Trends im Mittelstand

Unternehmen suchen Weg in die Cloud

10.05.2011
Mehr als die Hälfte der deutschen Mittelständler hat bereits teile seiner IT-Infrastruktur in die Cloud verfrachtet, hat eine Studie ergeben. Im europäischen Vergleich bedeutet das einen Platz im Mittelfeld.
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Anwender im Mittelstand versprechen sich vor allem Kostenvorteile.
Grafik 2
Speicher-Services aus der Cloud sind momentan am begehrtesten.
Grafik 3
Russen und Spanier haben die wenigsten Befindlichkeiten in Hinsicht auf den Einsatz von Cloud-Services.

Hierzulande haben mit 54 Prozent etwas mehr als die Hälfte allen kleinen und mittelständischen Betriebe (KMUs) bereits Teile ihrer IT-Infrastruktur in die Cloud verlagert. Damit rangieren die deutschen KMUs einer Studie zufolge beim Cloud Computing europaweit im Mittelfeld. Spitzenreiter ist Russland mit 79 Prozent, dicht gefolgt von Spanien mit 77 Prozent und Frankreich mit 63 Prozent. Am zurückhaltendsten sind derzeit noch die Niederländer: Hier lagern bislang nur knapp 40 Prozent der Befragten Firmen Teile ihrer Infrastruktur in die IT-Wolke aus.

Über 1600 IT-Entscheider befragt

Für die von VMware beim Marktforschungsinstitut Dynamic Markets beauftragte Studie wurden europaweit über 1600 IT-Entscheider aus Betrieben mit bis zu 250 Mitarbeitern über ihre Einstellung zu Virtualisierung und Cloud Computing befragt. Neben 204 Mittelständlern aus Deutschland haben sich von Ende Januar bis Mitte Februar dieses Jahres auch Unternehmen aus Frankreich, Großbritannien, Italien, Niederlande, Polen, Russland und Spanien an der Umfrage beteiligt.

Der von deutschen Mittelständlern am häufigsten genutzte Cloud-Service ist die Auslagerung von Speicher (68 Prozent). Im Applikationsbereich sind es E-Mail-Dienste (55 Prozent) und Office-Anwendungen zum Bearbeiten von Dateien, Tabellen und Kalkulationen (53 Prozent). Bei über einem Drittel der befragten Unternehmen unterstützt die Geschäftsführung der Studie zufolge die Cloud-Strategie. Das ist ein Zeichen dafür, dass die deutschen Mittelständler Cloud Computing nicht nur als ein reines IT-Thema beurteilen.

Als größte Vorteile sieht das Management der befragten Firmen geringere Kosten bei der Instandhaltung der IT (42 Prozent) und der Hardware-Ausstattung (38 Prozent) sowie in den reduzierten Stromkosten (31 Prozent), aber auch in einer verbesserten Produktivität und Zusammenarbeit des IT-Personals selbst. Insgesamt gaben 76 Prozent der deutschen KMUs an, nachhaltige Vorteile durch Cloud Computing zu erreichen. Dementsprechend plant auch rund ein Drittel der befragten Firmen, ihre Cloud-Aktivitäten in den nächsten zwölf Monaten auszubauen.

Cloud-Voraussetzung: Virtualisierung

Eine wichtige technische Voraussetzung für eine schnelle und flexible IT-Service-Bereitstellung ist die Virtualisierung. Dieser Ansicht sind 82 Prozent der hierzulande befragten kleinen und mittelständischen Unternehmen (KMUs). Damit lassen sich Anwendungen und Software-Dienste von der zugrunde liegenden Hardwareschicht trennen. 75 Prozent der befragten deutschen Mittelständler haben bereits virtualisiert. Damit liegen sie über dem europaweiten Durchschnitt (73 Prozent). Russland hat auch an dieser Stelle mit 96 Prozent die Nase vorn.

"Technologische Grundlage für den Aufbau einer Cloud-Umgebung ist ein hoher Virtualisierungsgrad, idealerweise 100 Prozent", sagt Martin Drissner vom System- und Beratungshaus Fritz & Macziol. "Nur so kann sichergestellt werden, dass Ressourcen flexibel verteilt und genutzt werden können." Drissner zufolge ist die Cloud keine Revolution, sondern der nächste logische Schritt in der Entwicklung der IT. Cloud Computing vereinfache und beschleunige Prozesse und senke Kosten. Als Einstieg in das Cloud Computing sei der Aufbau einer Private Cloud, also einer unternehmensinternen Lösung, zu empfehlen.

Gründe für Virtualisierung

Kostenargumente treten im Zusammenhang mit Virtualisierung mehr und mehr in den Hintergrund. Waren die Punkte Kostenreduktion bei Hardware (35 Prozent), Instandhaltung (36 Prozent) und Strom (28 Prozent) früher oft die eigentlichen Treiber für Virtualisierung im Rechenzentrum, werden laut der Umfrage Kriterien wie eine gesteigerte Verfügbarkeit der Anwendungen (31 Prozent), größere Agilität (30 Prozent) und besseres Disaster Recovery (28 Prozent) immer wichtiger. Auch der Aspekt, mehr Zeit und Ressourcen zu gewinnen, gewinnt für die Befragten eine immer höhere Priorität (27 Prozent). So könne man sich auch stärker innovativen Projekten widmen als nur Augenmerk auf den reinen IT-Betrieb zu legen.