IT-Governance

Unternehmens- und IT-Strategien leben aneinander vorbei

09.07.2008
Die organisatorischen Strukturen für eine enge Zusammenarbeit von Business und Informationstechnik fehlen zumeist. Das kann nicht im Interesse des CIO sein.

"Die IT-Verantwortlichen laufen Gefahr, dass sie mittelfristig den Gestaltungsauftrag verlieren," warnt Peter Bodino, Geschäftsführer der Unternehmensberatung Trigonum GmbH. Der Grund für seine Befürchtungen: Unternehmens- und IT-Strategien sind selten wirklich verzahnt. Das fand die in Hamburg heimische Consulting-Firma heraus, indem sie knapp 300 IT-Verantwortliche in größeren Unternehmen befragen ließ.

Die Mehrzahl der von Trigonum befragten Unternehmen misst dem Thema IT-Governance keine hohe Bedeutung bei.
Foto: Trigonum

An der schlechten Abstimmung von Unternehmens- und IT-Strategie dürfte sich auch in Zukunft wenig ändern. Der Umfrage zufolge wollen nur 15 Prozent der Unternehmen der IT-Governance "in naher Zukunft" eine hohe Priorität einräumen. Mehr als die Hälfte (56 Prozent) gaben an, die Beschäftigung mit dem Thema sei entweder "nicht geplant" (33 Prozent) oder "nicht notwendig" (23 Prozent).

Entsprechend schlecht sind die Geschäftsstrategie und die IT-Ausrichtung aufeinander abgestimmt: Nicht einmal ein Drittel der von Trigonum Befragten (genauer gesagt: 31 Prozent) mochte die Verzahnung der beiden Strategien zumindest als "eng" bezeichnen - darunter ganze 13 Prozent, die sich einer "sehr engen" Abstimmung rühmten. Etwa genauso viele Umfrageteilnehmer beobachten in ihren Unternehmen eine "geringe" (21 Prozent) oder gar keine (sieben Prozent) Entsprechung von Geschäftszielen und IT-Strategie. Die Mehrzahl (41 Prozent) empfindet sie als mittelmäßig.

Schuld ist die schlechte Organisationsstruktur

Angemessene Strukturen für die Verzahnung von Business und IT finden sich nur in jedem vierten Unternehmen.
Foto: Trigonum

Trigonum sieht die Ursache dafür auf Seiten der organisatorischen Strukturen. Die Studie belegt das insofern, als nur jeder vierte IT-Manager (24 Prozent) diese Struktur in seinem Unternehmen als wirklich funktionsfähig bezeichnete. Der Rest beurteilte sie als "begrenzt funktionsfähig" (39 Prozent) oder "unzureichend" (37 Prozent). Dazu Trigonum-Geschäftsführer Bodino: "Solange der konstante gegenseitige Transfer von Grundpositionen, Zielen und Maßnahmenkonzepten nicht gesichert ist, kommt es zwangsläufig zu Widersprüchen zwischen Business- und IT-Strategien."

Wie Bodino weiter ausführt, ist der Mangel an Abstimmung zwischen IT und Unternehmenszielen ein schon als traditionell zu bezeichnendes Problem (siehe beispielsweise: "Keine Zeit für Governance"). "So wenig Zweifel es an der Notwendigkeit des Business-IT-Alignment besteht, so wenig klappt es in der Praxis, obwohl die Schwierigkeiten immer wieder neu diskutiert werden."

Die IT-Chefs resignieren mittlerweile

Offenbar geben die IT-Verantwortlichen die Hoffnung auf eine Änderung zunehmend auf, klagt Bodino. Dafür sprächen die schlechten Werte bei der Frage nach der künftigen Bedeutung der IT-Governance. Bodino hält das für einen Fehler: Anstatt das Thema aussitzen zu wollen, sollten sich die CIOs bemühen, ein praxisgerechtes IT-Governance-Modell zu entwickeln und es sukzessive zu etablieren.

"Die IT wird künftig mehr denn je mit der Frage konfrontiert werden, welchen Wertbeitrag sie zum Geschäftserfolg beisteuert", mahnt der Trigonum-Geschäftsführer. Schon aus Eigeninteresse sei es für die IT-Chefs deshalb sinnvoll, sich für die organisatorischen Voraussetzungen der Zusammenarbeit zwischen IT- und Business-Bereichen zu engagieren. (qua)