und die Beratungshonorare von 25,5 auf 29 Millionen Dollar. Unter dem Strich verzeichnete das "alte" Lawson-Geschäft nach US-GAAP einen Nettogewinn in Höhe von 7,2 Millionen Dollar; im Jahr zuvor waren es 5,9 Millionen.

Einschließlich des Geschäfts mit der Intentia-Software lag der Quartalsumsatz schätzungsweise zwischen 125 und 126,6 Millionen Dollar. Das Ergebnis unter dem Strich fällt jedoch negativ aus: Hier rechnet das Unternehmen mit einem konsolidierten Verlust in Höhe von 9,3 bis 12,8 Millionen Dollar beziehungsweise sieben bis neun Cent pro Aktie.

Für das Gesamtjahr erwartet Lawson einen konsolidierten Umsatz von 389,6 bis 391,2 Millionen Dollar, wobei sich die Lizenzeinnahmen auf 70,8 bis 71,3 Millionen Dollar belaufen werden. Das Ergebnis dürfte zwischen 8,0 und 11,5 Millionen Dollar beziehungsweise sieben bis zehn Cent pro Aktie liegen. Ohne den Einfluss der Intentia-Zahlen hätte der Nettoprofit 28 Millionen Dollar und damit das Fünffache des Vorjahresgewinn von 5,3 Millionen Dollar betragen, so Lawson.

Last, but not least kündigte das Softwareunternehmen eine weitere Firmenübernahme an. Es handelt sich um den im Healthcare-Bereich angesiedelten Performance-Management-Spezialisten Competency Assessment Solutions (CAS) mit Sitz in Princeton, New Jersey. Dessen Web-basierende Lösungen sollen der Gesundheitsindustrie helfen, mit weniger Aufwand den Standards der Joint Commission on Accreditation of Healthcare Organizations (JCAHO) zu entsprechen. (qua)