Unisys setzt auf Hype-Themen

16.02.2006 von Sabine Prehl
Regionale Kernmärkte wie Deutschland sollen intensiver bearbeitet werden.

Nach den hohen Verlusten im vergangenen Jahr (siehe Grafik "Umsatz- und Gewinnentwicklung") will sich der US-amerikanische IT-Dienstleister Unisys in seinem Servicegeschäft stärker als bisher auf die Bereiche Outsourcing, IT-Sicherheit, Open Source, Echtzeit-Infrastruktur (Adaptive Computing, On-Demand) sowie Microsoft-Lösungen fokussieren.

Hier lesen Sie …

  • auf welche Märkte sich Unisys fokussieren will;

  • welche Chancen diese Nischen bieten;

  • wo die Stärken und Schwächen des Unternehmens liegen;

  • wie Unisys sein Deutschland-Geschäft ankurbeln will.

Wegen rückläufiger Aufträge, hoher Pensionskosten sowie Problemen und Konventionalstrafen bei einigen Outsourcing-Deals ist Unisys im Fiskaljahr 2005 in die roten Zahlen gerutscht.

Joseph McGrath, Chief Executive Officer (CEO) von Unisys, verspricht sich davon einen kräftigen Wachstumsschub. Ziel sei, die Einnahmen in den fünf Geschäftsfeldern in den nächsten zwei bis drei Jahren auf jeweils mindestens 500 Millionen Dollar zu erhöhen. "Allen ausgewählten Bereichen prognostizieren Analysten zweistellige Steigerungsraten", so das Argument des Firmenchefs.

Stephan Kaiser von Pierre Audoin Consultants (PAC) hält diese Strategie für sinnvoll. Im Infrastruktur-Outsourcing sei Unisys ein ernst zu nehmender Herausforderer. "Aber der Markt für Betriebsdienstleistungen wird immer enger", so der Experte. "Ein Anbieter aus der zweiten, dritten Reihe kann sich da nur durchsetzen, wenn er sich über Spezialisierung ein Alleinstellungsmerkmal schafft." Der Security-Markt sei ein stark wachsendes Segment, und Unisys habe sich hier gut etabliert.

Bereiche, die keine zweistelligen Wachstumsziele erreichen können, sollen verkauft werden. Um welche Einheiten es sich konkret handelt, will McGrath noch nicht verraten. "Wir haben auch hier wichtige Kunden - wenn ich jetzt einen Verkauf ankündige, friert dieses Geschäft ein." Consultant Kaiser glaubt jedoch nicht, dass es sich um komplette Geschäftsbereiche wie die Systemintegration oder das Consulting-Business handelt. "Unisys wird eher als Full-Service-Anbieter auftreten, also möglichst alles aus einer Hand anbieten."

Eine Besserung der finanziellen Situation verspricht sich McGrath auch von dem für dieses Jahr geplanten Stellenabbau. Mit der Streichung von 3600 Jobs sollen die Betriebskosten um 250 Millionen Dollar pro Jahr gesenkt werden. Bis 2008 werde Unisys wieder bei der "in der Branche üblichen Rentabilität" angelangt sein.

Neben der Fokussierung auf Wachstumssegmente ist eine stärkere Konzentration auf die Kernmärkte geplant, auf die 85 Prozent des Gesamtumsatzes von Unisys entfallen. In den zehn für das Geschäft wichtigsten Ländern, zu denen auch Deutschland zählt, sollen komplette Organisationen aufgebaut werden. Nach Einschätzung Kaisers könnte dies die deutschen Einnahmen ankurbeln, die derzeit nur fünf Prozent zum Gesamtumsatz beisteuern.

Der IT-Dienstleister habe seine Stärken hierzulande vor allem im hardwarenahen Servicebereich unter Beweis gestellt - einem Low-Value-Geschäft, das einem extremen Preisdruck ausgesetzt sei: "Unisys macht in Deutschland viel klassisches Support-Business. Mit innovativeren Angeboten konnte das Unternehmen dagegen bislang zu wenig Fuß fassen", so der Experte. Das sei einerseits auf den harten Wettbewerb zurückzuführen, andererseits habe Unisys den deutschen Markt aber auch vernachlässigt: "Anders als Großbritannien stand Deutschland in Europa bislang nicht im Fokus."

Steckbrief

Die Unisys Corp. mit Sitz in Blue Bell, Pennsylvania, entstand 1986 durch die Fusion der beiden Mainframe-Spezialisten Burroughs und Sperry Univac. Im Geschäftsjahr 2005 erzielte Unisys mit rund 36000 Mitarbeitern einen Umsatz von 5,76 Milliarden Dollar. Etwa 80 Prozent entfallen dabei auf das Servicegeschäft. Das Unternehmen hat sich mit IT-Infrastruktur-Services für Fluggesellschaften, TK-Anbieter, Finanzdienstleister und Medienkonzerne einen Namen gemacht. In Deutschland beschäftigt Unisys rund 500 Mitarbeiter.

Vor allem im Hinblick auf die Nearshore-Aktivitäten in Ost- europa gewinnt der Standort Deutschland nach den Worten von Dietrich Schmitt, Geschäftsführer Unisys Deutschland, an Bedeutung. "Die hiesigen Delivery-Resourcen werden künftig gemischte Teams mit den Unisys-Mitarbeitern in Osteuropa bilden", so der Manager. Unisys werde sich natürlich auch hierzulande von Mitarbeitern trennen. "Aber gleichzeitig bauen wir Personal durch Einstellungen und Umschulungen auf. Die Verträge mit Lufthansa und dem Bayerischen Staatsministerium der Justiz sind ja große Projekte."