Probleme der Mitarbeiter

Unzufriedenheit mit dem Digital Workplace

14.09.2018 von Christiane Pütter
Nur knapp jeder zweite Angestellte bescheinigt seinem CIO, die technologischen Probleme am Arbeitsplatz zu verstehen. Gartner gibt Unternehmen in einer Studie vier Ratschläge.
  • Gut jeder zweite Millennial (18 bis 24 Jahre) sucht bei technologischen Problemen im Internet nach Rat, bevor er sich an den firmeninternen Help Desk wendet
  • Wüssten die Studienteilnehmer von einem arbeitssuchenden Freund, der Wert auf gute IT-Ausstattung in der Firma legt, würden 24 Prozent der IT-Mitarbeiter ihr Unternehmen klar weiterempfehlen.

Wie stellen sich die technologischen Herausforderungen der Digitalisierung aus Sicht der Mitarbeiter dar - das untersucht der US-Marktforscher Gartner in der Studie "Digital workers offer a reality check on the digital workplace". Darin kommen sowohl Mitarbeiter der IT-Abteilungen als auch Nicht-ITler zu Wort. Fazit: Viele der Mitarbeiter fühlen sich unverstanden.

Vier von zehn Mitarbeitern nutzen täglich Realtime Mobile Messaging.
Foto: Gartner

Die weltweit insgesamt gut 3.100 Befragten sollten einschätzen, ob sich die verschiedenen Führungskräfte in ihren Unternehmen der technologischen Probleme am Arbeitsplatz bewusst sind. Offenbar wächst dieses Bewusstsein mit der Nähe der Arbeitsbeziehung: 71 Prozent fühlen sich vom Abteilungsleiter gut verstanden. Über den CIO sagen das nur 47 Prozent, über den CEO lediglich 42 Prozent.

Werden die Antworten der IT-Mitarbeiter herausgefiltert, zeigt sich folgendes Bild: 62 Prozent bescheinigen dem CIO Verständnis für die Probleme. Gartner hält es für bemerkenswert, dass umgekehrt 38 Prozent diese Aussage nicht unterschreiben. 53 Prozent der ITler trauen auch dem CEO Verständnis zu.

Distanz zum IT-Team

Das IT-Team zeigt sich auch insgesamt zufriedener mit der Ausstattung am Arbeitsplatz. Fast sechs von zehn Befragten (59 Prozent) bezeichnen sich als "sehr" oder "vollständig" zufrieden. Unter den Kollegen aus den anderen Abteilungen sagen das deutlich weniger: 41 Prozent. Nicht-ITler betrachten die IT-Abteilung distanziert. Nur jeder Fünfte (20 Prozent) wendet sich aktiv mit der Bitte um Best Practices für Arbeitsplatz-Technologie an das IT-Team.

Das gilt auch für eine weitere Personengruppe, die sogenannten Millennials (in dieser Studie Mitarbeiter zwischen 18 und 24 Jahren). Mehr als jeder Zweite (53 Prozent) sucht bei technologischen Problemen im Internet nach Rat, bevor er sich an den firmeninternen Help Desk wendet.

Gartner wollte wissen, welche Anwendungen die Befragten am Arbeitsplatz nutzen. Ganz vorn liegt Realtime Mobile Messaging (41 Prozent nutzen es täglich) und Social Media (35 Prozent). Es folgen Lösungen rund um Storage/Sharing (29 Prozent), Collaboration-Tools (16 Prozent) und Training (neun Prozent).

Ein weiteres Ergebnis der Studie: Gut drei von vier Mitarbeitern (76 Prozent) haben das Gefühl, dass der Arbeitgeber ihre digitalen Skills nicht nutzt. Hier könnten Unternehmen ansetzen und versiertere Kollegen als Multiplikatoren einsetzen. Als "Experten" in Sachen digitale Technologien sehen sich jedoch nur sieben Prozent der Nicht-ITler. Unter den Kollegen im IT-Team sind es 32 Prozent.

Einem arbeitssuchenden Freund, der Wert auf gute IT-Ausstattung am Arbeitsplatz legt, würde knapp jeder vierte IT-ler das eigene Unternehmen klar empfehlen (Anmerkung der Redaktion: 1 steht für geringste, 10 für höchste Zustimmung).
Foto: Gartner

Wüssten die Studienteilnehmer von einem arbeitssuchenden Freund, der Wert auf gute IT-Ausstattung in der Firma legt, würden 24 Prozent der IT-Mitarbeiter ihr Unternehmen klar weiterempfehlen. Von den Kollegen aus den anderen Abteilungen sagen das nur dreizehn Prozent.

4 Ratschläge für ein besseres Arbeiten

Alles in allem erklären 48 Prozent der Befragten, die Ausstattung am Arbeitsplatz ermögliche ihnen ein "einigermaßen" gutes Arbeiten. 24 Prozent fühlen sich technologisch gut unterstützt. Wer in den Unternehmen den Digital Workplace verantwortet, sollte laut Gartner folgende vier Ratschläge befolgen:

1. Formale Programme der Auswahl von Anwendungen und weiteren Technologien aufsetzen: Die Mitarbeiter sollten diese Auswahl selbst treffen dürfen.

2. Lern- und Trainingsmöglichkeiten ausbauen: Die Unternehmen sollten den Schwerpunkt ihrer (Weiter-)Qualifizierungsmaßnahmen auf IT und Digitalisierung legen.

3. Regelmäßig die Nutzung von Anwendungen und Geräten überprüfen: CIO, CEO und weitere Führungskräfte müssen verstehen, wo die Belegschaft Probleme mit Technologie erlebt.

4. Kollegen zu Trainern machen: "Work Café" könnte ein Titel für regelmäßige Treffen zwischen technologisch versierten und weniger versierten Kollegen lauten. Die Idee dahinter: die Kollegen unterstützen sich gegenseitig.

COMPUTERWOCHE-Round-Table zum Arbeitsplatz der Zukunft
Michael Kelch, Regional Vice President of Sales bei ASG
“Die Diskussion um den Arbeitsplatz der Zukunft lässt sich mit PPT zusammenfassen: People, Process, Technology!“
Nils Becker-Birck, Client Solutions Commercial Business Lead Germany bei Dell
„Mein Team ist komplett remote – und ich höre oft die Frage: Wie führst du dein Team, wenn die Leute nicht da sind? Ein Team erfolgreich remote zu führen, hat viel mit Vertrauen zu tun, und damit, die Kollegen mit den richtigen IT-Systemen und Arbeitsmitteln auszustatten. Der Erfolg von Dell im deutschen PC-Markt zeigt, wie gut das funktioniert.“
Carsten Mickeleit, CEO von Cortado
„Ich frage jeden, der zum Beispiel mit zwei Telefonen hantiert: wozu brauchst du zwei Telefone? Die Antworten sind leider nicht homogen.“
Oliver Hoffmann, Regional VP Sales DACH bei Unit4
„Am Arbeitsplatz der Zukunft brauchen Mitarbeiter die Eigenverantwortung, Arbeitszeit und –ort flexibel zu gestalten. Aber das Management muss ihnen diese Souveränität auch zugestehen.“
Manfred Stetz, Managing Director bei United Planet
„Der Arbeitsplatz der Zukunft verändert die Führungskultur. Es geht zunehmend um Führen nach Zielen. Das Ergebnis ist wichtig, nicht, dass die Leute den ganzen Tag am Platz sind.“
Hans-Jürgen Jobst, Senior Product Marketing Manager bei Avaya
“Unsere Kunden führen Prototyping auf einer Open-Space-Fläche durch. Dabei zeigt sich zum Beispiel, wie hoch die Lärmbelästigung ist. Das ist ein guter Weg.“