Cloud Migration

Uniper CIO Bunyan über die beste IT-Entscheidung seines Lebens

01.03.2021 von Alexandra Mesmer
Raus aus dem Rechenzentrum von E.ON, rein in die Microsoft Azure Cloud. Über die Vorteile dieses Umzugs berichtete Uniper CIO Damian Bunyan.
Uniper CIO Damian Bunyan (rechts): "Als gebürtiger Engländer wollte ich in Deutschland Pünktlichkeit und Ordnung genießen, aber in unserem früheren Rechenzentrum war man doch nicht so ordentlich."

Als Energieversorger E.ON Anfang 2016 seine Geschäfte neu ordnete und unter anderem die Stromerzeugung aus fossilen Brennstoffen wie Kohle und Gas in die Uniper SE auslagerte, war Damian Bunyan der erste Mitarbeiter in der IT des neuen Unternehmens.

Vor ihm lag ein ganzer Berg von Aufgaben: Zum einen musste er ein Drittel der IT-Mannschaft von E.ON überzeugen, mit zu Uniper zu gehen, eine Firma, die in den Medien als "Resterampe" oder "Bad Bank" betitelt wurde. Zum anderen musste er die IT aus E.ON herauslösen und bald war klar, dass der Aufbau eines eigenen Rechenzentrums mit veranschlagten Kosten von 50 Millionen Euro den finanziellen Rahmen sprengen würde.

Raus aus dem Rechenzentrum, rein in die Cloud

Auf den Hamburger IT-Strategietagen erzählte Bunyan, wie sich für ihn durch den Gang in die Cloud alles zum Guten fügte. Rückblickend sieht sich Bunyan als CIO, "der sehr viel Glück hatte". Denn er musste sich nicht lange mit Fragen aufhalten, ob die Cloud denn sicher oder billiger sei - und das, obwohl sein Unternehmen als Betreiber von Gas- und Kohlekraftwerken, Strom- und Erdgaszulieferer für die Industrie und großer Energiehändler kritische Infrastruktur ist.

CIO Damian Bunyan stellte Auszüge aus Unipers IT-Strategie vor.

Die Trennung von E.ON und der damit beschlossene Auszug aus dem Rechenzentrum in Hannover machte in den Augen von Bunyan die Migration in die Cloud erst möglich. Zuvor mussten er und sein Team, das er erfolgreich von E.ON zu Uniper locken konnte, aber einige Hausaufgaben erledigen: Unter anderem galt es die Zahl der Datenbanken zu reduzieren, die nicht zur Cloud-Strategie passten.

Größere Aufräumarbeiten fielen auch bei den Applikationen an. Transparenz war nicht so vorhanden, wie es sich Bunyan vorgestellt hatte: "Als gebürtiger Engländer wollte ich in Deutschland Pünktlichkeit und Ordnung genießen, aber in unserem früheren Rechenzentrum war man doch nicht so ordentlich." So konnte keiner die konkrete Zahl der Anwendungen beziffern, es seien ungefähr 900. Das machte Bunyan nachdenklich: "Wie kann ich als CIO Security und Big Data nach vorne treiben, wenn ich noch nicht mal die genaue Anzahl meiner Anwendungen kenne?

Energiehandel über die Cloud

Sein Portfolio ist heute um 300 Anwendungen kleiner, und er besitzt eine genaue Auflistung aller Systeme - alles sei aufgeräumt, die Dienste laufen stabil und auch sicher. Die Public Cloud von Microsoft Azure bietet in Bunyans Augen viel mehr Möglichkeiten, die Cloud zu schützen. Besonders stolz ist er darauf, dass Uniper als erstes Unternehmen seine Kernapplikation Endur, ein "sehr komplexes" System für den Energiehandel, erfolgreich in die Cloud migrierte. Und dieser Geschäftsbereich, der jährlich Transaktionen von über 100 Milliarden Euro in die Wege leitet, fordert eine stabile und sichere IT-Infrastruktur.

Die Trennung von E.ON machte die Migration in eine moderne und zukunftsträchtige IT-Landschaft möglich, so Uniper CIO Damian Bunyan.

Auch die Entscheidung für den Cloud-basierten Microsoft-365-Arbeitsplatz erwies sich angesichts der Pandemie als richtig, ebenso wie das neu aufgesetzte Identitätsmanagement, das einen sicheren Zugriff von jedem Gerät überall auf der Welt erlaube. Auch für seine IT-Mannschaft brachte die Cloud-Migration neue Aufgaben, für die sie dank des Wegfalls vieler Routine-Tätigkeiten auch die nötige Zeit haben.

Die wichtigsten CIOs der deutschen Energiebranche
Martin Hölz
Ab 1. April 2020 wird Martin Hölz CIO der Energie Baden-Württemberg AG (EnBW) mit Sitz in Karlsruhe. Er löst Frank Krickel ab, der seit Juni 2017 die Position des Leiter der Funktionaleinheit Informationstechnologie (C-TI) innehatte und das Unternehmen auf eigenen Wunsch verlässt.
Damian Bunyan
Damian Bunyan ist seit Januar 2016 CIO der E.ON-Abspaltung Uniper in Düsseldorf. In dem Unternehmen werden die E.ON-Bereiche konventionelle Stromerzeugung, Energiehandel und Exploration & Produktion gebündelt. Von 2006 bis 2013 war Bunyan Mitglied der Geschäftsführung des E.on Business Services.
Philip Lübcke
Philip Lübcke ist seit September 2019 Geschäftsbereichsleiter IT der TEAG Thüringer Energie. Er berichtet an den Vorstand Personal und IT Wolfgang Rampf. Zuvor war Lübcke sechseinhalb Jahre lang CIO der Frankfurter Mainova AG. Insgesamt brint er 15 Jahre Erfahrung aus der Energiebranche mit.
Sebastian Weber
Seit 1. Juli verantwortet Sebastian Weber als CTO bei Eon den IT-Betrieb. Er soll auch die digitalen Plattformen des Konzerns ausbauen. Zudem hat er gemeinsam mit Christopher d'Arcy in einer Doppelspitze die Geschäftsführung der IT-Tochter Eon Digital Technology GmbH übernommen. Beide berichten direkt an Digitalvorständin Victoria Ossadnik.
Jan-Wilm Buschkamp
Jan-Wilm Buschkamp ist seit August 2019 Bereichsleiter IT der Mainova AG. Seitdem hat das Team um den CIO mit „hybrIT2023“ ein IT-Transformationsprogramm erarbeitet, um den Frankfurter Energieversorger zukunftsfähig zu machen. Ziel des Programms ist es unter anderem, mehr Wert zu generieren, das Unternehmen lean und agil aufzustellen sowie Prozesse end-to-end zu gestalten.
Oliver Herzog
Zum 1. September 2023 übernimmt Oliver Herzog den CIO-Posten bei der Thüga. Seine Vorgängerin Annette Suckert scheidet altersbedingt aus dem Unternehmen aus.
Thorsten Steiling
Thorsten Steiling ist seit Februar 2019 CIO Oerlikon Group & Managing Director Oerlikon IT Solutions AG. Er berichtet an Boris von Bieberstein, Head of Group Business Services. Zuvor war Steiling von September 2017 bis Januar 2019 CIO/Head of Corporate IT beim Automobilzulieferer Veritas AG in Gelnhausen.
Marcus Schaper
Marcus Schaper ist CIO bei der neuen RWE-Tochter Innogy. Er kommt von der Mutter RWE. Er war zuvor Head of IT bei der RWE Supply & Trading. Schaper hat an der WWU Münster Wirtschaftsinformatik studiert und war seit dem Jahr 2000 bei McKinsey. Zu RWE kam er im April 2010. Bis zum Börsengang der neuen RWE-Tochter fungierte Schaper als CIO für beide Konzernteile, seitdem ist er CIO der neuen Tochtergesellschaft. Übergreifende IT-Aufgaben in der RWE AG werden derzeit von Winfried Bröring wahrgenommen.
Jan Leitermann
Seit Juni 2017 ist Jan Leitermann Group CIO beim österreichischen Öl- und Erdgaskonzern OMV in Wien. Leitermann war zuvor Managing Director und Board Member beim Beratungsunternehmen Accenture AG Schweiz.
Jürgen Skirde
Jürgen Skirde ist CIO der RAG. Gleichzeitig hat er die operativ ausgerichtete Funktion des IT-Leiters inne. Im Konzern arbeitet der Diplom-Ingenieur schon seit 1985 - zunächst zehn Jahre auf Bergwerken, seither im IT-Management. Unter anderem leitete er SAP-Einführungsprojekte, von 2004 bis 2011 war er für die Infrastruktur verantwortlich.
Jan-Hendrik Semkat
Seit November 2017 ist Jan-Hendrik Semkat neuer Bereichsleiter Innovations- & IT-Management bei Natgas. Der gebürtige Oldenburger war mehrere Jahre in den Bereichen Softwareentwicklung, Projektmanagement und Beratung in der Energiewirtschaft tätig. Zuletzt war er Geschäftsführer der SIV Utility Services.
Jörg Ochs
Jörg Ochs (51) hat am 2. September die Leitung der Informationstechnologie der Stadtwerke München (SWM) übernommen. Er berichtet an den technischen Geschäftsführer der SWM Helge-Uve Braun. Ochs ist bereits seit 2017 Geschäftsführer der SWM Infrastruktur GmbH, der SWM Infrastruktur Region GmbH und der RegioNetzMünchen GmbH. Insgesamt ist er bei der SWM seit 2003 beschäftigt, unter anderem als Senior-Manager IT-Security, Leiter IT-Security und Datacenter/Infrastruktur und als Leiter Telekommunikation bei der SWM Services GmbH.
Michael Seiferth
Im Oktober 2021 hat Michael Seiferth die Geschäftsführung der N-Ergie IT übernommen. Vorgänger Klaus Vogl hat das Unternehmen verlassen.