Datenskandal

Unmut über die Telekom-Führung wächst

07.10.2008
In der von Datenskandalen erschütterten Deutschen Telekom wächst der Druck auf die Führung um Vorstandschef René Obermann.

Nachdem der Diebstahl von 17 Millionen Kundendaten bei T-Mobile bekannt geworden war, musste der Konzern am Montag einräumen, dass bei der Mobilfunktochter über Jahre hinweg detaillierte Telefonrechnungen der Aufsichtsräte gesammelt wurden. Er sei darüber informiert worden, dass im Aufsichtsratsbüro entsprechende Rechnungen gefunden worden seien, sagte T-Mobile-Aufsichtsrat Ado Wilhelm am Montag in Bonn. Betroffen sei bei ihm ein Festnetzanschluss, der vor allem dienstlich genutzt wurde.

Der Konzern bestätigte die Angaben. Ein Sprecher beteuerte indes, eine Auswertung der Daten oder ein Missbrauch sei nach Aussagen der Beteiligten nicht vorgekommen. Die Vorgehensweise sei bereits geändert worden.

Kritik an Informationspolitik

Wilhelm, der für die Arbeitnehmerseite im T-Mobile-Aufsichtsrat sitzt, kritisierte die Informationspolitik der Konzernführung. "Grundsätzlich wird nur das zugegeben, was kurz darauf öffentlich wird." Er habe seine Anwälte beauftragt, sich der Sache anzunehmen. Wilhelm lässt sich dabei von Ex-Bundesjustizministerin Herta Däubler-Gmelin (SPD) und dem früheren Innenminister Gerhart Baum (FDP) vertreten. Die Juristen vertreten bereits die Aufsichtsräte der Telekom, die wegen einer möglichen Auswertung ihrer Telefondaten Anzeige erstattet hatten.

Der neuerliche Vorfall wirft Fragen über den Umgang mit dem Datenschutz im Konzern auf. Am Wochenende hatte die Telekom einräumen müssen, dass bereits vor zwei Jahren Daten von 17 Millionen Handy-Kunden gestohlen worden waren. Trotz einer umfangreichen internen Untersuchung und Anzeigen könnte der Datendiebstahl unaufgeklärt bleiben. Wie der Kölner Oberstaatsanwalt Günther Feld der dpa sagte, wurde das Verfahren im Juni eingestellt.

Staatsanwaltschaft untersucht weiteren Fall

Allerdings untersucht die Staatsanwaltschaft Bonn einen weiteren Fall von Datendiebstahl. Im Internet seien mehrere zehntausend Daten der Telekom zum Verkauf angeboten worden, sagte Behördensprecher Friedrich Apostel. Die Staatsanwaltschaft habe daraufhin Ermittlungen aufgenommen. Er schloss nicht aus, dass die Datensätze aus dem Paket von 17 Millionen Kundendaten stammen, die im Jahr 2006 bei T-Mobile gestohlen worden waren.

Politiker von Union und SPD forderten die Regierung auf, ihre Pläne für mehr Datenschutz massiv nachzubessern. "Die Pläne der Bundesregierung sind noch nicht der große Wurf, den wir zum Schutz der Verbraucher benötigen", sagte der Vorsitzende des Innenausschusses im Bundestag, Sebastian Edathy (SPD), der "Neuen Osnabrücker Zeitung". Der Bund Deutscher Kriminalbeamter forderte sogar den Rücktritt von Konzernchef Obermann.

Die Telekom wurde bereits seit Monaten von mehreren Datenskandalen erschüttert. Im Mai dieses Jahr bestätigte das Unternehmen, dass Telefondaten von Journalisten und Aufsichtsräten ausgewertet worden waren. Auf diese Weise sollten Informationslecks gefunden werden. Ermittelt wird unter anderem gegen Ex-Chef Kai-Uwe Ricke und den früheren Aufsichtsratschef Klaus Zumwinkel. Oberstaatsanwalt Apostel sagte am Montag, die Ermittlungen dauerten an. (dpa/tc)