Update: Handy-Payment - Die Dialer-Branche rüstet auf

23.06.2005

MÜNCHEN (COMPUTERWOCHE) - Die gute Nachricht zuerst: Die zunehmende Verbreitung von DSL-Anschlüssen und die seit dem 17. Juni geltenden schärferen Vorgaben für Einwahlprogramme haben den Missbrauch durch teure Dialer-Webseiten deutlich eingedämmt. Die Betreiber von berühmt-berüchtigten Sites wie Malvorlage.de, Pflanzen.de oder Lehrstellen.de haben aufgegeben und bieten die Domains nun zum Verkauf an.

Doch wer glaubt, die Zeit der Kostenfallen sei damit vorbei, wird eines Besseren belehrt, berichtete Heiko Rittelmeier vom Interessensverband Deutsches Internet, der die Webseiten Computerbetrug.de und Dialerhilfe.de betreibt. Auf vielen Dialer-Seiten lauert demnach eine neue Masche: Die Bezahlung mit dem Mobiltelefon. Wer beim so genannten "Handypay" nicht genau aufpasst, hat schnell ein teures Abo abgeschlossen.

Mit den neuen Dialer-Regeln müssen Verbraucher vor der 09009-Einwahl klar und deutlich über die damit verbundenen - meist hohen - Kosten informiert werden. Kaum galten die neuen Vorgaben der Regulierungsbehörde für alle Dialer, zogen sich die dubiosen Anbieter zurück oder stiegen auf eine neue Abrechnungsmethode um: das Handy-Payment. Bei diesem System muss der Anwender auf der gewünschten Webseite seine Handy-Nummer angeben und erhält dann per SMS einen Zugangscode. Tippt er diesen nun auf der Seite ein, erhält er Zugang zum Mitgliederbereich. Die entstehenden Kosten ziehen die Mobilfunkbetreiber mit der Handy-Rechnung ein.

Wer einmal Zugang zu einer Seite haben wolle, schließt dabei aber häufig unbemerkt gleich einen Abo-Vertrag ab, erklärt Rittelmeier. Dabei würden bis zu 9,99 Euro verlangt - bei automatischer Neuabbuchung alle drei Tage. So können sich die Kosten auf bis zu knapp 100 Euro im Monat summieren - von wegen "Micropayment".

Schutzmöglichkeiten gibt es laut Computerbetrug.de kaum: Nach aktuellem Stand biete keiner der Netzbetreiber eine Sperrung der Rufnummer für solche Angebote an. Nutzern einer Prepaid-Karte könne es unter bestimmten Umständen passieren, dass das Guthaben ins Negative gerät. Das treffe grundsätzlich auch für die speziellen "Taschengeld"-Karten für Jugendliche zu, die einige Anbieter im Programm haben, warnen die Verbraucherschützer. Vor dem Abschluss eines Abo-Vertrags gelte daher das Motto: Trau, schau, wem?

Die Netpayment GmbH, Vermarkter des bei Hausaufgaben.de oder Vornamen.de genutzten Handy-Bezahlsystems "Payray", will diese Anschuldigungen natürlich nicht auf sich sitzen lassen. Wie ein Marketing-Verantwortlicher erklärt, nutzen nicht nur ehemalige Dialer das von der Debitel-Tochter Midray entwickelte System Payray, sondern auch so renommierte Kunden wie Bild-T-Online.de (Schnappi-Download für 9,99 Euro) oder BigBrother.de. Als Anbieter habe Netpayment jedoch keine Möglichkeit, sich in punkto Preis-Leistungsverhältnis mit den Betreibern abzustimmen. Man könne lediglich überprüfen, ob die Bezahlangebote legal seien, oder für mehr Klarheit über die Art der Abrechnung sorgen. So besserte der Content-Provider Mainpean am gestrigen Donnerstag die Eingabemaske für das Handy-Payment nach: Anstatt eines mehrdeutigen Buchungsintervalls ist nun von einem Abonnement die Rede. Gleichzeitig wird über die Kündigungsmöglichkeiten informiert.

Auch sonst ist Netpayment um Aufklärung bemüht. Es sei nicht möglich, dass ein Prepaid-Guthaben ins Negative gerät, erklärt der Marketing-Mann. Der Grund dafür sei, dass Payray nicht wie Premium-SMS abgerechnet werde. Bei bestimmten Jamba-Abos sei das früher schon passiert, dass eine neue Prepaid-Karte "leer gesaugt" worden sei. (mb)