Update: Kleinfeld lässt Zukunft von Sorgenkind SBS im Dunkeln

27.07.2006
Rund 100 Millionen Euro Verlust, der Umsatz rückläufig: Auf den ersten Blick sahen die Quartalszahlen des schwächelnden Siemens-IT-Dienstleisters SBS am Donnerstag wieder einmal ernüchternd aus.

Vorstandschef Klaus Kleinfeld hat das größte Sorgenkind im Konzern aber nach eigenen Angaben noch nicht aufgegeben. "Wir gehen davon aus, dass die Performance-Talsohle durchschritten ist." Er traue dem Bereich zu, bis zum kommenden Frühjahr die ehrgeizigen Renditevorgaben aus eigener Kraft zu erreichen. Viele Branchenkenner sind da allerdings skeptisch.

Die Entwicklung bei SBS ist für den Konzern in vielerlei Hinsicht von großer Bedeutung. "Wir treiben das Thema extrem ernsthaft voran", sagte Kleinfeld. Er selbst hatte angekündigt, er stehe auch persönlich dafür ein, dass alle Geschäftsbereiche im kommenden Jahr die Renditevorgaben erfüllen. Die meisten Sparten des breit aufgestellten Konzerns arbeiten sich denn auch langsam an die Zielbereiche heran oder erfüllen sie bereits. Anderes problematisches Geschäft - wie zum Beispiel die verlustreiche Handysparte und das Festnetzgeschäft - wurde abgestoßen oder in Gemeinschaftsunternehmen eingebracht.

Keine einfachen Lösungen

Bei SBS gibt es aber keine einfachen Lösungen. "Wir müssen uns alle Wege offen halten", sagte Finanzvorstand Joe Kaeser. Damit schließen er und Kleinfeld die Suche nach einem Partner ausdrücklich nicht aus. "Wir brauchen aber in jedem Fall eine starke operative Verbesserung", sagte Kleinfeld. Ob das Unternehmen nun für einen Partner aufgehübscht wird oder im Konzern verbleibt, bessere Zahlen muss SBS in jedem Fall liefern. Wegen der weiteren Restrukturierung rechnet Siemens für das laufende Quartal mit neuen Belastungen von bis zu 200 Millionen Euro.

SBS bietet IT-Lösungen an und übernimmt zum Beispiel konkrete Projekte wie die Einführung neuer Software und Systeme. Daneben können Unternehmen im Rahmen eines so genannten Outsourcings auch den Betrieb ihrer kompletten IT an SBS auslagern. Den Sanierungskurs - dem in Deutschland insgesamt 2750 Stellen zum Opfer fallen - sehen Branchenexperten auch skeptisch. Während SBS um fast jeden Preis die Kosten senken müsse, um in die Nähe der Margenziele zu kommen, investierten Konkurrenten derweil in Zukunftstechnologien und neue Märkte. Ein Ausweg sei derzeit nicht in Sicht. "Im Zentralvorstand gibt es noch keine einheitliche Linie", sagt ein Unternehmenskenner.

Unsicherheit erschwert das Geschäft

Die Diskussion über Verkauf, Auflösung und Sanierung macht SBS das Geschäft nicht leichter. Durch die öffentliche Diskussion gebe es eine Verunsicherung bei einigen Kunden und bei den Beschäftigten, räumte Kleinfeld ein. Ein vitales Interesse an einer Gesundung von SBS - und an günstigen Preisen bei dem IT-Dienstleister - hat vor allem der größte Kunde von SBS: Siemens selbst. Der Konzern hat seine IT in die Tochter ausgelagert. Daher gelte, so Kleinfeld: "Es gibt keine andere Firma, die stärker abhängig ist von einer Verbesserung der Leistung bei SBS." (dpa/tc)