Update: Dell mistet seine Bilanzen aus

17.08.2007
Das Volumen der Bilanzmanipulationen ist gering. Jedoch musste Dell einräumen, dass Manager um jeden Preis versucht haben, finanzielle Ziele zum Quartalsende zu erreichen.

Der unter Druck stehende US-Computerhersteller Dell muss wegen "Bilanzierungs-Fehlern und –Unregelmäßigkeiten" seine Geschäftsergebnisse rückwirkend für mehr als vier Jahre korrigieren. Nicht namentlich genannte Führungskräfte und andere Mitarbeiter hätten Bilanzen meist gegen Quartalsende geschönt, um Finanzziele zu erreichen, teilte Dell zum Abschluss einer Untersuchung mit, die sich über ein Jahr hingezogen hat. Der Gewinn in den betroffenen Jahren dürfte sich um 50 bis 150 Millionen Dollar (112 Millionen Euro) reduzieren gegenüber einem bisher ausgewiesenen Gesamtgewinn von mehr als zwölf Milliarden Dollar. Die Wall Street atmete angesichts dieses überschaubaren Betrags auf. Die Dell-Aktie stieg Donnerstag nachbörslich um 2,04 Prozent auf 26,46 Dollar.

Wie der zweitgrößte PC-Hersteller der Welt berichtete, müssten die Ergebnisse für die Geschäftsjahre 2003 bis 2006 und für das erste Quartal des Geschäftsjahres 2007 geändert werden. Die Untersuchung der amerikanischen Wertpapier- und Börsenkommission SEC läuft allerdings weiter. Dell nannte keine Namen verantwortlicher Führungskräfte.

Der frühere Dell-Finanzchef James Schneider hatte im Dezember den Hut genommen. Sein Nachfolger wurde Donald J. Carty, der frühere Konzernchef der American-Airlines-Muttergesellschaft AMR. Carty saß bereits lange im Dell-Verwaltungsrat. Der frühere Dell-Unternehmenschef und Firmengründer Michael S. Dell hatte wenige Wochen später nach dem Rücktritt von Konzernchef Kevin Rollins wieder die Führung der Gesellschaft übernommen.

Dell rechnet damit, dass der Umsatz in jedem Jahreszeitraum um weniger als ein Prozent gegenüber den vorher ausgewiesenen Beträgen reduziert wird. Der Gewinn pro Aktie dürfte sich in dem gesamten Zeitraum um zwei bis sieben Cent reduzieren gegenüber dem bisher ausgewiesenen Gesamtgewinn von 4,78 Dollar.

Dell kann sich jetzt stärker auf den immer härteren Konkurrenzkampf im amerikanischen und globalen PC-Markt konzentrieren. Die Gesellschaft, die jahrelang mit ihren Direktvertrieb an die Endkunden den globalen PC-Markt geführt und klotzig verdient hatte, hatte die Führungsposition im Herbst vergangenen Jahres an den Hauptkonkurrenten Hewlett-Packard verloren. Andere PC-Anbieter hatten Dell ebenfalls Kunden und Marktanteile abgenommen. Die gestern veröffentlichten Quartalszahlen von HP, die überraschend gut ausgefallen sind, spiegeln die gegenläufige Entwicklung der Konzerne wider.

Dell versucht inzwischen, auch mit PC-Verkäufen bei Wal-Mart und mit Verkaufskiosken in zahllosen amerikanischen Einkaufszentren im Einzelhandel Fuß zu fassen und mit eleganteren Laptops und Desktops wieder Boden gut zu machen. Die großen Wachstumsraten im PC-Geschäft werden zur Zeit vor allem mit Notebooks und dort vor allem mit Einzelhandels-Verkäufen an die Konsumenten verbucht, während Dell im Direktgeschäft mit den Unternehmen stärker ist. (dpa/ajf)