Hochschulkontaktmessen

Unternehmer treffen Absolventen

17.02.2011 von Hans Königes
Die Wirtschaft wirbt wieder um den IT- und Ingenieursnachwuchs. Karrieremessen erleichtern das gegenseitige Kennenlernen.
Rund 50 Arbeitgeber präsentierten sich in der Informatikfakultät in München-Garching den etwa 1.000 Studenten. Letztere suchen oft nur Praktikumsstellen, doch manchen öffnet sich schon die Tür zur großen Karriere.

Es scheint was dran zu sein am Fachkräftemangel, zumindest wenn man den Boom der Karrieremessen beobachtet. Auf diesen Veranstaltungen können sich Studenten und künftige Arbeitgeber gegenseitig kennenlernen. Vorteile versprechen sich neben Studenten und Unternehmen auch die Universitäten selbst. Sie sehen sich als Vermittler zwischen Ausbildung und Beruf.

Dass aufgrund der verstärkten Suche nach hochkarätigen Ingenieuren und Hightech-Profis Karriereveranstaltungen verstärkt frequentiert werden, bestätigt Walter Bernat vom Verein für Hochschulkontakte e.V. (VHK), der seit 13 Jahren IT-Veranstaltungen betreut. Auf dem letzten VHK-Karriereforum an der TU München warteten rund 50 Unternehmen auf künftige IT-Profis und Ingenieure, die aus ganz Bayern anreisten. Dass die Studenten mit insgesamt 13 Bussen kostenlos zur Messe chauffiert wurden, hat sich nach Bernats Meinung gelohnt. Knapp tausend Jungakademiker tummelten sich auf der Messe. Laut Bernat waren allerdings nicht alle Teilnehmer auf Jobsuche, viele interessierten sich für ein Praktikum oder wollten sich einen Überblick über die IT-Szene verschaffen. "Nach der Veranstaltung gaben rund 200 Studenten ihren Bewerbungsbogen bei uns ab, der in Kopie an alle Firmen verteilt wurde", erklärt der Bildungsprofi. Dazu seien noch viele Einzelgespräche gekommen.

Manfred Broy, Informatikprofessor an der TU München und Schirmherr der Veranstaltung
Foto: Verisoft

Über den Erfolg solcher Messen freut sich Manfred Broy, Informatikprofessor an der TU München und Schirmherr der Veranstaltung: "Dass wir aus Platzgründen an der TU an unsere Grenzen gestoßen sind, zeigt das große Interesse der Firmen." Nach Broys Meinung sind sowohl die mittleren als auch die großen Unternehmen vom Mangel an hochkarätigen IT-Experten betroffen. Kein Wunder also, dass in Garching neben den vielen kleineren Firmen auch große wie die BMW-Group oder Consulting-Firmen wie Accenture zu finden waren.

Die Veranstaltung empfand Broy auch in diesem Jahr überaus informativ. So seien nach seinem Vortrag "Welche Rolle spielt Software in der Automobilindustrie?" Studenten und Unternehmensvertreter zu ihm gekommen, um sich weitere Informationen zu holen. "Was kann einem Studenten Besseres passieren, als sich persönlich von Firmenvertretern über Jobs, Praktika oder Werkverträge aufklären zu lassen", fragt sich Broy.

Das große Interesse der Universität wiederum begründet der Informatikprofessor mit ihrer Rolle als Dienstleister und Vermittler: "Die Verantwortung der Universitäten für die Absolventen hört nicht nach Beendigung des Studiums auf." Je mehr Informatiker und Ingenieure gute Positionen in Unternehmen finden, desto größer sei das Interesse der nachfolgenden Generation an der Hightech-Welt.

Pluspunkt persönlicher Kontakte

Sich in erster Linie einen Überblick zu verschaffen, war das Motiv des größten Teils der Messeteilnehmer. Den befragten Studenten, ist durchaus bewusst, dass sich ihre Position im Vergleich zu den letzten beiden Jahren verbessert hat. Peter K., der sich zu den Bewerbern mit Messeerfahrung zählt, meint selbstbewußt: "Wir haben wieder mehr Verhandlungsmacht." Sich mit den Mitarbeitern der entsprechenden Firmen direkt unterhalten zu können, betrachten die Absolventen als ein großes Plus.

Diese Neugier bekam auch Anja Berry, beim Software- und IT-Beratungsunternehmen Iteratec für das Personal-Marketing zuständig, zu spüren: "Viele Besucher stehen noch am Anfang ihres Studiums. Demzufolge wollten sie sich über den Beruf des ITlers an sich und über die Angebote der Unternehmen informieren." Aufklärung findet Berry in der Tat erforderlich, da so mancher Student davon überzeugt sei, sofort nach dem Studium bei einer Consulting-Firma als Management- oder Strategieberater einsteigen zu können. "Dafür müssen junge Leute zumindest in unserem Unternehmen einen längeren Karriereweg zurücklegen", so Berry.

Eine Reihe von Besuchern hätte sich auch für die Möglichkeit eines Praktikums oder einer Tätigkeit als Werkstudent, vor allem in der Entwicklung, interessiert. "Wenn Werkstudenten gut sind, versuchen wir natürlich sie zu halten", so Berry. Je früher die Bindung an das Unternehmen erfolge, desto besser sei dies für beide Parteien. "Wenn wir es schaffen, auf den Karrieremessen einen positiven Eindruck bei den Interessenten zu hinterlassen, treffen wir einige dieser Kandidaten oft noch Jahre später als Werkstudenten, Diplomanden oder sogar als Mitarbeiter wieder", erzählt Iteratec-Geschäftsführer Klaus Eberhardt. Er hat die Erfahrung gemacht, dass persönliche Gespräche mehr Interesse am Unternehmen wecken als jede Anzeige oder jedes Portal. Deshalb seien für sein Unternehmen diese Art von Veranstaltung so wichtig. Vor dem Kampf um die besten Talente hat er keine Angst: "Wir kennen es nicht anders, da unser Unternehmen seit Jahren kontinuierlich wächst und wir ständig auf der Suche nach neuen Mitarbeitern sind, die vor anspruchsvollen Projekten bei Großkunden nicht zurückschrecken."